Bio ist nicht gleich Bio! Das 1×1 der Biosiegel für Lebensmittel

Obst und Gemüse

Bio ist gut für die Umwelt, die Qualität und das Gewissen. Oder ist alles nur Marketingstrategie? Eine einheitliche Regelung, was Bioprodukte – vom Teppich bis zur Wandfarbe – ausmachen, gibt es bei uns in der EU bisher nicht.

Ganz allgemein gilt: Bei biologischer beziehungsweise ökologischer Herstellung kommen in keinem Schritt der Wertschöpfungskette künstliche Elemente vor. In dieser Definition liegt aber auch schon das Problem: Welche Stoffe künstlich und welche natürlich sind, ist nur in den seltesten Fällen gesetzlich geregelt, sondern bleibt meistens subjektive Auslegungssache.

Der Lebensmittelbereich ist immerhin der einzige, in dem „bio“ ein geschützer Begriff mit gesetzlich definierten Kriterien ist: Wer Lebensmittel bei uns als „bio“ zertifizieren möchte, muss die Anforderungen der EU-Verordnung erfüllen.

Wir haben die 5 wichtigsten Bio-Label und ihre Bedeutung aufgeführt:


  1. Das EU-Bio-Siegel

EU-Bio-Siegel

Das EU-Bio-Siegel ist das Standardsiegel für Bioprodukte in der EU. Wer Lebensmittel als bio zertifizieren möchte, muss die Anforderungen der EU-Verordnung erfüllen.

Wenn du ganz genau auf die Ökobilanz achten möchtest, lohnt sich einen Blick unter das Logo: Hier wird zwischen Deutscher Landwirtschaft, EU-Landwirtschaft und Nicht-EU-Landwirtschaft unterschieden. So kannst du unnötig lange Transportwege von Produkten vermeiden, die auch hierzulande erhältlich sind.

Darüber sagt dieses Logo nichts: Länge der Transportwege von Tieren

Leider definiert das EU-Bio-Siegel nur Mindestanforderungen für die ökologische Landwirtschaft: 95 Prozent der Inhaltsstoffe müssen biologischer Herkunft sein, dabei werden aber beispielsweise keine eindeutigen Regeln bezüglich artgerechter Haltung oder zur Länge des Transportwegs zum Schlachthof festgelegt. Samen für Bioprodukte können auch konventioneller Herkunft sein, nur Gentechnik oder chemische Vorbehandlung sind verboten. Ökologische und konventionelle Bewirtschaftung darf darüberhinaus in ein und demselben Betrieb stattfinden. Das EU-Bio-Siegel ist zwar ein guter Schritt in die richtige Richtung, lässt aber einige Bereiche offen und unkontrolliert.

Wenn dir strengere Biokriterien wichtig sind, solltest du zusätzlich auf Biosiegel folgender Bioanbauverbände achten.


2. Bioland: das 100 Prozent ökologischer Anbau-Logo

Logo Bioland

Picture by Bioland

Die Richtlinien von Bioland gehen weit über die Mindestanforderungen der EU hinaus. Produkte mit diesem Siegel werden zu 100 Prozent ökologisch erwirtschaftet, der Düngereinsatz ist spezifischer geregelt und nur halb so viele Zusatzstoffe sind zugelassen. 

Hier siehst du einen genauen Überblick der wesentlichen Unterschiede zwischen dem EU-Bio-Siegel und dem Bioland-Siegel.


3. Das Naturland Zeichen

Naturland Logo

Picture by Naturland

Die Regelungen des Naturland-Biosiegels beziehen sich im Gegensatz zum EU-Biosiegel nicht nur auf Lebensmittel: Auch ökologische Waldnutzung, Textil- und Kosmetika-Herstellung und soziale Aspekte unterliegen strengen Richtlinien. Die Anzahl der Legehennen pro Quadratmeter ist in der Volierenhaltung limitiert und zusätzlich können die Tiere auch bei schlechtem Wetter überdachte Außenflächen nutzen.

Für Milchkühe ist ein Weidegang während der Vegetationsperiode verpflichtend. Besonders die Richtlinien zur Aquakultur sind deutlich strenger als unter der EU-Verordnung.

Hier siehst du einen genauen Überblick der wesentlichen Unterschiede zwischen dem EU-Bio-Siegel und dem Naturland-Siegel.


4. Das Demeter Logo: auf Nummer sicher

Logo Demeter

Picture by demeter

Demeter zählt zu einem der strengsten Anbauverbände in Deutschland.

Die schmerzhafte Enthornung von Kühen ist verboten, die Strecke zum Schlachthof darf 200 Kilometer nicht überschreiten und auf dem gesamten Betrieb muss biologisch gewirtschaftet werden.

Einwandfrei sind aber auch Produkte mit Demetersiegel nicht: Nur Kühe, die gerade nicht gemolken werden, dürfen ein paar Wochen pro Jahr auf der Weide stehen. Den Rest der Zeit sind auch sie angebunden und Weideauslauf ist keine geregelte Vorschrift.

Hier siehst du einen genauen Überblick der wesentlichen Unterschiede zwischen dem EU-Bio-Siegel und dem Demeter-Siegel.


Und was gibt es noch?

Mittlerweile führt fast jede Supermarktkette neben großen Biomarken auch ein hauseigenes Biolabel. Für Rewe Bio, Alnatura und Co. gelten dabei genau wie für alle anderen Biolabels: Sie müssen die Kriterien der EU-Verordnung erfüllen. Darüber hinaus können sie sich selber weitere Richtlininen geben. Wir empfehlen: Am Besten einen Blick auf die jeweilige Internetseite werfen.

Außerdem lohnenswert: Ökotest hat hier (https://www.oekotest.de/essen-trinken/59-Bio-Label-im-Test_94857_1.html) die Kriterien von 59 Biomarken verglichen.


Bild: CC0 License

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