Nach der Pleite von Prokon ist das Vertrauen in grüne Geldanlagen erschüttert. Zeit, mal genauer hinzuschauen. Unser Mutterschiff klimaretter.info erklärt in der Serie „grünes Geld“ worauf es bei einer grünen Geldanlage ankommt.
Ökofonds haben manchmal eigentümliche Auswahlkriterien: Wer sich nicht informiert, finanziert unter Umständen Gazprom oder Shell. Am transparentesten ist die Investition in konkrete Projekte, etwa im Sektor der erneuerbaren Energien. Teil 1 unseres Dossiers: So legen Sie Ihr Geld gut grün an.
Das Siegel der Nachhaltigkeit ist durch seine ständige Präsenz längst entwertet worden – umso wichtiger ist es, bei angeblich nachhaltigen Kapitalanlagen die Produkte zu hinterfragen. Auch Ökofonds sind nämlich in Wahrheit nicht unbedingt besonders ökologisch konzipiert. Philipp Spitz von der Murphy & Spitz Umwelt Consult in Bonn zeigt das an Beispielen. So seien in verschiedenen sogenannten Nachhaltigkeitsfonds umstrittene Unternehmen vertreten, etwa die Rohstoff- und Bergbaukonzerne BHP Billiton, Glencore Xstrata, Anglo American, Rio Tinto oder Gazprom. Ferner investierten die Fonds auch in Unternehmen wie Schlumberger (mitverantwortlich für die Deepwater-Horizon-Katastrophe), die Großbank HSBC (beteiligt an Geldwäsche in Südamerika) sowie Mineralölmultis wie Shell und Chevron.
„Manche Fonds sind zusammengestellt nach dem Best-in-Class-Prinzip“, erklärt Philipp Spitz. Das heißt: Unter allen Unternehmen – selbst aus ökologisch problematischen Branchen – sucht man sich einfach jene Firmen raus, die etwas weniger Umweltschäden verursachen als ihre Mitbewerber. Ein reichlich bescheidener Ansatz.
Mehr Vertrauen erweckt dagegen das Best-of-Class-Modell, das bestimmte Branchen grundsätzlich außen vor lässt und aus den akzeptierten Branchen die besten Firmen auswählt. Ausschlusskriterien der betreffenden Fonds sind vor allem Atomkraftwerke, Waffen, Drogen, Gentechnik, fossile Energien und der Bergbau sowie Waren, die von Kindern gefertigt werden. Stattdessen investieren diese Fonds in erneuerbare Energien, Wasser, umweltgerechte Verkehrstechnik (etwa Fahrradhersteller und Schienenverkehr), Naturkost, ökologisches Bauen, Gesundheit und Medizintechnik. „Schauen Sie in die Jahresberichte der Fonds rein“, rät Spitz, „man findet die Informationen alle, aber man muss sie suchen.“
Wer nun diesen Aufwand scheut, aber dennoch für sein Geld eine ökologisch und ethisch einwandfreie Geldanlage sucht, hat zwei Optionen: Entweder er investiert direkt in entsprechende Projekte, etwa aus dem Sektor der erneuerbaren Energien. Oder aber er lässt sich von einer Bank beraten, in deren Engagement für nachhaltiges Wirtschaften er vertraut.
Die Netze für „risikoaverse“ Anleger
Einzelprojekte sind für die Anleger oft am besten zu durchschauen – sowohl in ökonomischer als auch in ökologisch-ethischer Hinsicht. Ökonomisch attraktiv sind sie oft auch deswegen, weil ihre Rendite anders als jene von Aktienfonds nicht an globalen Wirtschaftsfaktoren – wie etwa US-amerikanischen Immobilienmärkten – hängt, sondern schlicht an der Qualität des lokalen Projekts. Typische Beispiele für Investments in regionale Wertschöpfung sind Solar- und Windkraftanlagen.
Aber das Spektrum wird breiter. Künftig könnte auch die Netzinfrastruktur im Zuge der Energiewende als nachhaltiges Investment in Bürgerhände gehen. Rezzo Schlauch, von 2002 bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, propagierte diese Idee bereits 2012. Denn die heutigen Marktteilnehmer seien nicht in der Lage, die nötigen Investitionen alleine zu stemmen: „Wir müssen die Infrastruktur öffnen für mittlere institutionelle Anleger wie Pensionskassen und auch für private Anleger“, sagte Schlauch. Man müsse daher „eine Investitionsplattform für eine neue Energieinfrastruktur entwickeln“. Der Jurist verwies auf die attraktiven Rahmenbedingungen beim Bau von Netzen, die jedoch bislang Privatanlegern weitgehend verwehrt blieben. Wer langfristig und sicher anlegen wolle, sei in diesem Segment gut bedient: „Die Netze sind etwas für risikoaverse Anleger.“
Allerdings floppte eine erste Anleihe dieser Art, die der Übertragungsnetzbetreiber Tennet im vergangenen Jahr ausgab, um eine 380.000-Volt-Leitung an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste zu finanzieren – die Resonanz der Bürger war ausgesprochen gering. Das mag daran gelegen haben, dass die Bürger in diesem Fall weder eine Beteiligung an der Hochspannungsleitung noch einen Anteil am Unternehmen erwerben konnten, sondern schlicht dem niederländischen Staatskonzern Tennet einen Kredit gaben – mit allen Ausfallrisiken. Zudem erweckte das Vorhaben den Eindruck, Tennet wolle sich lediglich durch finanzielle Beteiligung der Bürger deren Wohlwollen für ein schwieriges Projekt erkaufen.
Solche Investments am sogenannten „Grauen Kapitalmarkt“ sind ohnehin nicht jedermanns Sache. Wer sich also lieber an die Angebote der Banken hält, dem bieten sich in Deutschland mehrere Unternehmen, die sich explizit als Alternativen zu den klassischen Geldinstituten verstehen: Neben den bekannteren Banken GLS Bank und Umweltbank fallen darunter vor allem die Ethikbank und die in den Niederlanden beheimatete Triodos Bank.
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