Stadtverbesserer (11) Svenja von Gierke

Am kommenden Freitag findet der erste Münchner Kneipen-Carrotmob statt. Satte 90% des Umsatzes an diesem Tag will das Stragula für Klimaschutzmaßnahmen aufwenden. Eine gute Sache! Doch wer steckt eigentlich hinter der lustigen Aktion? Ein neuer Stadtverbesserer: Svenja von Gierke.

5 MAL CARROT MOB

1. Warum tust du das?
Um kreative Anreize für den Klimaschutz zu schaffen. Um Leute vom Mitmachen zu begeistern und die Wirtschaft charmant in ihre Verantwortung zu ziehen. Um zu zeigen, dass es anders geht.

2. Worum geht es bei deinem Projekt?
Carrotmob ist die umgekehrte Form des Boykotts. Wir belohnen Unternehmen, die bereit sind in den Klimaschutz zu investieren – dabei kann jeder mitmachen. Das funktioniert so: Wir suchen uns eine Sparte aus, z.B. Lebensmittelläden, Clubs oder Kneipen. Dann sprechen wir die Besitzer an und bitten um ein Gebot: Wer ist bereit den größten Teil seines Umsatzes in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren? Das höchste Gebot gewinnt und ist das erklärte Carrotmob-Ziel. Dann wird die Werbetrommel gerührt und zwar auf allen Kanälen. Via Facebook, Twitter und Blog, über die Presse, Flyer und Newsletter laden wir dazu ein, gezielt und strategisch zu knosumieren. Gleichzeitig stellen wir ein Programm auf die Beine: Die Leute sollen informiert werden und Spaß haben. Klimaschutz, DJs, Guerilla Knitting und Stelzenläufer – so heißt der Mix am Freitag, den 17. Juni im Stragula, Bergmannstr. 66. Dazu gibt es ein Karottenmenü und Getränke. 90 % des an diesem Abend erzielten Umsatzes fließen in Klimaschutzmaßnahmen für den Laden, z.B. eine effizientere Beleuchtung, eine optimierte Kühlung oder Ökostrom. Dafür arbeiten wir mit dem Energieberater Wolfgang Wulfes zusammen, der den Laden unter die Lupe nimmt. So finden wir die optimalen Maßnahmen, um möglichst viel CO2 einzusparen. Je mehr Leute zum Carrotmob kommen, desto mehr können wir tun. Also Freunde einladen und vorbeikommen!

3. Wie lang war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?
Die Idee des Carrotmobs wurde 2008 von Brent Schulkin in San Francisco entwickelt. Die Aktionsform erobert seitdem die Welt. In Deutschland fand der erste Carrotmob 2009 in Berlin statt. Drei Monate später legte Green City mit einem Carrotmob in München nach. Dies ist der fünfte Carrotmob, den wir organisieren. Diesmal war Brent Schulkins Besuch in München der Anlass und ich habe über Facebook nach Ideen gefragt, was wir anlässlich dieses Besuches organisieren sollen. Christof aus unserem Netzwerk schlug das Naheliegende vor: Ein Carrotmob muss her. Er trommelte seine Freunde Flo und Marcus zusammen und wir beschlossen eine Aktion auf die Beine zu stellen. Über Facebook suchten wir uns weitere Unterstützung im Online-Bereich: Dennis, Julia und Christian meldeten sich umgehend. All das war im April. Nach einer kurzen Aufwärmphase haben wir Vollgas gegeben: Ein Blog wurde erstellt, 20 Kneipen angesprochen, Partner wie co2online oder das US Generalkonsulat ins Boot geholt, Flyer verteilt, Deko gebastelt, Pressemitteilungen geschrieben, online berichtet, Filmdrehs und und und. Zwei Monate haben wir organisiert. Jetzt läuft der Countdown: Carrotmob am Freitag, den 17. Juni ab 16.30 Uhr bis tief in die Nacht im Stragula! Hier könnt ihr Euch schon mal beim Facebook-Event anmelden.

4. Woran könnte es scheitern?
Das zu wenig Leute kommen – aber das glaube ich nicht.

5. Warum sollte man mitmachen?
Die gute Tat am Freitag: Klimaschützen und Spaß dabei haben mit Freunden, DJ-Sets, Speis und Trank, Kunstaktionen und vielem mehr. Infos unter: www.facebook.com/carrotmobmuenchen, und www.carrotmob-muenchen.de

5 MAL MÜNCHEN

1. München in drei Worten:
Ich brauche vier: gesellig und leistungsorientiert, grün und hochsaniert.

2. Wo ist in München für Dich die Welt immer in Ordnung?
In unserem Hinterhof, einer kleinen Oase mitten an der Landsbergerstraße.

3. Wochenends: Dein Ausflugstipp im Münchner Umland?
Der versteckte Bio-Kiosk Chiringuito in Herrsching am Ammersee, am südlichen Ende der Seepromenade. Hier gibt es frisch gepresste Säfte, lecker Kuchen, Kaffee oder Bier auf der Decke am Ufer. Ein Picknick am Strand, was gibt es besseres! Mehr Infos.

4. Wochentags: Deine drei wichtigsten Nahversorger?
Mein Freund, sein Transportrad und der Vollcorner in der Arnulfstraße.

5. Kultur-Tipp: Was sollte man sich in München zur Zeit anschauen?
Wanderbaumallee, Bikekitchen, Radlkurse, Pflanzaktionen und der Carrotmob – bei Green City ist Hochsaison und die solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen! Für mich weitet sich nach dem Carrotmob wieder der Horizont für andere Dinge. Dann steht das Fat Freddys Drop Konzert auf dem Programm. Die Neuseeländer spielen zum ersten Mal in München, das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.

5 MAL DU

1. Was darf in Deinem Kühlschrank nicht fehlen?
Milch für Kaffee.

2. Welches Buch sollte jeder lesen?
So viele wie möglich, für’s Weltverbessern „Wie ich die Welt verändern und dabei auch noch Spaß haben kann“ von Kirsten Brodde.

3. Welchen Internetlink empfiehlst Du?
Mitdenken, Mitmachen, Mitgestalten: www.greencity.de

4. Der beste Song zum Weltverbessern?
Ich mache Pause: Bei Musik schalte ich ab.

5. Beichte: Welcher Klimasünde verfällst Du gerne?
Die weite Welt wartet darauf entdeckt zu werden. Ich liebe Reisen und fremde Länder. Da bleiben Flüge nicht aus, auch wenn ich versuche sie auf ein Minimum zu beschränken. Letztes Jahr hat mich Burma verführt, dafür geht’s dieses Jahr auf Deutschlandreise – und zwar mit Zug oder Rad.

2 Kommentare zu “Stadtverbesserer (11) Svenja von Gierke”

  1. Marco sagt:

    Ich dachte, das GAP muss sich dort sowieso bald verabschieden? Oder gibt es da Aufschub an der Gentrifizierungsfront?

  2. Claus sagt:

    Merci für das feine Interview. Kleiner Tipp für einen weiteren Kneipen-Carrot-Mob <- Das GAP. Wie Green-City auch in der Goethestr. 34. Ich glaube die Wärmedämmung und die Heizung sind optimierungswürdig…

    Viel Erfolg im Stragula!

    Ciao, Claus

Kommentieren