100 Prozent Erneuerbare Energie? Ja, das geht.

Der Landtag ist grün. 2004 wurde ein Solarpark auf dem Dach des Maximilianeums installiert. Foto: Achim Schroer

Wenn wir allein auf Ökostrom setzen, drohe uns eine Stromlücke und wir würden in der Kostenfalle landen. Die Warnungen  der Kohle- und Atomindustrie sind seit Jahren bekannt. Durch das Ergebnis der Bundestagswahlen finden sie wieder mehr Beachtung. Doch die Argument seien falsch, meint Martin Betzold des Münchner Ökostromanbieters Green City Energy. Schon in zehn Jahren würden wir rund die Hälfte des Stroms ohne CO2-Emmission und Nuklearmüll produzieren.

Text: Martin Betzold Fotos: Green City Energy

Vor dem Hintergrund des Klimawandels, schrumpfender Ressourcen und langfristig steigenden Energiepreisen stellt sich immer mehr die Frage, wie wir dauerhaft unsere Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen sicherstellen können. Der Zukunftsweg über eine vollständige Versorgung durch Erneuerbare Energien ist seit vielen Jahren bekannt, wurde aber immer wieder als nicht sicher und nicht gangbar bezeichnet.

Das Ende der fossilen Energieträger kommt

Doch diese bislang weit verbreitete Meinung wird durch immer lauter werdende Stimmen in Frage gestellt. Und das zu Recht. Addiert man die Energiepotenziale aller fossiler Energieträger, also von Kohle, Rohöl, Erdgas und, nicht zu vergessen, Uran, muss man feststellen, dass sie in der Summe noch knapp 80 Jahre zur Verfügung stehen. Bei gleichbleibendem Energieverbrauch sind die Reserven unserer derzeitigen Energieversorgung in absehbarer Zeit restlos aufgebraucht. Deshalb stellt sich nicht mehr die Frage ob wir uns in Zukunft mit 100% Erneuerbaren Energien versorgen können, sondern wie und wann. 47 % Erneuerbaren Strom bis 2020 hält die Branche der Erneuerbaren Energien in ihrer Prognose „Stromversorgung 2020“ für realistisch.

Nicht sichtbar unter den Kaskaden an der Großen Isar am Landtag entsteht bald Strom für 5000 Haushalte.

Nicht sichtbar unter den Kaskaden an der Großen Isar am Landtag produziert ein Wasserkraftwerk von Green City Energy und den Staadtwerken München jährlich bald Strom für 5000 Haushalte.

Erneuerbare Energien senken Kosten

Die Potenziale Erneuerbarer Energien sind unerschöpflich und stehen auch den nächsten Generationen nahezu unendlich zur Verfügung. Im Gegensatz zu Erdöl, Kohle, Erdgas und Uran ist die Nutzung von Sonne, Wind und Co. klimafreundlich, sicher, Umwelt- und Ressourcenschonend – und damit auf Dauer wesentlich kostengünstiger. Insbesondere Sonne, Wind, Wasser und Geothermie, also Technologien die ohne den Einsatz von Rohstoffen Energie erzeugen, wirken dauerhaft kostensenkend. Die Gestehungskosten von Strom aus diesen Quellen sind einzig und allein von den Technologiekosten abhängig. Bei zunehmender Nachfrage sinken die Kosten Erneuerbarer Energien und machen Ökostrom schon in absehbarer Zeit konkurrenzfähig. Die Gestehungskosten für Strom aus Windkraftanlagen sind in den letzten Jahren um 60%, für Strom aus Photovoltaik-Anlagen um 80% gesunken. Tendenz weiter stark fallend. Dass das Ziel der Netzparität in greifbare Nähe rückt, zeigt sich auch darin, dass Strom aus Windkraft an vielen Tagen an der Leipziger Strombörse, also außerhalb der festen Vergütungssätze des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG), vermarktet wird.

Energiewende schafft Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung

Jedes Jahr entstehen in Deutschland Kosten in Höhe von 70 Milliarden Euro für Energieimporte, das sind rund 200 € je Haushalt im Monat. Volkswirtschaftlich gesehen fließen die Ausgaben aus den Taschen der Bürger unwiderruflich in die energieexportierenden Länder ab und leisten somit keinen Beitrag zu einer regionalen Wertschöpfung vor Ort. Ganz anders verhalten sich Erneuerbare Energien. Deren Ausbau spart bares Geld: Bei einem Anteil von acht Prozent an der Energieversorgung haben die umweltfreundlichen Energien im Jahr 2006 bereits fossile Energieimporte im Wert von 5,7 Milliarden Euro vermieden. Die Erneuerbare-Energien-Branche strebt an, diesen Wert bis zum Jahr 2020 auf 20 Milliarden Euro zu steigern. Dieses Geld fließt nicht ins Ausland ab, sondern steht Staat und Industrie für inländische Wertschöpfung, Forschung und Entwicklung zur Verfügung. Für Deutschland heißt das: Erneuerbare Energien sichern den Energiestandort und schaffen beständig neue Arbeitsplätze.

Biostrom aus Bioabfall - Erneuerbare Energie ist vielfältig.

Biostrom aus Bioabfall - Erneuerbare Energie ist vielfältig.

Ökostrom schon heute eine wichtige Säule

Erneuerbare Energien decken einen immer größeren Teil unseres Energiebedarfs. Ihr Anteil am gesamten Endenergieverbrauch bei Strom, Wärme und Kraftstoffen ist 2008 auf knapp 10 Prozent gestiegen. Mit einem Anteil von 15% am Strombedarf sind die Erneuerbaren zu einer wichtigen Säule unserer Energieversorgung geworden und konnten die politischen Ausbauziele bei weitem übertreffen. Ihr Beitrag zur Wärmeversorgung wächst ebenfalls, wenn auch deutlich verhaltener. In der Summe hat die bisherige Entwicklung selbst ehrgeizige Ausbauprognosen übertroffen und gezeigt, dass Erneuerbare keine Spielerei sondern eine ernst zu nehmende Energieperspektive sind. Ein Umbau unseres Energiesystems auf 100% Erneuerbare Energien ist jedoch nur möglich, wenn parallel zum Ausbau der Erneuerbaren Energien auch verstärkte Anstrengungen zur Senkung des Energieverbrauchs getroffen werden.

Kleinanleger statt Konzerne

Der Umbruch in unserem Energiesystem wird maßgeblich durch dezentrale, private Investitionen möglich gemacht. Mit einem Anteil von rund nur 30% sind es nicht die großen Energiekonzerne oder Finanzinvestoren, die maßgeblich in kleine, regionale erneuerbare Energieprojekte investieren. Private Kleinanleger und der Mittelstand sind die treibende Kraft hinter der Finanzierung des Ausbaus Erneuerbarer Energien. Und das aus gutem Grund. Nachhaltige, sachwertorientierte Geldanlagen haben sich in den letzten Jahren zur renditestarken Alternative im Vergleich zu anderen Anlageformen entwickelt. Insgesamt wuchsen nachhaltige Geldanlagen in Deutschland 2007 um 85% im Vergleich zum Vorjahr.

Preisindex

Preisindex

Dieser Trend setzte sich auch 2009 fort. Die Rückbesinnung auf Sicherheit und Sachwerte steht bei Anlegern im Vordergrund. Der Markt für Erneuerbare Energien bietet vor diesem Hintergrund noch enormes Potenzial. Die soliden Wertentwicklungen von hunderten von Energiefonds mit Direktinvestitionen in Energieprojekte sind die Basis eines durch Privatinvestitionen finanzierten Wandels. Durch den Kauf von Anteilen an Erneuerbaren Energiefonds treffen Privatinvestoren eine in zweifacher Hinsicht kluge Entscheidung. Zum einen ermöglichen Sie den aus Klimaschutzgründen absolut notwendigen Ausbau Erneuerbarer Energien, zum anderen erwirtschaften diese Geldanlagen überzeugende Renditen mit geringen Schwankungen.

Quellen:  BMU 2009, Bundesverband Erneuerbare Energien 2009, Agentur für Erneuerbare Energien 2009

Mehr Informationen unter: www.greencity-energy.de / www.bio-solar-fonds.de

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