Erste Überlegungen zum innerstädtischen Isarraum

Der künftige Umgang mit den urbanen innerstädtischen Isarufern könnte nach Abschluss der Isarrenaturierung zu wichtigen Planungs- und Handlungsfeldern der nächsten Jahre werden. Die Versöhnung vom Naturschutzgedanken mit der Urbanität dieses innerstädtischen Qualitätsraumes wird uns dabei beschäftigen. Das Thema „Stadt und Fluss“ muss eine andere Antwort finden als im Süd- und Nordabschnitt der Isarrenaturierung. Hier geht es um nicht viel weniger als um den Gründungsort Münchens, der derzeit vor sich hindümpelt.

Das Münchner Forum hat gemeinsam mit den urbanauten bereits am 17.9.2009 unter dem Titel „Isarlust – Die Wiederentdeckung der innerstädtischen Isarufer“ und am 18.07.2010 unter dem Titel „Isarlust – Auf dem Weg zu neuen Ufern“ mit zwei gut besuchten und außerordentlich spannenden Diskussionen eine öffentliche Debatte zusammen mit anderen angestoßen. Hinzu kommen zahlreiche Anträge aus dem Münchner Stadtrat und aus den
Bezirksausschüssen zu diesem Stadtraum am Fluss. Und es gibt zahlreiche aktuelle private und zivilgesellschaftliche Vorhaben, die in diesen Stadtraum anstehen, sei es der Umbau des Deutschen Museums, die Umwälzungen auf der Praterinsel, der geplante Klenzesteg über die Isar, der Kulturstrand der urbanauten oder auch das Isarinselfest, bei dem man sich am Wiener Vorbild orientiert hat.

Ingesamt ist der Stadtraum trotz seiner superzentralen Lage im Münchner Stadtbild aber auch einfach „in die Jahre gekommen“ und wird an vielen Stellen kaum genutzt, auch weil dem dominanten Autoverkehr erst wieder mit einer Rückeroberung der öffentlichen Räume der Schneid abgekauft werden muss (vgl. z.B. Situation vor dem Eingang der Lukaskirche) und sich an den gesamten innerstädtischen Isarufern weder Cafés noch Toiletten finden. Die Aufenthaltsqualitäten sind hier so gut wie nicht vorhanden, jedenfalls viel zu gering.
Die innerstädtische Isar hat sich mit den Jahrzehnten in einen gefühlten Transitraum für Wassermassen und Blechlawinen verwandelt. In der glänzenden Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende war das noch anders. München feierte sich und seine Bürger am Ufer seiner Isar (siehe auch versch. Artikel von Wolfgang Czisch, Benjamin David und Roland Baude in den Standpunkten im Anhang)!

Erfreulicherweise hat das Planungsreferat zügig auf die Aktivitäten des Münchner Forums, der urbanauten, aber auch z.B. ein aktuelles Antragspaket der Grünen Stadträte und zahlreicher anderer Akteure reagiert und am 11.11.2010 einen Workshop unter dem Titel „Stadt und Fluss – Innerstädtischer Isarraum“ im ehemaligen Cafehaus „Isarlust“ (heute: DAV-Museum) veranstaltet, zu dem Benjamin David als einziger Zivilist (neben einem Vertreter des Deutschen Museums) im Namen des Münchner Forums eingeladen war. Noch im Sommer sollen die Ergebnisse des Workshops dem Stadtrat präsentiert und das weitere Vorgehen vom Planungsreferat dabei skizziert werden.

In diesem Diskussionsprozess wollen wir uns als Münchner Forum gemeinsam mit den urbanauten und anderen gesellschaftlichen Akteuren weiter regelmäßig zu Wort melden und auch unsererseits künftig in einem größeren Kreis die nächsten Schritte besprechen. Angedacht ist neben den Sitzungen des Arbeitskreises an verschiedenen Orten an der innerstädtischen Isar zunächst eine Exkursion, bei der wir uns die Situation vor Ort ansehen werden. Auch weitere öffentliche Diskussionen sind vorstellbar. Wir wollen die wichtigsten Akteure aus Stadtrat und Verwaltung zum Thema hören und auch Experten von auswärts einladen.

Beim ersten Termin am 7.7.2011 wird Wolfgang Czisch noch mal kurz die Ziele des Isarplanes darstellen und Ergebnisse der beiden öffentlichen Diskussionen von Münchner Forum und urbanauten zur innerstädtischen Isar vortragen. Benjamin David wird kurz vom Workshop der Planungsreferentin und von einer Wienreise berichten, bei der er sich die Strategien der Stadt Wien im Umgang mit einer durchaus vergleichbaren Stadt-Fluss-Situation am sog. Donaukanal am 14. & 15.3.2011 angesehen hat. Im Anschluss soll viel Zeit für einen ersten Austausch bleiben. Einen großen Plan der Situation bringen wir mit.

Ein Beitrag unseres Medienpartners Standpunkte.

Foto: Paulina Szymanska

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