Humus ist in der Bodenkunde ein weit verbreiteter Begriff. Und für alle, die nicht wissen was Humus ist: Humus beschreibt alle im Boden zersetzten organische Substanzen. Was einen echten Humus ausmacht und was das Geheimnis von einem Terra Preta Boden ist, erzählen dir Anita und Imre von den Münchner Nachbarn. Los gehts:
Inzwischen ist bekannt, dass guter Humus alle Lebewesen im Boden fördert und, das ist besonders wichtig, da es auch den Kohlenstoff im Boden bindet.
Als uns ein Biobauer erzählt hat, dass er gute Erfahrungen mit Kompostierung und Humuserzeugung gemacht hat, waren wir sehr interessiert und haben nachgefragt.
Herr Sebastian Brandl und sein Sohn Franz, so heißen unsere Biobauern, haben sich im bayerischen Reithofen intensiv mit Kompostierung beschäftigt und weiterführende Informationen zu diesem Thema bei einem Vortrag von Herrn Walter Witte erhalten.
Der Wissenschaftler Walter Witte hat über die Erzeugung von “echtem“ Humus zwei Bücher geschrieben. Nach eigener Aussage hat er einige Jahre der Forschung damit zugebracht herauszufinden, wie „echter“ Humus erzeugt werden kann.
Besonders beeindruckt hat uns der 1. Teil der beiden Bücher mit dem Titel
„Die Microbielle Carbonisierung“.
Es wird in diesem Buch ein Verfahren beschrieben, wie mit Hilfe frei lebender, natürlicher Boden-Mikroben der Kohlenstoff von Biomasse angereichert werden kann. Es bildet sich dadurch ein Humus, der biologisch nicht schnell abgebaut werden kann.
Die Erde ist dadurch dauerhaft fruchtbar.
Dieser Vorgang spielte sich bereits bei der Entstehung der Terra Preta, also der schwarzen Erde, bei den Indios in Amazonien ab.
Was wir Kompost nennen, ist laut Herrn Witte etwas wesentlich Anderes als echter Humus. Wir möchten gerne aus dem Buch von Herrn Witte Folgendes zitieren:
„Humus zeichnet sich durch einen sehr hohen Kohlenstoffanteil, einen hohen Nährstoffgehalt, eine auffällige Wasserspeicherkapazität und durch die Fähigkeit aus, sich zu regenerieren. Humus ist ein dunkler Stoff, da er überwiegend aus Kohlenstoff besteht.“ Echtem Humus sieht man nicht mehr an, dass er ursprünglich aus Pflanzen gewonnen wurde.
Echter Humus
Es geht uns darum, dein Interesse an der Vielfalt des Wachstums zu wecken. Du freust dich doch sicher, wenn du auf einer Wanderung an einer Blumenwiese vorbeikommst. Die so aussieht wie diese:
Echter Humus fördert dieses Wachstum und führt von der Monokultur der konventionellen Landwirtschaft zur Artenvielfalt. Es sind Mikroorganismen im Boden, die den Humus erzeugen. Welchen Stoffwechsel diese Mikroorganismen bevorzugen, hängt entscheidend davon ab, ob Licht, Luft und Wasser in ihrer Umgebung vorhanden sind.
Microbielle Carbonisierung
Von unserer eigenen Ernährung her wissen wir, wenn wir energiereiche Nahrung zu uns nehmen, sind wir schneller satt. Bei der Humusbildung, die der Autor „Microbielle Carbonisierung“ nennt, ist es anderes herum: Hier fressen die Mikroorganismen mehr und schneller, denn hier ist die Art und Weise, wie die Mikroorganismen die organische Nahrung verarbeiten, mit wenig Ernergiegewinn verbunden. Nach ca. 6 bis 8 Wochen ist die gesamte Nahrung in Humus umgewandelt.
In einem herkömmlichen Komposthaufen wird durch Wenden mit der Heugabel viel Sauerstoff zugeführt. Anstatt Humus zu bilden, wandeln die Mikroorganismen in diesem Fall die wertvolle organische Substanz fast vollständig in Wasser und Kohlendioxid um. Das Kohlendioxid entweicht dann in die Atmosphäre, anstatt Humus zu bilden. Die Ursache dafür, dass dieser Vorgang 6 bis 8 Monate dauert, liegt darin, dass die Mikroorganismen dabei viel Energie gewinnen und deshalb langsamer arbeiten. Die Umwandlung des Komposthaufens bei der Microbiellen Carbonisierung braucht also nur ein Viertel der Zeit wie die Herstellung von herkömmlichem Kompost.
Naturlandhof und Humus
Bei unserem Besuch auf dem Naturlandhof der Familie Brandl hat uns der Brandl Franz gezeigt, wie das auf seinem Hof nach dem Verfahren von Herrn Witte gemacht wird. Wir haben auch noch einen anderen Biobauern gefunden, der sich mit Humus beschäftigt.
Sieh selbst:
Aus dem Buch von Herrn Witte wissen wir, dass zur Humuserzeugung ein „Grundsubstrat“ benötigt wird. Dieses Grundsubstrat besteht aus ligninhaltigen, organischen Stoffen wie Holz oder Stroh, sowie aus aromatischen Stoffen, die in Heilkräutern, Fruchtschalen und Rinden zu finden sind. Lignin ist der Stoff in Pflanzen, der für ihre Festigkeit sorgt. Deshalb ist die Evolution der Pflanzen und vor allem der Bäume sehr eng mit der Bildung von Lignin verknüpft. Dieses „Grundsubstrat“ sollte 60 – 80% des Komposthaufenvolumens ausmachen.
Zusätzlich zum Grundsubstrat benötigt man ein „Co-Substrat“, das überwiegend aus fäulnisfähigen Stoffen (Proteinen) wie Klärschlamm, Kot, Harn oder Fruchtfleisch besteht und gleichmäßig untergemischt wird. Alle verwendeten Materialien sollten möglichst frisch sein, also nicht verfault, verschimmelt oder vergoren. Das gesamte Material muss an der Oberfläche des Komposthaufens fest angedrückt werden und auf den Komposthaufen kommt keine Abdeckung. Der Feuchtigkeitsgehalt sollte bei mindestens 50% liegen.
Terra Preta schon in Amazonien
Viele Völker in Amazonien häuften ähnliche Stoffe wie Essensreste, Holzreste vom Baumaterial, Asche vom Kochplatz und ihre Fäkalien in Form von Halden auf. Auf diesen Halden sind sie herumgelaufen, da sie alle Abfälle täglich von Hand auf diese „Deponie“ tragen und verteilen mussten. Fest steht, dass es gut für die Humusbildung war. Dadurch wurde dieser Biomassehaufen in der Art seiner Zusammensetzung und seiner inneren Umsetzung zu einer idealen fruchtbaren schwarzen Erde, eben dieser Terra Preta. Durch das Buch von Herrn Witte wissen wir jetzt, dass anders, als mancherorts behauptet wird, man dafür weder Pflanzenkohle noch Tonscherben benötigt.
Bei der Entdeckung der Microbiellen Carbonisierung hat sich gezeigt, dass Prozesse der Gärung und Fäulnis beim Abbau und Umbau der Biomassen im Komposthaufen eng bei einander liegen. Dazu müssen die Umwelt-Faktoren Licht und Wasser vorhanden sein. Die Abbauprozesse münden alle in der Enstehung von Gasen wie Kohlendioxid, Ammoniak usw. Diese Gase dürfen den Komposthaufen nicht verlassen, was durch das Andrücken erreicht wird. Diese Gase sind die Voraussetzung für die Bildung von neuen Nährstoffen.
Außer Bakterien sind auch Schimmelpilze als Auslöser von Fäulnisprozessen bekannt. Pilze sind aber im Unterschied zu Boden-Bakterien nicht in der Lage, Humus zu bilden, weil sie das Lignin für ihre eigene Ernährung verbrauchen. Durch die richtige Zusammensetzung des Komposthaufens fördert man die Entwicklung von Boden-Bakterien, die sich anstelle der Pilze durchsetzen sollen. Unter diesen Lebensbedingungen nutzen die Bodenbakterien ihre Fähigkeiten, unter Luftabschluss auch eine Milchsäuregärung durchzuführen, wie sie von der Sauerkrautherstellung bekannt ist. Es ist diese Milchsäuregärung, die unter anderem für eine Hygienisierung sorgt.
Echter Kompost
Du erkennst einen echten Komposthaufen auch daran, dass er weder dampft noch stinkt. Die ganzen Inhaltsstoffe aus den Biomasseresten stehen so den Pflanzen, die auf diesen Komposterden wachsen, als neue Nahrung zur Verfügung. In den Komposthaufen darf kein Sauerstoff eindringen, da sich nur so die Huminstoffe bilden können. Diese Huminstoffe besitzen die treibende Kraft, die Nährstoffe im Boden in eine pflanzenverfügbare Form umzuwandeln.
Eine gesunde Pflanzenentwicklung benötigt Huminstoffe, um Mineralstoffe pflanzenverfügbar zu machen und sie bis zur Aufnahme durch die Pflanzen zu speichern. Es ist daher besser, Kompost an die Pflanzen zu tun als Kunstdünger.
In beiden Fällen führt man den Pflanzen nur Mineralstoffe zu. Beim Kompost jedoch werden die Mineralstoffe aus pflanzlichen Abfallstoffen recycelt. Dadurch wird die Umwelt entlastet. Außerdem liefert der Humus auch essentielle Spurenelemente für eine gesunde Entwicklung von Pflanzen.
Erwähnenswert erscheint uns auch noch, dass im zweiten Teil seines Buches der Autor eine Form der Bodenbearbeitung beschreibt, die echten Humus verwendet und im Einklang mit dem Lebenszyklus der Mikroorganismen und Pflanzen steht.
Der Grubber
In diesem Buch wird beschrieben, welche geringe Menge an Humus in der Landwirtschaft eigentlich erforderlich ist und auf welche Weise er mit einem Grubber in den Boden eingearbeitet wird.
Ein Grubber hat auf einem Acker verschiedene Funktionen:
Er lockert die Erde und arbeitet gleichzeitig Pflanzenmaterial ein. Uns hat die Beschäftigung mit diesem Thema sehr begeistert.
Wir meinen, dass die von Herrn Walter Witte beschriebene Art der Humuserzeugung zukunftsweisend ist und die Landwirtschaft in eine fortschrittliche biologische Richtung führen wird. Wir sind der Überzeugung, dass diese Art Humus herzustellen aufgrund ihrer einfachen Grundlagen von allen Landwirten angewendet werden kann.
Und nicht nur Landwirte sondern auch Gärtner*innen können davon profitieren.
Beitragsbild Unsplash
Bilder: Buch © 2014 Witte Bio Consult
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