Auf dem Podium in der Fakultät für Sozialwissenschaften in Pasing steht eine junge Frau und heißt die Zuhörer mit leidenschaftlicher Stimme willkommen. Bereits zum vierten Mal organisiert Anja Bauer gemeinsam mit Alexander Sebö (Foto) unter dem Titel „Unternimmdich-Kongress“ einen ganzen Tag zum Thema Social Entrepreneurship, um „das Bewusstsein für nachhaltiges Denken und Handeln in unserer Gesellschaft zu stärken“, wie sie es ausdrückt.
Die beiden haben Menschen eingeladen, die etwas bewegen wollen. Und alle sind sie gekommen: bekannte Gesichter wie Emanuel Eitle von der Kulturjurte, die Jungs von Rehab Republic und Joscha Lautner vom Impact HUB – also alle mehr oder weniger alten Hasen, auf die man in München immer wieder trifft, wenn man im öko-sozialen Umfeld unterwegs ist.
In acht kleine Gruppen ziehen sich die Teilnehmer während des Vormittages in Workshops zurück. Dort lernen sie zum Beispiel von WIRfel wie Gesellschaft zukunftsfähig gestaltet werden kann und Art of Hosting wie ein „Pro Action Cafe“ entsteht. Anna von Green Room Voice zeigt, was hinter dem Begriff „Transperency Tool“ steht und die IHK klärt die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung des eigenen Start-Ups. Wer bereits in einem sozialen Unternehmen mitwirkt und dieses von innen heraus verbessern will, lernte dies im Workshop von Ideen hoch drei.
Was muss ich mitbringen, wenn ich für ein soziales Unternehmen arbeiten möchte? Verdiene ich dort überhaupt etwas und wie sieht der Joballtag eines Fundraisers aus? Nackte Fakten zu NGOs und Co, aber auch den eigenen Weg in den Job mit Social Impact beschreibt Annika Behrendt. Bei Talents for Good vermittelt sie „Jobs, die gut tun!“, sprich mit gesellschaftlichem Nutzen. Annika macht Mut und zeigt, dass Sympathie und Engagement außerhalb des Studiums im sozialen Sektor eine wichtige Rolle einnimmt. Quereinsteiger werden hier übrigens gerne gesehen.
„Versuche alles, was keinen Spaß bringt, aus deinem Leben zu verbannen und mit dem, was übrig bleibt, Geld zu verdienen“. Zumindest bei Anne Dörner hat genau das funktioniert. Sie ist Leiterin der Gründungsförderung an der Social Entrepreneurship Akademie und skizziert zusammen mit Christiane Fridrich den Weg einer Unternehmensgründung, angefangen bei der Idee bishin zur Umsetzung. Sie vermittelt eine Leichtigkeit, die einem den Eindruck verschafft, man könne ganz ohne große BWL-Vorkenntnisse, jedoch mit einem guten Team und einer cleveren Idee ganz einfach sein eigenes soziales Unternehmen gründen.
Dabei liegt Anne Dörner vor allem die Vermittlung dieser Botschaft am Herzen: Scheitern ist gut! Ohne Scheitern wäre der Umsetzungsweg, der ohnehin nicht gradlinig ist, sondern aus vielen Höhen und Tiefen besteht, kaum möglich. Nur durch Fehler können wir lernen und Erfahrungen sammeln, die den Prozess einer Gründung beim nächsten Mal verbessert – wie bei so vielen Dingen im Leben eben.
Start-ups sind hip, das ist mir vor allem nach diesem Tag klar geworden. Der Kongress zeigt wieder einmal, dass hier eine Generation Start-up heranwächst. Der Trend zum DIY-Unternehmer ist nicht verunderlich. Wer träumt nicht davon, sich einmal die Hände schmutzig zu machen, um etwas nach eigenem Geschmack und Interesse zu schaffen?
Es geht auch darum, in einem Team mit gleichgesinnten und flachen Hierarchien zu arbeiten und das Arbeitsleben möglichst sinnvoll und angenehm zu gestalten. Erfüllung im Job geht heute anscheinend vor Karriere. Diese Lebenseinstellung kann sich sogar baezahlt machen. Seit einigen Jahren schießen junge Firmen aus dem Boden, die soziale und nachhaltige Ziele in den Vordergrund rücken und sich trotzdem mit ihren Geschäftsmodellen auf dem Markt behaupten können.
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