„Alles verändert sich durch den Klimawandel“

Der Münchner Rapper Boshi San singt in seinem Song „Nein Danke!“ davon das Denken der Konsumgesellschaft zu durchbrechen und auch mal „Nein“ zu etwas zu sagen. Sein ungewöhnlicher Künstlername hängt dem Musiker noch aus Schultagen nach und bedeutet übersetzt soviel wie „Herr Mütze“. Im Interview mit klimaherbst.de spricht der 27-Jährige über sein Video zu „Nein Danke!“, alternativen Lebensstil und seine Inspiration beim Songschreiben.

Klimaherbst: In deinem Song „Nein Danke!“ singst du über Bescheidenheit und über das Glück der kleinen Dinge. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Boshi San: Ich beschäftige mich ja viel mit Philosophie, weil ich das auch studiere und so setzte ich mich automatisch mit den Lebensfragen auseinander. Das ist schwer in Worte zu fassen, aber ich versuche zu verschiedenen Meinungen der Gesellschaft meine Position wiederzugeben. So auch zum Konsumverhalten.

K: Für das Video habt ihr einen Aufruf gestartet, der Menschen auf der ganzen Welt die deine Message teilen, dazu aufgefordert hat sich mit einem Schild mit der Aufschrift „Danke ich hab schon!“ zu fotografieren. Vor besonderen Locations zum Beispiel. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Boshi San: Die Idee stammte von der Produktionsfirma und erst war das Konzept auch ganz anders. Wir wollten erst so eine Art Flashmob machen, aber dann haben wir überlegt und sind auf die Idee mit den Fotos gekommen. So haben wir zum Beispiel auch beim Videodreh Geld gespart das man dann woanders benutzen konnte. (lacht)

K: Wie viele Fotos habt ihr bekommen und fiel die Entscheidung schwer welche Fotos ihr ins Video aufnehmt?

Boshi San: Also insgesamt haben wir so um die 120 Fotos bekommen. Im Video sind so 90 Bilder miteinbezogen. Es gab ein paar wo ich dann gesagt habe „Nein die nehmen wir nicht“, zum Beispiel Eines auf dem einer mit der Deutschland Flagge herum läuft. Das fand ich problematisch aber letztendlich hatte dann auch der Regisseur das letzte Wort.

K: Welches Foto war dein Lieblingsfoto?

Boshi San: Also das Foto vor der Chinesischen Mauer hat mich krass gefreut! Das meine Message auch in China angekommen ist! Aber auch Fotos aus Australien und Kuba. Der letzte Beitrag im Video ist von meinem Freund Roger Reckless der zu dem Zeitpunkt in Kenia war. Das hat mich noch mal ganz besonders gefreut, auf diese Weise was von ihm zu hören.

K: Du machst Hip Hop, aber in einem total anderen Stil als man es vielleicht von Hip Hop erwartet. Warum?

Boshi San: Eigentlich mache ich gar nicht einen so anderen Stil von Hip Hop. Ich zeige nur wieder mehr den Teil der Kultur, der von den Medien die letzten Jahre über nicht gezeigt wurde. Das ist nichts neues, ich bringe es nur wieder ans Licht.

K: Würdest du dich selbst als „Geschichtenerzähler“ bezeichnen?

Boshi San: Eigentlich bin ich gar nicht der Storytellertyp. Also eher nein. Ich bin eher derjenige, der seine Gedanken aufschreibt und eine Art Selbstreflektion betreibt. So wie wenn ich Tagebuch schreiben würde.

K: Du versuchst auch ökologisch bewusst zu leben und schon bei dir anzufangen etwas zu ändern. Warum denkst du ist das so wichtig?

Boshi San: Ich würde mich jetzt nicht als den krassen Hardliner beschreiben, aber ich versuche alternativ zu sein! Schließlich ist überall präsent was alles schief läuft. Auch durch die Globalisierung. Dass Menschen halb verhungern und zu Niedriglöhnen arbeiten, während wir dann genau das Produkt was diese Menschen hergestellt haben als Luxusgut kaufen. Der Gebrauchs- und Verkaufswert stimmt irgendwie nicht. Ich betreibe jetzt keinen Lebensstil extrem, aber es ist wichtig was zu ändern. Denn wir sind in so einer Art Sackgasse angekommen. Alles verändert sich durch den Klimawandel. Das Wetter, der Markt, alles und wenn wir jetzt nicht darauf reagieren, dann ist es zu spät.

K: Denkst du das du durch deine Songs Menschen zum Nachdenken vielleicht auch zum Umdenken anregen kannst?

Boshi San: Ich habe mich da oft mit Kollegen unterhalten. Wir haben uns viele Gedanken gemacht und sind aber zu dem Schluss gekommen, das wir Menschen die sowieso schon unsere Meinung teilen eher erreichen, da sie sich vielleicht unterstützt fühlen. Aber Menschen zum Umdenken anzuregen funktioniert meiner Meinung nach nur in sehr seltenen Fällen weil die sich dann meistens auch eine andere Art von Musik anhören. Wo so was vielleicht eher noch möglich ist, ist in so Grenzwelten der Musik. Zum Beispiel beim Rap wo zwei verschiedenen Welten aufeinander treffen.

K: Was ist für dich am inspirierensten beim Songs schreiben?

Boshi San: Hm. Ich glaube vor allem die Auseinandersetzung mit mir selbst, aber auch, dass ich viel lese. Und dass ich viel nachdenke. Über mein Leben und das von Freunden zum Beispiel. So sind meine Songs auch immer sehr nahe an meiner Biographie. Das heißt nicht das sie sich decken und ich genau das singe was wirklich in meinem Leben abgeht, aber es ist schon immer nahe dran.

K: Zum Schluss, in einem Satz. Was bedeutet München für dich? (überlegt sehr lange)

Boshi San: München ist eine ambivalente Heimat. Es ist cool und scheiße gleichzeitig.

Interview von Sabine Teryngel
Foto/ Video: youtube

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