Der moderne Stadtmensch. Was wurde und wird ihm nicht alles vorgeworfen. Am schwersten wiegt wohl die Vernachlässigung des unmitelbaren Umfelds zugunsten eines global gelebten Individualismus. Aber der Mensch bleibt ein Gemeinschaftswesen, die Idee muss nur wieder höher gehängt werden. Daran glaubt auch Thomas Oeben, Vorstandsvorsitzender von DEIN NACHBAR e.V. Sein gemeinnütziger Verein betont das nachbarschaftliche (Aus-)Helfen und die Begegnung im Miteinander. Thomas Oeben hat sich und seinen Verein vorgestellt.
5 MAL DEIN NACHBAR e.V.
1. Worum geht es bei deinem Projekt?
DEIN NACHBAR e.V. ist ein soziales Unterstützungsnetzwerk, das zusammen mit ehrenamtlichen Helfern die Gemeinschaft in der Stadt stärken und zugleich professionelle und unbürokratische Hilfe anbieten will. Hierzu bauen wir ein breites, belastbares und jederzeit verfügbares Netzwerk an ehrenamtlichen Helfern aus der Nachbarschaft auf. Das Leistungsangebot ist dabei sehr umfangreich ausgestaltet: Mit haushaltsnahen Dienstleistungen, Begleit- und Besuchsdiensten, Entlastung pflegender Angehöriger, der Betreuung demenziell Erkrankter, Haus- oder Gartenarbeiten sowie technischer Hilfe wollen wir vor allem ältere Menschen entlasten, aber auch Familien und anderen hilfsbedürftigen Stadtviertel-Bewohnern die Möglichkeit geben, bei Bedarf flexibel und unbürokratisch auf ein lokales Netzwerk an Helfern zurückgreifen zu können. Wer bei uns Hilfe anfordert, kann dabei sicher sein, diese zum vereinbarten Zeitpunkt, in der erforderlichen Qualität und zu einem akzeptablen Preis zu erhalten.
2. Warum tust du das?
Zusätzlich zu den 2,6 Millionen Pflegebedürftigen im Sinne des Pflegeversicherungs-Gesetzes, gibt es in Deutschland ebenso viele Menschen, die in keine Pflegestufe fallen, aber dennoch regelmäßig Hilfe bei den Anforderungen des täglichen Lebens benötigen. Gerade diese Menschen und ihre Angehörigen möchten wir durch unsere Betreuungsangebote unterstützen und entlasten. Im Zuge des demografischen Wandels wird der Anteil älterer und pflegebedürftiger Menschen in den kommenden Jahren noch weiter ansteigen. Unser Konzept des ehrenamtlichen Helfens unter professioneller Anleitung kann dazu beitragen, dass der immer größer werdende Bedarf an Dienstleistungs- und Betreuungs-möglichkeiten auf breitere Schultern verteilt wird und somit zu einer angemessenen und professionellen Versorgung führt.
3. Wie lang war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?
Im Zuge intensiver Diskussionen über den demografischen Wandel im Winter 2014 kamen meine ehemaligen Geschäftsleitungskollegen Ulf Hallmann, Stefan Weis (beide Vorstände bei DEIN NACHBAR e.V.) und ich auf die Idee, die Schaffung von effizienten Versorgungsstrukturen für Hilfsbedürftige in Deutschland voranzutreiben. Schließlich gründeten wir im März 2015 den Verein DEIN NACHBAR e.V. und nach vielen Gesprächen mit dem Planungsreferat, diversen Koordinierungsstellen, ASZs (Alten- und Servicezentren, Anm. d. Red.), Nachbarschaftshilfen und Pflegediensten sind wir nun endlich seit Juli 2015 in unseren Vereinsräumen im Münchner Stadtteil Laim präsent. Der Stadtteil Laim dient dabei als Pilotprojekt, um das Angebot, die Koordinierung, den Einsatz der Ehrenamtlichen sowie die Etablierung der Vereinsräumlichkeiten als sozialen Treffpunkt zu erproben. Im nächsten Schritt ist nun der Einsatz unterstützender Computersysteme geplant, um die Vermittlung und die Abrechnung von Unterstützungsleistungen zu erleichtern. Mit den Erfahrungen aus unserem täglichen Betrieb in München-Laim dehnen wir unser Betreuungsangebot jetzt auf die Stadtteile Pasing, Nymphenburg, Neuhausen, Schwanthaler Höhe und Teile Sendlings aus. Damit deckt das Betreuungsangebot von DEIN NACHBAR den gesamten Münchner Westen ab.
4. Woran könnte es scheitern?
Der Bedarf für unsere Dienstleistungen steigt in den nächsten 15 Jahren um 37% bei gleichzeitiger Abnahme des intergenerationalen Unterstützungskoeffizienten (Anzahl der 50 bis 64-Jährigen, die einen über 80-Jährigen versorgen können) um 34%. Es bedarf also innovativer und effizienter Versorgungsstrukturen. Aus diesem Grund wird unser System nicht scheitern!
5. Warum sollte man sich bei eurem Projekt beteiligen?
DEIN NACHBAR e.V. versteht sich nicht nur als gemeinnütziger, sondern auch als generationenübergreifender Verein: Wer sich heute aktiv in die Gesellschaft einbringt, kann zu einem späteren Zeitpunkt von seinem Engagement profitieren und selbst Hilfe in Anspruch nehmen. Denn seine ehrenamtlichen Aktivitäten können auf ein Punktekonto gutgeschrieben werden und jederzeit gegen Betreuungsleistungen eingetauscht werden. Durch aktives Engagement bei DEIN NACHBAR e.V. trägt man also nicht nur dazu bei, hilfsbedürftigen Menschen etwas Gutes zu tun, sondern man sorgt schon jetzt aktiv für seine Zukunft vor. Außerdem versteht sich DEIN NACHBAR e.V. auch als soziale Begegnungsstätte: In unseren Räumlichkeiten finden regelmäßig interessante, offene Vorträge und spezielle Veranstaltungen für Helfer und Hilfsbedürftige statt. Somit kann unser Verein auch dazu beitragen, die Menschen aus der Nachbarschaft zusammenzubringen, sich besser kennenzulernen und so die Gemeinschaft zu stärken.
Aktuell suchen wir dringend Spender und Sponsoren, die unsere Idee des gemeinschaftlichen Miteinander unterstützen möchten, in dem sie z.B. eine Küche für unsere Vereinsräumlichkeiten in Laim stiften. Mit einem solchen Engagement unterstützt man aktiv die ehrenamtlichen Versorgungsstrukturen, die wie bereits erwähnt in Zukunft unverzichtbar für die Betreuung von Hilfsbedürftigen in unserem Land sein werden. DEIN NACHBAR e.V. ist gemeinnützig, kann also jederzeit Spendenquittungen ausstellen.
5 MAL MÜNCHEN
1. München in drei Worten
Weltstadt mit Herz.
2. Wo ist in München für dich die Welt immer in Ordnung?
Im Biergarten.
3. Wochenends: Dein Ausflugstipp im Münchner Umland?
Radln im Würmtal.
4. Wochentags: Deine drei wichtigsten Nahversorger?
Nuernberger Bratwurst Glöckl, Bratwurst Glöckl, Bratwurst Glöckl.
5. Kultur-Tipp: Was sollte man sich in München zur Zeit anschauen?
Caveman.
5 MAL Du
1. Was darf in deinem Kühlschrank nicht fehlen?
Bier & Brotzeit.
2. Welches Buch sollte jeder lesen?
1000 Places to See before You Die von Patricia Schultz
3. Welchen Internetlink empfiehlst du?
4. Beichte: Welcher Klimasünde verfällst du gerne?
Vor dem Grillkamin sitzen und in das offene Feuer schauen.
Fotocredit: DEIN NACHBAR e.V.
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