Beim Klima geht´s auch um die Wurst

Brakefirst-FJ

Zu viele tierische Produkte sind eine Last für Umwelt und Gesundheit. Besser essen und das Klima schonen: Unser wöchentlicher Tipp in Kooperation mit www.verbraucherfuersklima.de – dem Portal der Verbraucherzentrale.

Rund 60 Kilogramm Fleisch und Wurst isst jeder Bundesbürger im Jahr. Das tut weder dem Klima noch unseren Körpern gut. Zum einen heizt die Produktion tierischer Lebensmittel das Treibhaus Erde massiv an. Zum anderen liefert der hohe Fleischkonsum gleichzeitig unerwünschte Inhaltsstoffe wie gesättigte Fettsäuren und Cholesterin, die das Risiko ernährungsabhängiger Erkrankungen erhöhen können.

Wenn Kühe, Schafe und Ziegen wiederkäuen, entsteht in ihren Mägen Methan. Mit Hilfe der Bakterien im Pansen sind Wiederkäuer in der Lage, von anderen Tieren nicht nutzbare Pflanzen wie z.B. Gras zu verdauen und so in die Lebensmittel Milch und Fleisch umzuwandeln. Das dabei entstehende Gas Methan ist 20 bis 25 Mal klimawirksamer als Kohlendioxid. Jede Kuh rülpst jeden Tag 300 bis 500 Liter davon in die Luft; ein Schaf bringt es immerhin auch auf rund 25 Liter. Vor allem hierdurch belasten Produkte von Wiederkäuern das Klima weitaus stärker als alle anderen Nahrungsmittel.

Das Freiburger Öko-Institut hat ausgerechnet, dass ein Kilogramm Rindfleisch die Atmosphäre umgerechnet so stark aufheizt wie 13 Kilo Kohlendioxid. Butter schlägt sogar mit 24 Kilo CO2-Äquivalenten zu Buche. Besser schneiden Milchprodukte dann ab, wenn sie einen geringen Fettgehalt haben, weil dann weniger Milch zur Herstellung eines Kilos Milchprodukts benötigt wird.

Hochwertiges Futter für Rinder und Schweine

Immerhin können Kühe auf anderweitig nicht nutzbarem Grünland weiden – und das ist etwa ein Drittel der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche in Deutschland. Allerdings reicht das bei weitem nicht aus, um die fast 13 Millionen Rinder hierzulande zu ernähren. Und auch die 27 Millionen Schweine und 105 Millionen Geflügel-Tiere  benötigen hochwertiges Futter. Im Prinzip könnte der von ihnen vertilgte Mais und Hafer oder die Gerste genauso gut Menschen satt machen: Etwa die Hälfte dessen, was heute weltweit auf Tisch und Teller kommt, besteht aus Getreide. Auch wäre es wesentlich effektiver, wenn sich die Menschen überwiegend direkt von den Pflanzen ernähren würden. Denn das Vieh setzt das meiste Futter nicht in Fleisch, Eier oder Milch um, sondern benötigt es für den eigenen Stoffwechsel. So gehen 65 bis 90 Prozent der pflanzlichen Nahrungsenergie als sogenannte „Veredelungsverluste“ verloren.

Futterimporte aus Übersee für deutsches Vieh

Obwohl etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland für den Futteranbau genutzt wird, reicht das immer noch bei weitem nicht aus, um alle Tiere zu versorgen. Deshalb müssen zusätzlich große Mengen Futter importiert werden – überwiegend aus Übersee.

In Brasilien wurden bereits riesige Gebiete des Amazonas-Regenwalds gerodet, um Platz für Sojaanbau zu schaffen. Außerdem haben sich dort in letzter Zeit große Rinderfarmen angesiedelt, die ebenfalls zu einem erheblichen Teil für den europäischen Markt produzieren.

Doch nicht nur in Amerika, sondern auch in Asien und Afrika sind heute viele Felder mit Pflanzen bestellt, mit denen Schlacht- und Milchvieh in Europa ernährt wird. Allein für den Sojabedarf der deutschen Nutztiere wurden im Jahr 2007 rund 28.000 Quadratkilometer Anbaufläche in Ländern außerhalb Europas belegt. Das entspricht einer Fläche, die größer ist als die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Saarland zusammen. Deshalb fehlen dort häufig Anbauflächen, um die vor Ort lebende Bevölkerung ausreichend zu ernähren.

Zu viel Fleisch macht dick

Zu allem Überfluss ist es auch ungesund, sehr häufig tierische Produkte zu essen. So geht die Welternährungsorganisation FAO davon aus, dass vor allem in den Industrieländern eine Milliarde Übergewichtige leben, von denen ein knappes Drittel sogar fettleibig ist.  Denen stehen mehr als eine Milliarde Menschen gegenüber, die unterernährt sind oder sogar hungern.

Ernährungswissenschaftler empfehlen, den in Deutschland üblichen Fleischkonsum von derzeit rund 60 Kilogramm im Jahr auf rund 15 bis 30 Kilo zu senken. Auch essen wir im Durchschnitt zu viele fettreiche Milchprodukte. Von einer Reduzierung dieser tierischen Lebensmittel würde unsere Gesundheit profitieren.

Gleichzeitig könnte die Klimabelastung durch unsere Ernährung deutlich verringert werden. Schließlich ist der größte Teil – 44 Prozent – der Treibhausgase, die im Bereich Ernährung entstehen, auf die landwirtschaftliche Erzeugung von Tierprodukten zurückzuführen. Dagegen verursachen pflanzliche Lebensmittel nur 8 Prozent der Klimagase. Der Rest entsteht bei der Verarbeitung, beim Transport und bei Einkauf, Lagerung, Zubereitung etc.

Pflanzliche Lebensmittel: gut für Körper und Klima

Auf den Tellern sollten also pflanzliche Lebensmittel wie Getreideprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst den meisten Platz einnehmen. Das ist wohltuend für den Körper und schont zugleich das Klima. Denn bei der Herstellung von einem Kilogramm frischen Möhren oder Kohlrabi entsteht gerade einmal rund ein Zwanzigstel der Klimagase im Vergleich zu Schweine- und Hühnerfleisch. Der Rinderbraten ist der Weltmeister in punkto klimabelastende Ernährung: Gegenüber einer gleich großen Menge frischen Gemüses schneidet er sage und schreibe fast 100 Mal schlechter ab.

Auf Fleisch zu verzichten – zumindest zeitweise – kann sogar Trends setzen. Das demonstriert die belgische Stadt Gent. Sie hat sich im Mai 2009 zur „Europäischen Vegetarierhauptstadt“ erklärt. Jeden Donnerstag gibt es dort in den öffentlichen Kantinen nun Köstlichkeiten wie Auberginenkaviar. Auch die Schüler werden ab Herbst ihren wöchentlichen „Veggitag“ erleben. Schon 94 vegetarische Restaurants existieren in der 250.000-Einwohner-Stadt. Kommunal organisierte Kochkurse sollen den Bürgern nun helfen, auch zu Hause fleischlose Leckerein auf den Tisch zu bringen.

Weitere Infos der Verbraucherzentrale können Sie hier kostenfrei als pdf  herunterladen:

Die Klimawirkung von Lebensmitteln

Umweltauswirkung der Enährung

(c) www.verbraucherfuersklima.de

Foto: Johannes Leopold Ritz / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by)

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