Gärtnern im Kleinformat – Tinygardens sind mit Liebe gemacht

FotoLGritto-LHoepfl

Frische Kräuter, Salate, Tomaten oder Beeren in der eigenen Küche – eine verlockende Vorstellung. Tinygardens sind „kleine, fertig bepflanzte Minigärten in einer Kiste“ und ermöglichen jedem Möchtegern-Gärtner ganz ohne eigener Verwirklichungsfläche seinen grünen Daumen auszuleben. Die kleinen Gärten entstehen in den Werkstätten der Lebensgemeinschaft Höhenberg im Osten von München. Dort verwandeln Menschen mit Behinderung ausrangierte Obstkisten in tolle Pflanz-Kreationen – alles BIO und nachhaltig versteht sich. Entwickelt wurde das Projekt von der „Lilar – Landschafts- und Gartengestaltung“ unter Leitung von Lisa Höpfl und Lisa Gritto. Mit den „tinygardens“ verfolgen sie die Vision des „urban gardening für zuhause.“

tinygardenDruck

Die Mini-Gärten sind bereits nach Wunsch bepflanzt und kommen sogar mit individueller Erscheinung, auf Wunsch mit Spruch, Lieblingsfarbe oder eigenem Namen daher. Optimal zum Verschenken oder um den Frühling auf dem eigenen Balkon einkehren zu lassen. Auf Wunsch werden sie sogar direkt nach Hause geliefert.

tinygarden1

Knackig, nachhaltig, sozial – so beschreiben Lisa Höpfl und Lisa Gritto das Projekt und sprechen in unserer Rubrik Stadtverbesserer von Arbeitsphilosophie und wie wichtig es ist, seinen Werten treu zu bleiben.

Was ist neu an der Idee?

Neu ist, dass die kleinen Kistengärten bereits fertig bepflanzt sind. Dadurch erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit des Ernteerfolgs um ein Vielfaches, da die meisten Fehler beim Gärtnern beim Säen und in den ersten Wochen danach passieren. Die Zusammenstellung der Pflanzen in einer Kiste an sich und die darauf abgestimmte Erde erleichtert es auch Anfängern mit wenig Erfahrung mit dem Minigarten klar zu kommen, weil beispielsweise alle Nährstoffe vorhanden sind.

Wie kam es zu dem Namen für dein Projekt?

Die zündende Wortfindung stammt von meinem Bruder, der uns letztes Jahr beim Produzieren der Kisten geholfen hat, als wir die tinygardens noch selbst hergestellt haben.
tiny – garden (engl.) heißt übersetzt: kleiner, schmaler Garten. Bezeichnend für einen Nutz- oder Naschgarten ist eine gewisse Vielfalt an unterschiedlichen Arten. Daneben sollte er so klein wie möglich sein, damit er auf den Balkonen der Stadtbewohner nicht zu viel Platz benötigt. Wir haben uns dann für das Format 30 x 40 x 30 cm entschieden.

Wo hattet ihr die Idee zur Gründung?

Auf dem Balkon! Im Zusammenhang mit unserer Arbeit als Landschaftsarchitektinnen entstand 2012 die Idee: Als Hochzeitsgeschenk für Freunde entwarfen wir den ersten Minigarten für den Balkon ihrer Wohnung, der mitten in der Stadt lag und daher keinen Garten bot. Mit Blumen, Beeren und Kräutern, gepflanzt in einer kompakten Kiste und verziert mit einem schönen Spruch. Der Ernteerfolg und das Feedback waren so gut, dass wir das Gefühl hatten, diese Erfahrung und Freude an mehr Menschen weitergegeben zu wollen.

Was macht ihr besser als andere?

Uns ist es in erster Linie wichtig mit dem Projekt das Gärtnern erlebbar zu machen. Unser Ziel besteht nicht darin, ein rein optisches Zierpflanzenparadies anzubieten, sondern den Fokus auf essbare Nutzpflanzen zu legen. Natürlich sind auch die Pflanzen in den tinygardens optisch ansprechend, hinzu kommt aber, dass die Pflanzen auch beim Naschen oder in der Küche Verwendung finden. Dadurch soll es die Menschen für das Thema Lebensmittelproduktion sensibilisieren. Wir möchten dazu einladen, sich mit den Ansprüchen und der Vielfalt unserer Nutzpflanzen auseinander zu setzen, die Scheu vor dem Anbau von Obst und Gemüse in der Stadt zu verlieren und gerade für Kinder eine Möglichkeit zu bieten, ein bisschen „Natur“ mitzuerleben.

Wir legen großen Wert auf darauf, BIO-Produkte zu verwenden und möglichst viele Ressourcen wiederzuverwenden. Deshalb möchten wir mit dem Upcycling der Bio-Obst-Holzkisten und der Entwicklung eines Nachpflanzsets mit Erde und Samen für die Folgesaison dafür sorgen, dass tinygardens ein Projekt mit längerfristigen Komponenten für mehrere Sommer wird.

Die tinygardens werden seit diesem Jahr in der Höhenberger Lebensgemeinschaft hergestellt, einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung im Osten von München. Uns ist es wichtig, mit der Auslagerung der Produktion den Fokus nicht auf Gewinnmaximierung sondern auf sinnstiftende Beschäftigung zu legen. Es entspricht unserer Philosophie, dass die von Hand hergestellten Kistengärten ihre Zeit zur Herstellung benötigen und dass sich diese Qualität auch im Preis wiederfindet. Der wesentliche Teil der Einnahmen durch den Verkauf der tinygardens
fließt dabei in die Werkstätten zurück und fördert die Arbeit der Menschen vor Ort. Wir setzen auf die Nachvollziehbarkeit aller Arbeitsschritte und den direkten Bezug zu den Projektbeteiligten.

Wie beruhigt ihr euch in stressigen Zeiten?

Mit spazieren gehen oder einer Runde Laufen an der Isar. Hauptsache frische Luft! Wenn die Gartensaison wieder losgeht, experimentieren wir in meinem Hinterhof mit Gefäßen und Kübeln, verschiedensten Pflanzen und Samen. Lisa Gritto hat das Glück, Zugang zu einem Stückchen Schrebergarten zu haben und tobt sich dann dort aus. Da vergessen wir dann alles um uns herum und „erden“ uns. Kaffeetrinken und Freunde treffen ist der Plan B, wenn rausgehen nicht klappt.

Warum München?

München ist unsere Homebase. Hier kennen wir das Klima und die Standortbedingungen und hier ist die Idee erwachsen.
Grundsätzlich liegen uns regionale Produkte am Herzen und weil der Transport sehr sorgfältig durchgeführt werden muss, werden die tinygardens nur im Stadtgebiet von München ausgeliefert. Zukünftig möchten wir die tinygardens gerne für weitere Städte entwickeln und nach weiteren Kooperationspartnern vor Ort suchen.

Habt ihr einen Geheimtipp für Erfolg?

Wir bleiben uns und unseren Werten treu. Vielleicht dauert es ein bisschen länger bis tinygardens bekannt ist, aber uns ist gute Qualität und Transparenz, Fairness gegenüber den Partnern und den Kunden, Freude an der eigenen Arbeit und Raum für neue Ideen einfach wichtiger, als schnelles Wachstum und Gewinnmaximierung. Das hat sich schon bei unserem Landschaftsarchitekturbüro lilar bewährt und wird auch bei den tinygardens funktionieren.

Was hört ihr am Liebsten beim Arbeiten?

Wir arbeiten am liebsten konzentriert und ohne viel Ablenkung. Lieber machen wir öfters kleine Pausen und haben dann Zeit zu reden oder uns draußen durch die Stadt oder die Landschaft treiben zu lassen. Wir sind eher visuelle Typen, die sich von einem Blumenstrauß, einen schönen Blick aus dem Fenster oder dem Blick ins Grüne inspirieren lassen.

Höhenberg1

 

tinygarden6

 

tinygarden7

 

tinygardenAnzucht

1 Kommentar zu “Gärtnern im Kleinformat – Tinygardens sind mit Liebe gemacht”

  1. Brigitte Krabichler sagt:

    Ich habe immer wieder Holzkisten übrig (von Foodsharing, wir sammeln Lebensmittel ein, die sonst in der Mülltonne landen würden, die sind von den Abmessungen aber unterschiedlich die lagern wir in unserem Keller und ich weiß immer nicht wohin damit), könntet ihr die auch gebrauchen, im Sinne von Recycling und Nachhaltigkeit?
    Unser Fairteiler ist in der Kuglerstr. 2 Nähe Max-Weber-Platz und Freitag von 17:00 bis 18:00 Uhr und Samstag von 10:00 bis 11:00 Uhr geöffnet.

    Wo kann man denn eure tinygardens bestellen abholen, ich liebe Kräuter aber ich hab keinen grünen Daumen und bei mir gedeihen z.B. Basilikum nie so prächtig wie bei Freunden?
    Liebe Grüße Brigitte

Kommentieren