Die Erotik des Rades

EIN INTERVIEW MIT DEM KÜNSTLER BENJY BARNHART.



Das Objekt seiner Begierde besteht aus Reifen, Ketten, Stahl, Alu, Bremsen und etwas Öl.  Wenn man diese Worte wie Puzzleteile zusammen fügt, ergeben sich Fahrräder. Fahrräder, um die sich auf den Bildern von Benjy Barnhart alles dreht. Der US-Amerikaner lebt in München und ist von der Münchner Fahrradkultur fasziniert.

 

Herr Barnhart, haben Sie ein Auto?

Benjy Barnhart: Nein. Ich fahre Fahrrad. Das ist auch mit Abstand das beste Fortbewegungsmittel in der Stadt. Zumindest in München. Hier gibt es eine richtige Fahrradkultur. Die gibt es in den USA nicht. In meiner Heimatstadt Roanoke in Virginia sieht man kaum Radfahrer. Dafür ist die Stadt viel zu hügelig und weitläufig, und dafür fehlt ihr auch die entsprechende Infrastruktur.

Wie sind Sie dann aufs Fahrrad gekommen?

Ich habe als Junge in Virginia das Fahrradfahren gelernt. Aber es spielte keine große Rolle in meinem Alltag. Erst in New York Ende der 1990er Jahre habe ich es wiederentdeckt. 

New York?

Ich weiß, New York war damals nicht gerade eine Fahrradstadt. Wie in allen amerikanischen Großstädten ist dort alles auf Autos ausgelegt. Aber während meines Studiums an der „Studio School for Drawing, Painting and Sculpture“ kam ich mit dem Rad einfach schneller und direkter durch die Stadt. So bin ich wieder aufs Fahrrad gestiegen.

 In Ihrer Fahrrad-Serie zeigen Sie die Zweiräder und deren Fahrer – in den verschiedensten Posen und an den unterschiedlichsten Plätzen in München. 

Ja. Ich finde es einfach toll, wie die Menschen hier das Radfahren leben – Omas und Opas,  Büroleute mit Anzug und Krawatte, Kinder, Frauen mit Kleid auf dem Weg zur Oper. Alle radeln ganz selbstverständlich durch die Straßen von München. Denn das Rad beinhaltet hier nicht nur Sport, sondern ist ein fester Bestandteil des Lebens, des Alltags.

Wie wichtig ist Ihnen die Verbindung von Kunst und Umwelt?

Das ist eine sehr gute Verbindung. Ich habe hier in München jahrelang für GreenCity gearbeitet, habe mich dort mit umweltfreundlicher Mobilität befasst. Und gerade Fahrradfahren steht für urbane, moderne, saubere und bewusste Mobilität. Die drückt sich auch in meiner Bilderreihe „Unterwegs“ aus. Allerdings werde ich bald wieder Autofahren.

Wurde Ihr Fahrrad gestohlen?

 Nein. Ich fahre mit meiner Freundin Nadine und unserer sieben Monate alten Tochter Ria für ein halbes Jahr nach Virginia in meine Heimatstadt. Da würden wir mit Rad nicht weit kommen.

Interview: Sebastian Schulke          

 

Bilder: Benjy Barnhart

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