Eine Stadt lernt laufen

Im Radln sollte München seit der Radlkampagne topfit sein. Ab kommenden Montag können die Münchner ihr Umweltbewusstsein, die Freude am Freiluftfahren, und ihre Sportlichkeit nach der Winterpause wieder beweisen. Knapp eine Woche lang dreht sich München um den Drahtesel.

Kann München eigentlich genauso gut gehen, wie fahren?

Die Grünen stellten einen Katalog zusammen, wie die Stadt den Fußverkehr fördern sollte.

Vor zehn Jahren hätten Presse und große Teile der Politik Bemühungen den Fußverkehr ins Rampenlicht zu stellen belächelt, beklagt Stadträtin Sabine Nallinger (Grüne). Das soll sich ändern. Was das Fahrrad kann, kann der Fuß auch. Zusammen mit Stadtradt Paul Bickelbacher (Grüne) fordert sie Fußverkehr und Grüner Mobilität mehr Beachtung zu schenken. Immerhin legen MünchnerInnen 28% ihrer Wege per pedes zurück. „Zu Fuß gehen tut jeder“, meint Nallinger. Selbst wenn nur zum geparkten Auto und zurück.

Die Förderung des Fußverkehrs soll auf eine ganz „charmante Art“ geschehen. Vorbilder gibt es bereits. Etwa die Leitsysteme in Barcelona und London. Aufgestellte Tafeln sollen Spazierrouten vorschlagen oder Marschlänge zu wichtigen Orten ausschildern. Das soll die Leute motivieren bei kürzeren Strecken ruhig mal die Beine in die Hand zu nehmen.

Zukünftig sollen mehr verkehrsberuhigte Bereiche das Stadtbild bestimmen. Ebenso denken die Grünen über die Auflösung der Grenzen von Gehsteig und Straße nach. Wenn die Wege schön wären, erschienen die Strecken deutlich kürzer und mehr Menschen wäre bereit zu Fuß zu genießen, so die Idee. In der Schweiz ist die Vereinigung von Autoverkehr und Fußgängern auf einer Fläche gar nicht so unüblich. Das setzt natürlich gegenseitige Rücksicht voraus und gerade das senkt dort wohl auch die Unfallgefahr. Für sicherere und kinderfreundlichere Straßen könnten Zebrastreifen und Mittelinseln sorgen.

Besonderer Handlungsbedarf bestehe laut den beiden Stadträten beispielsweise in der Sendlingerstraße, der Lindwurmstraße, der Briennerstraße und dem Tal. Die Strecke zwischen Rathaus und Isartor nahezu autofrei zu gestalten, könnte den Marienplatz als Hauptanlaufspunkt für Stadtbummler entlasten. Schließlich ist das Isartor auch recht zentral gelegen, und noch dazu gar nicht weit von der Isar entfernt.

Letztendlich erhoffen sich die Grünen die gesamte Altstadt ohne Autos, ausgenommen dem Liefer- und Taxiverkehr. Absolutzahlen sprächen laut Nallinger aber ohnehin davon, dass der Kfz-verkehr zurückgegangen sei. Ein Pilotprojekt in einem Neubaugebiet in Freiham soll beweisen, dass pkwlose Großflächen funktionieren. 500 mal 500 Meter sollte diese Testfläche schon haben, um den Versuch realistisch zu gestalten, meint Bickelbacher.

Und wer finanziert alle diese Forderungen?

Zum einen planen die Grünen die ungenutzte Radfahrpauschale abzuschöpfen, ohne weitere Investitionen sind die Ideen aber natürlich nicht umzusetzen. Es verlange keiner ein ähnliches Budget wie dem Autoverkehr zusteht, aber angesichts der großen Nutzung der eigenen Beine sollte da schon mehr drin sein. Es will ja keiner gleich ganz München zu einer Fußgängerzone machen.

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