Von Benjamin von Brackel
Während die traditionellen Geldhäuser seit der Finanz- und Bankenkrise an Vertrauen eingebüßt haben, boomen grüne Banken in Deutschland. Um neue Kunden müssen sie sich nicht sorgen, auch weil die Hürden für einen Wechsel immer mehr abgebaut wurden. Ein Überblick. Teil 4 unseres Dossiers: So legen Sie Ihr Geld gut grün an.
Als Julia Manzke vor ein paar Jahren nach Berlin zog, stellte sich für sie die Frage, zu welcher Bank sie nun gehen sollte. Da nahm sie einfach die um die Ecke: die Dresdner Bank. Die wurde später von der Commerzbank aufgekauft. „Commerzbank“ – den Namen fand Manzke, die einen Blog zur Nachhaltigkeit betreibt, unsympathisch. Und als die Finanz- und Bankenkrise kam, tauchten auf einmal lauter Fragen bei ihr auf. Was passiert da eigentlich gerade?
Sie wusste es nicht und hatte auch nicht das Gefühl, dass ihre Bank das wusste. „Dann habe ich angefangen, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, erzählt die Unternehmensberaterin. Manzke begann im Internet zu recherchieren – und was sie fand, gefiel ihr nicht: „Meine Bank ist eine der Hauptfinanzgeber der Atomwirtschaft!“ Es dauerte noch ein, zwei Jahre, bis Manzke zur Triodos-Bank wechselte, einer der Handvoll grüner Banken in Deutschland, die nur in ökologische oder soziale Projekte investieren. Dass es gerade diese Bank wurde, lag an Bequemlichkeit: Mit der Kreditkarte der Bank kann sie an fast allen Geldautomaten kostenlos Geld abheben.
Wie Julia Manzke entscheiden sich immer mehr Menschen für grüne Banken. Während die traditionellen Geldinstitute durch die Finanzkrise und Berichte über Zinsmanipulationen, Steuerskandale und Fehlberatung viel Vertrauen verspielt haben, boomen die nachhaltigen Geldhäuser. Um neue Kunden müssen sie kaum werben – sie kommen von selbst. Auch weil die Hürden für einen Wechsel abgebaut sind: Etwa der Zugang zu Geldautomaten oder das Online-Banking unterscheiden sich kaum noch vom Angebot herkömmlicher Geldinstitute.
Raus aus der Nische
Die Vorjahres-Bilanzen der vier großen grünen Banken können sich allesamt sehen lassen – alle wachsen kräftig. Branchenprimus ist die GLS-Bank mit einer Bilanzsumme von über drei Milliarden Euro und 165.000 Kunden. Dahinter folgen die Umweltbank mit 2,5 Milliarden Euro und knapp 115.000 Kunden sowie die Ethikbank mit über 310.000 Euro und 50.000 Kunden. Erst 8.000 Kunden in Deutschland hat die niederländische Bank Triodos, die europaweit ihre Bilanzsumme 2013 um fast ein Viertel auf über sechs Milliarden Euro steigern konnte und die 500.000er-Marke bei den Kunden gebrochen hat.
Die grünen Banken haben ihre Nische verlassen und wenden sich inzwischen an die breite Masse. Hunderttausende Kunden mit Tendenz nach oben sprechen eine deutliche Sprache. Aber grüne Bank ist nicht gleich grüne Bank. Die vier Marktführer unterscheiden sich in manchen Punkten deulich.
So geht etwa die Umweltbank einen Sonderweg. Als einzige der vier großen grünen Banken bietet sie keine Girokonten an – wer Kunde werden will, braucht ein weiteres Konto. Viele schreckt das erst einmal ab, sie wollen alles unter einem Hut haben. Aber das Konzept der Zweitbank ist von der 1997 gegründeten Nürnberger Bank durchaus gewollt. Denn zu jeder Zeit auf das Konto zugreifen zu können, ohne dass die Bank weiß, ob die Kunden in soziale und ökologische Projekte investieren – das habe nichts mit einer nachhaltigen Anlage zu tun. Und so investiert die Umweltbank mit den Einlagen ihrer Kunden nur in Umweltprojekte; vor allen in Solaranlagen, aber auch in die ökologische Gebäudesanierung sowie in Wind- und Wasserkraft. Über 15.000 Umweltprojekte hat das Geldhaus schon mit insgesamt etwa zwei Milliarden Euro finanziert.
Die anderen drei großen grünen Banken geben sich pragmatischer und haben sich breiter aufgestellt: Sie finanzieren auch soziale Projekte. Kunden der GLS-Bank, der ältesten Umweltbank, können wählen, wo ihr Geld bevorzugt angelegt wird – etwa in einem Windpark, einer Waldorfschule, einer Biomolkerei, einem Wohnprojekt für Menschen mit gesitiger Behinderung oder einem Yogazentrum. Die Kunden der 1974 gegründeten Bank können außerdem verfolgen, wo ihr Geld am Ende landet.
Keine Angst ums Geld
In punkto Transparenz können da etwa die relativ nachhaltigen Kirchenbanken wie die Steyler-Bank in Sankt Augustin nicht mithalten – auch nicht, was die hohen Kriterien für die Anlagen betrifft.
Auch wenn es ihr vor allem um die Umwelt gehe, sagt Manzke, so sei es für sie auch in Ordnung, dass ihre Bank in soziale Projekte investiert. Wichtiger ist ihr eher der Ausschluss von bestimmten Investitionsbereichen – Massentierhaltung, Atomwirtschaft, Nahrungsmittelspekulation.
Als sie ihren Freunden davon erzählte, dass sie nun zu einer Ökobank wechselt, reagierten die erst einmal skeptisch: Ist das überhaupt sicher?, kam als Frage. Dabei hätten viele Bekannte und Arbeitskollegen im Zuge der Finanz- und Bankenkrise Geld verloren. „Schlimmer kann es auch nicht kommen!“, dachte sich Manzke.
Wer zu einer der Umweltbanken wechselt, muss jedenfalls keine Angst um sein Geld haben. Denn auch die grünen Geldinstitute sind abgesichert. Die GLS-Bank etwa ist Mitglied im Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken und die Gelder der Kunden sind über den Einlagensicherungsfonds komplett abgesichert. An den 18.500 Geldautomaten können sie kostenlos Geld abheben. Außerdem unterhält die GLS ein kleines Filialnetz – eine Besonderheit unter den nachhaltigen Banken. Die Ethikbank etwa bedient ihre Kunden am Telefon oder über das Internet.
Während die Kunden von nachhaltigen Banken eher weniger Zinsen einstreichen können, werden ihnen, wenn sie ins Minus gehen, aber auch weniger Zinsen abkassiert, die GLS-Bank verlangt etwa 7,5 Prozent. Eines allerdings lässt einige noch vor einem Wechsel zu einer Umweltbank zurückschrecken, davon kann auch Julia Manzke aus ihrem Bekanntenkreis berichten: die relativ hohen Kontoführungsgebühren. Etwa 60 Euro muss der Besitzer eines Girokontos bei einer grünen Bank pro Jahr einrechnen, will er auch Bank- und Kreditkarte nutzen. Dafür weiß er, was mit seinem Geld passiert.
Die Kontoführungsgebühren sind natürlich mehr als nur abschreckend. 60 Euro sind, auch wenn man weiß, was tatsächlich damit passiert, eine ganze Menge. Ein geringerer Betrag würde vermutlich doch den ein oder anderen Neukunden mehr anziehen.