#Ausspekuliert – Wohnen trotz München

ausspekuliert wohnen trotz münchen

Kofferix und Kartonix kämpfen gegen Spekulatius. So könnte das Motto von #ausspekuliert kurz zusammengefasst werden oder auch etwas länger:

„Jetzt ist ausspekuliert! Wir hams satt, dass Spekulanten unsere Stadt in einen seelenlosen Concrete Jungle verwandeln! Wir machen Widerstand in Form von Aktionen, schaffen mit dem Mieter*innenstammtisch eine Plattform, auf der sich Mieter vernetzen und vernetzen uns selbst weit über München hinaus – Wir sind mehr!“ Und wir von Grün & Gloria sind da ganz einer Meinung, weshalb wir uns mit Tilman Schaich von #ausspekuliert unterhalten haben. Wohnen geht uns alle etwas an und neben #ausspekuliert verrät Tilman und auch noch ein paar Tipps rund ums Thema Wohnen in München.

5 MAL TILMAN SCHAICH VON #AUSSPEKULIERT

  1. Worum geht es bei eurem Projekt? 
    Uns als Bürgerinitiative geht es darum, dass es in München wieder bezahlbare Mieten geben muss, ansonsten ist das soziale Klima in Gefahr. Jahr(zehnt)elang wurden die Preissteigerungen in München stillschweigend geschluckt, bis Spekulation und Gier überhand genommen haben.
  2. Warum tut ihr das?
    Ausgangspunkt der Initiative war der Zusammenschluss von Bewohner*innen von drei Münchner Mietshäusern, die durch Verkauf und Luxussanierung den Verlust Ihres Zuhauses befürchteten (und noch immer befürchten). 
  3. Wie lang war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?
    Begonnen hat es mit unserem ersten Münchner Mieter*innenstammtisch im Juni 2018, bei dem Vertreter*innen von 21 Münchner Häusern anwesend waren. Im September 2018 folgte dann die Demo „#ausspekuliert – für bezahlbaren Wohnraum und gegen soziale Ausgrenzung“, zu der über 10.000 Demonstranten gekommen sind. Seit dem arbeiten wir als lose Initiative an dem gemeinsamen Ziel.
  4. Woran könnte es jetzt noch scheitern?
    Ehrenamtliches Engagement kostet viel Zeit und Kraft. Die Zuständigkeiten liegen je nachdem bei der Stadt, dem Freistaat, oder sogar beim Bund.
    Wir würden uns wünschen, dass sich viel mehr Initiativen gründen, um mit Kreativität, Einsatz und Aktionen Druck von unten aus zu üben und damit auf die Problematik aufmerksam zu machen. 
  5. Wie kann man mitmachen?
    Über  die ausspekuliert-Webseite oder Facebook Kontakt mit uns aufnehmen. Das wichtigste ist aber, selbst aktiv zu werden – und auch zu bleiben. 
    Oft erlebt man großen Enthusiasmus zu Beginn. Dann fällt auf, dass es wirklich kontinuierliche Arbeit bedeutet und das können viele nicht leisten. Man muss ja Geld verdienen, um sich seine Miete leisten zu können und die Familie gibt es auch. Man kann aber auch die Vorbereitung unserer nächsten Demo finanziell unterstützen. Als Dankeschön haben wir jetzt #ausspekuliert T-Shirts und Baumwolltaschen in vielen bunten Farben.  Infos gibt es über unsere Webseite.

5 MAL MÜNCHEN 

  1. München in drei Worten. 
    Isar, Hofgarten, Baader Café
  2. Wo ist in München für Dich die Welt immer in Ordnung?
    An der Isar, im Hofgarten und im Baader Café
  3. Wochenends: Dein Ausflugstipp im Münchner Umland?
    Nehmt das Rad und fahrt los. Oder die Bahn. Das Münchner Umland wird am Wochenende von Münchner Autokennzeichen nur so überrollt und leidet darunter sehr. 
  4. Dein vielleicht skurrilster Lieblingsplatz in der Stadt?
    Auf jeden Fall die Wiesn’. Skurriler gehts wohl kaum. Ansonsten is die Stadt viel zu teuer, um noch Platz für wirkliche Skurrilität zu bieten.
  5. Kultur-Tipp: Was sollte man sich in München zurzeit anschauen?
    Das DOK.fest @home
Foto privat, Maske Kuniri.

5 MAL TILMAN SCHAICH

  1. Wie bist du in München am liebsten unterwegs?
    Mit dem Radl oder zu Fuß auf der Straße.
  2. Welches Buch sollten alle lesen?
    Hmmmm, da gibt es viele. Thematisch zu #ausspekuliert würde ich sagen „Mehr Gerechtigkeit“ von Alt OB Hans-Jochen Vogel. Ein Plädoyer dafür, dass die Regeln des Marktes für Grund und Boden dem Gemeinwohl untergeordnet werden müssen, um nachhaltig bezahlbaren Wohnraum für alle zu sichern. Etwas trocken zu lesen, aber dafür sind es keine 80 Seiten und sehr informativ.
  3. Welchen Internetlink empfiehlst du?
    https://pen.gg/de/
  4. Der beste Song zum Weltverbessern?
    Im Moment ganz frisch der Kollektiv-Song des COVID-19 Projektes  www.zuhause-festival.de, an dem ich auch mitgewirkt habe:
    13 Künstler*innen & unser Team spielen die Skandal im Sperrbezirk Lockdown Version.  Von zuhause für zuhause! Es ist immer wieder toll zu erleben, wieviel Energie freigesetzt wird, wenn man sich gemeinsam für eine Sache einsetzt.
  • 5. Beichte: Welcher Klimasünde verfällst du?
    So ziemlich jeder irgendwann mal etwas. Den größten Fußabdruck hinterlasse ich wohl, weil ich dauern online bin. Wir sind uns zum Beispiel im Umgang mit Mails nie bewusst, dass 65 Mails ca. so viel Energie verbrauchen, wie mit einem durchschnittlichen Auto 1 km zu fahren. Ich habe kein Auto und beziehe nur ganz wenige Newsletter.

UNSERE SPEZIAL FRAGEN ZUM WOHNEN

  1. Macht es aus eurer sicht Sinn einer Genossenschaft beizutreten?
    Unbedingt! Auch wenn man keine Wohnung braucht. Alleine d er solidarische Gedanke ist toll. Genossenschaftliches Wohnen unterliegt nicht den Preisen des freien Marktes, da das  Hauptziel von Wohnbaugenossenschaften nicht das Erwirtschaften von Gewinn ist, sondern die Sicherung von bezahlbarem Wohnraum anhand des gemeinsamen Geschäftsbetriebes. 
  2. Der ultimative Wohnmarkt Tipp?
    Den gibt es glaube ich nicht, man muss überall seine Augen und Ohren offen halten. Empfehlen kann ich die „Budenschleuder“. Das ist eine einfache Email, in welcher sämtliche Zuschriften aus dem Verteiler – das heisst Wohnungsangebote und -gesuche – zusammengefasst werden. Der Verteiler besteht seit 2004, wird privat und ehrenamtlich betrieben und ist auf mittlerweile über 25.000 Abonnenten angewachsen. Einfach eine E-Mail an  budenschleuder@kraeftner.de schreiben, ein kurzes Hallo und schon ist man in der Empfängerliste.  Jetzt muss man nur ausrechnen, mit wie vielen Kilometern Autofahrt das zu vergleichen ist. Wenn man sich mit einer Spende bei der Budenschleuder bedankt, ist das bestimmt gut fürs Karma.
  3. Ich sitze in zwei Monaten wegen Eigenbedarfs-Kündigung auf der Straße, was jetzt?
    Recherchieren und Professionelle Hilfe besorgen. Sehr oft ist der Eigenbedarf nicht gerechtfertigt oder sogar nur vorgeschoben. Unterstützen können einen Vereine wie das Bündnis Bezahlbares Wohnen oder der Mieterverein.
  4. Wohnen trotz München? 
    Natürlich. Nicht aufgeben. Gemeinsam laut sein. #ausspekuliert

Titelbild: © singhi vanith

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