Von der WIESN lernen!

„Wo gehobelt wird fallen Späne“ und wo gegessen und getrunken wird braucht es Becher, Teller und Besteck, um sich feste und flüssige Nahrungsmittel auf direktem Wege und möglichst ohne „Übertragungsverluste“ einverleiben zu können.

Sofern Letzteres aushäusig geschieht – was in Zeiten des „homo mobilis“ nur allzu gern passiert – führt für die Ess- und Trinkwerkzeuge meist nur ein Weg zum Mund und der zweite gleich in den Müll. „To go“ heißt das Zauberwort der Gegenwart für viele Kunden und „to throw“ der Anschlussauftrag nach Genuss. Leider sind es immer häufiger nicht nur rein mechanische Hilfsmittel aus Pappe, „Plaste und Elaste“ die kaum benutzt im Abfalleimer landen, sondern oft genug auch portionierte „Essensreste“, die gleich mit dazu segeln. Es wird zusehens mehr weg geschmissen, als dass Mehrweg oder – im Fall von Lebensmitteln – auch „ganz weg“ gepflegt würde. Völlig auf der Wegstrecke bleibt dabei der respektvolle Umgang mit Naturalien, der schonende Umgang mit Ressourcen und insgesamt die Achtung vor der Natur. Das ist angesichts der Tatsache von immer mehr Menschen mit immer weniger Zugriff auf natürliche Ressourcen – die oft genug auch noch „ungerecht“ verteilt sind – das Gebot der Stunde. Dass es anders gehen kann, beweist der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM), der sich bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten das Ziel der Abfallvermeidung, der Wiederverwendung und der Wiederverwertung auf die Fahne geschrieben hat – mit viel Erfolg.

Anschaulichstes Beispiel für diese umweltschonende Strategie der Nachhaltigkeit ist die Wiesn. Seit 1991 sind auf der Wiesn, dem größten Volksfest der Welt mit über sechs Millionen Besuchern nur noch Mehrweggeschirr und -besteck zugelassen. Gleiches gilt übrigens für alle Großveranstaltungen, die in München auf öffentlichem Grund stattfinden. Die beliebten Wiesn-Spezialitäten wie Hendl vom Grill, Steckerlfisch und Ochs vom Spiess schmecken auf Porzellantellern statt Papptellern gleich doppelt so gut. Limonadengetränke werden nur in Mehrweg-Flaschen gegen ein Mindestpfand von einem Euro abgegeben. Zudem werden keine Getränke in Dosen verkauft, und bei der Anlieferung von Lebensmitteln und Bierkrügen werden wiederverwendbare Transportboxen benutzt. Dem Genuss folgt die strikte Abfalltrennung – sie ist die zweite tragende Säule im Münchner Abfallvermeidungskonzept. Zusammen mit dem Verbot von Einweggeschirr und Getränkedosen hat sie dazu beigetragen, die Menge des vom AWM abgefahrenen Abfalls auf der Wiesn im Vergleich der Jahre 1991 und 2011 um 90 Prozent (!) zu senken. Seither erfreut sich das weltberühmte Münchner Oktoberfest einer zunehmend konsequenten Ausrichtung an den drei „Spielräumen“ der Nachhaltigkeit – ökonomisch, ökologisch und sozial. Die Wiesn gilt auf der ganzen Welt zu Recht als Vorbild für umweltschonende Großveranstaltungen. Von der Wiesn lernen heißt für die Zukunft lernen!

Fotos: © AWM

13.Oktober 2012 | Der praktische Weg zum LeftoverGourmet und WeltRetter | von 19.00 bis 21.00 Uhr | Münchner Zukunftssalon, Waltherstr. 29 Rgb.|
Eintritt frei

Tristram Stuart- Food Waste Facts

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