Ein Bürgerentscheid verhinderte, dass in Garmisch auf dem ehemaligen Krankenhausareal ein Luxus-Hotel gebaut wurde. Stattdessen: ein alternatives Wohnprojekt mit klarer Architektur, Räume aus unbehandeltem Holz, frei von Schadstoffen. Die Ideen für ein Hotel hat Theo Peter im Sommer 2013 zu Papier gebracht. An einem schönen, sonnigen Tag oben auf dem Wank, von dem aus ganz Garmisch-Partenkirchen zu überblicken ist. Rund zweieinhalb Jahre später haben diese Ideen Gestalt angenommen.
Zur Wintersaison 2016/2017 wird das quartier im Herzen des Ortsteils Garmisch eröffnen. Das Apartment-Hotel verdankt seine Existenz dem Umstand, dass die Einwohner eigentlich gar kein Hotel wollten. Auch der Projektentwickler Peter hatte 2009 noch kein Hotel im Sinn, als er für den Verein zum Erhalt der historischen Bau- und Landschaftsstruktur in Garmisch-Partenkirchen ein innovatives, nachhaltiges Wohnprojekt auf einem ehemaligen Krankenhausareal konzipierte. Eben dieser Verein hatte mittels eines Bürgerentscheids verhindert, dass auf dem Areal ein Hotel-Großprojekt der Luxusklasse realisiert wird. Stattdessen ist unter der Federführung von Theo Peter ein ganzes Quartier in moderner Holzarchitektur neu entstanden. Heute stehen dort insgesamt 21 Häuser mit 29 Wohneinheiten, die im Rahmen einer bürgerbeteiligten Baugemeinschaft nach den selben nachhaltigen Standards, wie das Hotel errichtet wurden. Und eben auch das Apartment-Hotel quartier, das auf dem Gipfel des Wank erdacht wurde.
Ein Hotel nach eigenen Vorstellungen gepaart mit Leidenschaft für Holz
Auf dem Areal war direkt neben den neuen Wohneinheiten noch eine Gewerbefläche frei. Die Suche nach einem Käufer erwies sich als schwierig. Nicht dass es an Angeboten für den zentralen Standort, von dem aus alles fußläufig erreichbar ist, gemangelt hätte. Aber keine Geschäftsidee wollte so recht zu dem nachhaltigen Wohnprojekt passen, das gerade in der Nachbarschaft im Entstehen war. Da entschied sich Peter zusammen mit dem Architekten Felix Bembé und dem Juristen Wolfgang Münst, kurzerhand das 1.800 Quadratmeter große Grundstück, auf dem auch eine alte Villa steht, zu kaufen. Was aber nun damit machen? „Da habe ich zu meiner Frau gesagt, ein Hotel wäre doch nicht schlecht“, erinnert sich Theo Peter. Ein Hotel, in dem sie selbst auch gern Urlaub machen würden und das ihren Vorstellungen von Qualität und Nachhaltigkeit entspräche. Die Idee war nicht ganz neu im Hause Peter. Doch jetzt sollte sie Realität werden und für Peter einmal wieder die Tür zu einer komplett neuen beruflichen Erfahrung aufstoßen.
Vom Banker zum nachhaltigen Bauherrn
Seiner Berufung oder „dem Fluss des Lebens folgen“, wie es Peter eher ausdrücken würde, das hatte der zierliche, lebendige Endsechziger mit dem grauen Lockenschopf schon einmal gewagt. Denn Theo Peter ist eigentlich gelernter Banker. Doch das entsprach ihm nicht. Der Wendepunkt kam mit Mitte 30. Er hatte seinen Job bei einer Bank an den Nagel gehängt. Trotz schmalem Geldbeutel wollten seine Frau Eva und er bauen. Für sich und ihre beiden Kinder in Münsing einen Platz zum Leben nach ihren Vorstellungen schaffen. In der traditionellen Holzständerbauweise fanden sie nach langer Suche endlich genau die Art des Bauens, die sie gesucht hatten: Einsatz des heimischen Rohstoffs Holz, eine flexible Raumgestaltung und eine optimale energetische Ausstattung. „Gutes Bauen ist einfaches Bauen“, fasst Peter seine Begeisterung für die simple Holzarchitektur zusammen, die damals in dem kleinen Dorf nahe des Starnberger Sees nicht nur Freunde fand. Auch das Atrium-Magazins teilt diese Begeisterung und stellte das Familienhaus der Peters in der renommierten Architektur- und Design-Zeitschrift vor.
Vier neue Gipfel für Garmisch-Partenkirchen
Aus der Skizze wurde Realität. Im Herbst 2016 wird das quartier an der St.-Martin-Straße im Ortsteil Garmisch eröffnet und beschert Garmisch-Partenkirchen ein Hotel, das es in dem traditionellen Luftkurort so bisher nicht gab. Das Gebäude mit seinen vier spitzen und asymmetrischen Giebeln, die an eine Bergkulisse denken lassen, fällt auf, tanzt aus der Reihe der typischen, ortsüblichen Bauweise und ist gleichzeitig auch ihre zeitgemäße Definition. Neben Sichtbeton gibt Holz den Ton an. Aber ganz klar, ohne die üblichen verspielten Elemente des oberbayerischen, alpenländischen Baustils. Einziges Zugeständnis sind die vertikal verlaufenden Ornamente aus sägerauem Fichtenholz an der dunkelgrauen Südfassade des Hotels. Sie greifen das Schnitzwerk der alten Villa dezent auf, die liebevoll saniert und umgebaut und mittels eines Zwischentrakts in das Hotelprojekt integriert wurde. „Das Alte hat das Neue gelenkt“, erklärt Peter das Konzept des Architekten und Hotel-Mitgesellschafters Felix Bembé.
Auch in den loftartigen Apartments des quartiers spielt Holz eine zentrale Rolle. Die Lodges des Hotels, die man über einen mit Akebia bewachsenen Laubengang erreicht, sind quasi eine moderne und puristische Interpretation einer Almhütte in Apartment-Form. Kuhfelle, Hirschgeweihe und sonstige Insignien zeitgenössischer Alpenromantik aber sucht man vergebens. Einziges augenzwinkerndes Zugeständnis ist ein Herzerl-Ornament beim Doppelbett, das wie alle anderen Möbeleinbauten von Evas Bruder, der Schreiner und Architekt ist, maßgefertigt wurde.
Nachhaltigkeit ist Lebensqualität
In allen Ecken des quartiers ist der Wunsch nach einer guten Lebensqualität spürbar, die die Peters sowohl privat verwirklichen als auch bei ihren Projekten umgesetzt haben. Dieser Wunsch, der beim quartier Basis aller Entscheidungen ist, führt auch zu einem ganz natürlichen und selbstverständlichen Zugang zum Thema Nachhaltigkeit. Theo und Eva Peter sind weder streitbare Ökoaktivisten noch Anhänger eines modernen, grünen Lifestyles. Seit sie denken können, legen sie Wert auf Qualität. „Da gibt es so eine grundsätzliche Sensibilität, die wir einfach haben. Ich will das Material spüren. Haptik ist Leben! Wenn ich ein offenes Material wie etwa Holz habe, bekomme ich automatische eine bessere Umweltbilanz“, so Peter. „Mit den einfachen Dingen, die schon immer da waren und aus der Region sind, ist das ganz einfach!“
(c): Beitragsbilder: Bert Heinzlmeier
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