Hotel Königshof am Stachus – Kommentar

Neubau Hotel Königshof München, Nachtperspektive

Neubau Hotel Königshof München, Nachtperspektive

Da zeigt München endlich mal Mut. Zum Trotz. Weil wir nicht Provinz sind. Und dann soll auch noch die Entscheidung für einen scheinrevolutionären Entwurf mit skulpturaler Anmutung („das Gebäude ist kein Gebäude, sondern ein Kunstwerk“) die Stadtgesellschaft spalten?

Ich bin sehr für spannende Gebäude, und die Fassadenanimation des Entwurfs von Nieto Sobejano Arquitectos weckt bei mir starke Assoziationen: Die Wunde des Kreuzes, das Zeichenhafte, das Geheimnisvolle, die große Geste. Das Gegenteil von Münchner LBK-konformem Kleinkram.

Aber: Die Fassade ist so schemenhaft, in der Darstellung esoterisch entrückt, dass ich misstrauisch werde: Ich möchte sie in Echtdarstellung sehen, mit Fenstern, Sprossen, Strukturen. So ganz simpel, LBK-mäßig, wie bei der Planeinreichung im Bezirk. Mal sehen, was dann noch von der schwebenden Architektur übrig bleibt.

Ich möchte auch die anderen Fassaden dieses Entwurfs sehen, die haben genauso Bedeutung für den Stadtraum. Und ich möchte auch noch wissen, wie Funktion und Form bei diesem Entwurf einander entsprechen. Ob und wie sie miteinander zu tun haben. Ob die starke zeichenhafte Form bei der weiteren Bearbeitung in allen Richtungen des Stadtraums trägt oder bei näherer Betrachtung in ihrer Aussagekraft auseinanderfällt. Das alles kann ich erst beurteilen, wenn ich die ganze Planung kenne. Der Zeitgeist erwartet sofortige Begeisterung oder Missfallen. Eine völlig unsinnige Haltung bei einem so komplexen Projekt.

Neubau Hotel Königshof München, Modellfoto

Neubau Hotel Königshof München, Modellfoto

Anmerkung: Was mich misstrauisch stimmt, ist die mitgelieferte Sprachlyrik der Architekten: „Die Frontalität der Fassade unterstreicht die Eigenständigkeit des Gebäudes von seiner Umgebung.“ „Die Gebäudefuge steht dabei bildlich für die architektonische Auseinandersetzung mit der Grenze zwischen Gebäudeinnenraum und Stadtraum.“

Zum Abschluss ein simpler Einwand eines Architekten der alten Schule: Ist diese große Geste der Nutzung angemessen? Es ist ja – mit Verlaub – nur ein Hotel, kein Bau öffentlicher, hervorgehobener Bedeutung. Er steht zugegeben an einen herausragenden Platz im Münchner Stadtbild. Aber muss er sich daher übermäßig aufplustern? Ich gebe zu: Lauter kleinkarierte Gedanken. Ich erlaube mir, sie einzubringen.

Fotos: © 2014 Nieto Sobejano Arquitectos

1 Kommentar zu “Hotel Königshof am Stachus – Kommentar”

  1. Als mögliche Vorahnung dessen, was uns am Stachus vielleicht erwartet: Das Büro Nieto Sobejano Arquitectos plant als Gewinner eines Wettbewerbs seit 2009 am BOGENHAUSENER TOR weiter und wenn diese fünf Gebäude irgendwann einmal am Vogelweideplatz tatsächlich stehen werden, könnte alles ganz anders ausschauen als es hier http://www.nietosobejano.com/project.aspx?i=18&t=BOGENHAUSENER_TOR_and_EINSTEIN_TOWERS als Architektur-Vision präsentiert wurde.

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