Billig kommt uns teuer zu stehen – Anschreiben gegen die Resignation

Aus aktuellem Anlass zur Salus-Preisverleihung an den Münchner Autor Franz Kotteder. Eine Buchbesprechung von Ursula Liepelt.

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Das darf doch alles gar nicht wahr sein! In welchem Ausmaß wir alle an der Nase herumgeführt werden, das macht das Buch „Billig kommt uns teuer zu stehen“ mehr als deutlich. In klarer Sprache und mit scharfsinnigen Analysen gibt der Autor Franz Kotteder dem Wahnsinn Struktur: Mit miesen Tricks werden uns immer schlechtere Produkte untergejubelt und egal, wo und was wir einkaufen: Oft haben wir gar nicht die Möglichkeit richtig zu entscheiden. Überall subventionierte Überproduktion, die kein Mensch braucht. Das führt zu menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, Umweltzerstörung und Gesundheitsschäden. Wer will so etwas lesen? Wir wissen und kennen das doch schon alles! Kennen wir wirklich den Preis für ein ausgewachsenes Mastschwein? Ein Bauer verdient heutzutage damit gerade einmal 10 Euro. Leider wissen wir noch lange nicht alles, denn ein Hauptleistung des „System Billig“ besteht darin, die wahren Kosten einer Ware zu verschleiern. Nur so kann es sein, dass viele Verbraucher zwar das richtige wollen, aber dennoch nicht wissen, was sie tun. Zunehmend verlieren wir das Gefühl für den wahren Wert der Dinge. Darin liegt die Stärke des Buches. Wo viele resignieren und behaupten, dass es egal sei, ob man teuer oder billig kaufe, zeigt es eines klar auf: je billiger ich kaufe, desto wahrscheinlicher ist es, dass irgendwas faul daran ist. Nur können die meisten gar nicht mehr erkennen, was wirklich zu billig ist. Eine Kinderjeans für 10,- Euro, geht doch, – oder das fertige gebratene halbe Huhn für 5,- Euro – noch zu teuer- ist doch „bloß“ Geflügel. Früher sagten die Eltern: „Wir sind zu arm um billig zu kaufen“ , denn ein billiger Schuh hält meistens auch nichts aus. Das Buch macht eine gehörige Portion Wut, aber auch auch Mut. Es zeigt auf, dass es die scheinbar unvermeidbaren Zustände in der Massentierhaltung, dem Wettrüsten auf dem Acker und den Versuch der Privatisierung der Natur noch gar nicht so lange gibt, von Menschen gemacht und veränderbar sind. Lassen wir uns das nicht gefallen, denn Resignation können wir uns nicht leisten: „Um die Welt zu reparieren, werden alle verfügbaren Kräfte gebraucht.“ Das Buch hilft dabei, Kraft, Mut und die Ausdauer für dieses schwierige Unterfangen immer wieder zu finden.

Franz Kotteder ist seit 1991 Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung und inzwischen vorwiegend als Reporter tätig. Er widmet sich in dieser Funktion bevorzugt Ernährungs- und Gastronomiethemen und schreibt Bücher über seine Heimatstadt München und wirtschafts- sowie gesellschaftspolitische Sachthemen. Für das Buch „Billig kommt uns teuer zu stehen“ wurde der Autor heuer mit dem Hauptpreis des Salus Medienpreises ausgezeichnet.
Diesen Preis erhalten Medien, die sich kritisch mit den Risiken und Auswirkungen der Agro-Gentechnik beschäftigen oder der Frage nachgehen, welche Chancen eine ökologische und gentechnikfreie Landwirtschaft für eine gesunde Lebensweise eröffnet. Dabei legt die Jury besonderen Wert auf eine sachkundige, inhaltlich präzise und allgemeinverständliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Weitere Bewertungskriterien sind die Aktualität, Qualität, Nachhaltigkeit und Kreativität der Umsetzung.

Franz Kotteder: Billig kommt uns teuer zu stehen. Das skrupellose Geschäft der globalisierten Wirtschaft. 2013, Ludwig Verlag, ISBN 10: 3453200411, 19,99 Euro.

(Bild: salus-medienpreis.de)

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