Corona: wir versuchen es mal positiv

Die Zeiten der (sozialen) Beschränkung zur Eindämmung des Covid-19 Viruses verlangen uns allen einiges ab. Aber wir versuchen auch diese Situation irgendwie positiv zu sehen. Anita von den Münchner Machbarn hat für uns aufgeschrieben, welche positiven Dinge sie trotz (oder wegen) dem derzeitigen Ausnahmezustand entdeckte.

Vom Grundsatz her bin ich ein sehr optimistisch eingestellter Mensch und darum sehe ich auch die positiven Seiten dieser Situation. Denn spätestens jetzt zeigt sich, dass niemand alleine auf sich gestellt leben kann. Überall wird solidarisches Handeln sichtbar und für mich ist „Solidarität“ mehr als ein Wort, für mich ist Solidarität eine täglich gelebte Haltung.

Neues im Kleinen entdecken

Wir müßen nicht unbedingt reisen. Der Frühling hat auch in München sehr viel zu bieten. Ich mache zur Zeit öfter als früher Rundgänge durch das Viertel, in dem ich wohne, und nehme ganz andere Dinge war: Einen blühenden Baum, oder ein besonders schönes oder auch originelles Haus. Oder ich unterhalte mich mit einer Frau die gerade aus dem Fenster schaut über einen blühenden Kirschbaum. Sie erzählt mir, dass der Baum jedes Jahr blüht aber noch nie so schön und gewaltig wie in diesem Jahr. Dann sehe ich, wie Väter mit ihren Kindern spielen, und das sieht sehr freundlich aus.

Auch der Maskenpflicht kann ich etwas Positives abgewinnen und meine politische Seite freut sich sehr darüber, daß das Vermummungsverbot jetzt aufgehoben ist und sogar unser Ministerpräsident eine Maske trägt. Manchen Menschen stehen die Masken auch ausgesprochen gut und bei der Maskengestaltung sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Wir schauen wieder aufeinander

Besonders freue ich mich aber darüber, dass die Menschen, trotz Abstand halten, einander wieder näher kommen. Es wird wieder mehr „aufeinander gchaut“ wie wir Münchner gerne sagen. Ich kenne dieses „aufeinander Schaun“ schon aus meiner Kindheit. Ich bin in einem klassischen Münchner Arbeiterviertel aufgewachsen und es war so selbstverständlich, daß die großen Kinder auf die kleinen „gschaut ham“. Jetzt sehe ich es bei den Erwachsenen. Die Leute entwickeln wieder Empathie für einander. Die Prioritäten haben sich verändert. Das menschliche Miteinander ist wieder in den Vordergrund gerückt.

Frische Luft und Musik anstatt Büro

Nach meinem Eindruck tut es den Menschen auch gut, Dinge zu tun, für die sonst wenig Zeit da ist. Ich merke das bei mir selbst. Ich lese viel, höre Musik, und musiziere oft. Ich stehe in enger Verbindung zum Beispiel über „Skype“ mit meiner Community. Mit einem meiner Freunde habe ich alle 14 Tage Violinen Unterricht über Skype. Wir spielen Gitarre und Violine. Das funktioniert erstaunlich gut. An Ostern hatten wir unser traditionelles Osterfrühstück und über Skype Gäste eingeladen. Das hat allen viel Vergnügen bereitet. Ich arbeite viel im Garten: pflanze Erdbeeren und Spinat, Radieschen und Preiselbeeren.

Auch ihr könnt neue Fähigkeiten in euch entdecken.Zum Beispiel, indem Sie Ihrer Familie die Haare schneiden. Vielleicht finden das andere Leute ganz toll und fragen Sie nach ihrem Friseur. Ich habe damit begonnen, Brot und Kuchen selber zu backen. Wir kennen Leute, die schneidern sich ihre Kleider und Hosen inzwischen selbst und sehen darin sehr schick aus.

Einmal in der Woche gehen wir zum Wochenmarkt, um Bio-Lebensmittel einzukaufen. Für mich ist der Einkauf auf einem Wochenmarkt immer noch ein besonderes Erlebnis und wir meinen auch, daß der Wochenmarkt eine gute Alternative ist, wenn Läden geschloßen haben. Ich bin ein großer „Fan“ von Wochenmärkten, weil ich finde, daß das zum „Münchner Leben“ gehört und diese Stadt so liebenswert macht. Ich würde mir wünschen, dass das so bleibt.

Ein Beispiel von Kreativität gibt mein Lieblingsmusiker, Daniel Hope, ein Violinist. Er hat sein Wohnzimmer geöffnet und lädt jeden Abend Musikerinnen ein, um zu musizieren. Dazu gibt es Lesungen von ausgezeichneten Schauspielerinnen und Videos aus aller Welt und von allen Genres. Daniel Hope zu zu sehen macht Freude. Er ist nicht nur Musiker, sondern auch ein sympathischer Entertainer.

Ein anderes Beispiel von Ideenreichtum sieht man in Italien. Hier machen die Menschen von Ihren Balkonen aus Musik. Warum nicht auch bei uns? Aus dieser Krise heraus können sich Fähigkeiten entwickeln, die niemand bei sich selbst vermutet.

Werde kreativ und bleibe es! Meine große Hoffnung ist, dass sich aus der momentanen Situation eine neue Gestaltung des Lebens entwickeln kann. Probier etwas Neues aus. Etwas was du noch nie gemacht hast. Ihr werdet erstaunliche Dinge erleben.

Last but not least: Einer meiner Lieblingsfilme ist „Tomorow: Die Welt ist voller Lösungen“. Dieser Film strotzt geradezu vor Kreativität, Hoffnung und Perspektiven.


Titelbild © Chris Barbalis

Kommentieren