Wie schön, bayrisches Frühstück an der Isar. Dazu gehören: Ein kühles Paulaner, Weißwürste, Brezn, süßer Senf… und Autos?! Bei seiner ersten Presseaktion zeigt der neugegründete Isarlust e.V., was ihn stört: Verkehr, Gestrüpp und Städtebau halten die Münchner fern von ihrem schönen Fluss. Deswegen setzen sich die Mitglieder für die Wiederbelebung des innerstädtischen Isarraums ein.
Von der Gasteig-Geschäftsführerin bis hin zu ehemaligen Stadträten. Vom Pfarrer bis hin zur Professorin der Kunsthochschule. Ein Bunter Haufen ist der Vorstand des Vereins um den Vorsitzenden Benjamin David von den Urbanauten. Viele Forderungen und Projekte sind in sechs Jahren Arbeitskreis Isarlust bereits entstanden.
Und was wollen sie genau, die weißwurstfrühstückenden Vorstände?
Benjamin David – Urbanaut und Vorstand
„Dieses Ausspielen von Natur gegen Urbanität, das wollen wir nicht mehr. Sondern wir wollen, dass beides zusammen steht.“
Die Ludwigsbrücke soll ein lebendiger Stadtplatz werden, das ist David wichtig. Wenn man ihn auf diesen Platz anspricht, dann wandern seine Gedanken bis nach Prag, wo die schöne Karlsbrücke Autos den Zutritt verbietet. Zum Teil müssten die Isarübergänge dem Verkehr aufgrund des Münchner Straßennetzes zwar zugänglich bleiben, aber zu einem großen Teil sollten sie den Fußgängern und Radfahrern gehören.
Helmut Gottschling – Der Pfarrer
„Uns ist es wichtig, dass die Stadt mit dem Fluss verbunden ist.“
Bisher sind die meisten Verknüpfungsräume zur Isar befahrene Autostraßen – das will Isarlust e.V. ändern. „Wir brauchen einen größeren Rahmen für die Rahmenplanung“, sagt Gottschling. Was er damit meint? Öffentliche Räume rund um die Kultureinrichtungen im innerstädtischen Isarraum und Verknüpfungen zu umliegenden Stadtviertel sollen vom Planungsreferat in zukünftige Konzepte einbezogen werden.
Michael Ruhland – Der Chefredakteur
„Wir werden dafür kämpfen, dass die Münchner den tollen Isarraum erleben können.“
Gasteig, St. Lukas, St. Maximilian, DAV-Museum, Deutsches Museum und Muffathalle – Ruhland sieht großes Potenzial im innerstädtischen Isarraum mit seinen zahlreichen Kultureinrichtungen. Von der Stadt München fordert er planerischen Mut. Statt regen Verkehrsverhältnisse wünscht sich der Journalist lebenswerte Räume, in denen kulturelle Aspekte vor wirtschaftlichen Zwecken stehen. Deswegen unterstützt der Verein auch das Isarinselfest, die Isarbrückennächte, Kunst im öffentlichen Raum und den Kulturstrand an wechselnden Orten bei der inneren Isar. Die kleine Isar bleibt aber unberührt, weil sie ökologisch zu wertvoll ist.
„Wir wollen die Aufhebung des Badeverbots in der Isar.“
Badewasserqualität hat die Isar längst erreicht, geschwommen wird in ihr aber trotzdem fast nicht. Die von Ruhland geforderte Machbarkeitsstudie Flussbad in der Isar soll herausstellen, ob und wo man das Baden in der Stadt ermöglichen kann ohne den Naturschutz zu gefährden. Die Isar ist kein ruhiger Fluss, den Gefahren ist sich der Vorstand bewusst. Deswegen spricht er sich für ein von den Stadtwerken geführtes Flussbad aus – nach den Standards der Münchner Freibäder und mit städtischen Bademeistern.
Brigitte von Welser – Die Gasteig-Geschäftsführerin
„Die Münchner haben es verdient, die Isar sehen zu können.“
Ein guter Gärtner braucht auch eine gute Axt, heißt es. Wegen des dichten Uferbewuchses können wir die Isar von vielen Stellen aus gar nicht sehen. Von Welser wünscht sich deswegen Stadtbalkone und Baumpflegeprogramme, „sodass man sitzen kann, die Kinder toben können und man die Isar sinnlich erleben kann.“ Unter Beachtung des Naturschutzes sollen Fenster im dichten Gebüsch geöffnet werden. Historische Bäume dürfen bleiben, aber verzichtbares Unterholz und Gestrüpp muss weichen.
„Öffnet die Dächer und Türme an der Isar für alle.“
Anfangen möchte von Welser am liebsten gleich mit dem Gasteig. Zahlreiche Flachdächer und Türme könnten eine Aussicht von der Isar über die ganze Stadt bis hin zu den Alpen bieten. München wächst immer weiter Dichte, nicht aber in der Fläche –warum also nicht kreativ werden und neue Plätze über der Stadt schaffen? Jeder weiß doch, dass ein hochgelegenes Lokal in München nicht funktioniert, hat OB Christian Ude einmal gesagt. „Das würde ich gerne in meiner Amtszeit wiederlegen“, entgegnet von Welser zuversichtlich.
Wolfgang Czisch – Der ehemalige Stadtrat
„Wir fordern, dass man zumindest einmal im Monat im Sommer eine temporäre Sperrung macht.“
Einen autofreien Isarboulevard am Westufer will Czisch durchsetzen – zumindest einmal im Monat an Sommerwochenenden. Aber auch für alle anderen Tage im Jahr wünscht er sich eine bessere Nutzbarkeit der Straße am Fluss. Besonders wichtig ist es dem ehemaligen Stadtrat, dass der Fußweg wieder möglichst nah ans Flussbett herangeführt wird, „sodass man das Rauschen und Glitzern sehen kann.“ Für den Testlauf haben die OB-Kandidaten bereits zugesagt, immerhin.
Florian Otto in Vertretung von Professorin Maria Auböck – Der Hochschulabgesandte
„Wir wollen in Machbarkeitsstudien herausfinden: Sind neue Wege über die Isar möglich?“
Einen Boulevard über die Isarinseln, von Norden nach Süden, gibt es schon seit 1900. Dass er heute mehrfach versperrt und in schlechtem Zustand ist, wollen die Professorin Auböck und ihr künstlerischer Mitarbeiter Otto ändern. Den Bau neuer Fußgängerstege soll Stadt München in einer Machbarkeitsstudie durchdenken.
Siegfrid Benker – Der ehemalige Stadtrat
„Warum nicht ein Schiff neben das deutsche Museum in die Isar stellen?“
Ein historisches Schiff aus dem deutschen Museum soll es sein, denn wo würde das besser hinpassen als in die Isar? Auch selbst über die Isar fahren können die Münchner bald mit einem Floß, wenn es nach Benker geht. Die Idee einer historischen Flößerei, ein Projekt das auf den Wunsch von Stadtbaurätin Elisabeth Merk perspektivisch realisiert werden soll, hat Isarlust weiterentwickelt. Eine städtische Floßverkehrsgesellschaft könnte die Münchner regelmäßig von der Praterinsel bis zum Baldeplatz und wieder zurück bringen.
„Das Konfliktpotenzial wollen wir demokratisch bearbeiten – mit einem Koordinationsteam für den innerstädtischen Isarraum.“
Anwohner, Naturschützer, Radfahrer, Senioren – hauptberuflich und mit Fachwissen soll das geforderte Koordinationsteam im Spannungsfeld zwischen urbaner Stadtkultur und Naturschutz vermitteln. Die verschiedenen Zielgruppen können so berücksichtigt werden.
[…] Am 15.11.2013 war es soweit. Der Gründungsvorstand des Isarlust e.V. hatte – nach einem feierlichen Frühstück auf dem künftigen autofreien Stadtplatz auf der Ludwigsbrücke – zur Pressekonferenz geladen in den Kulturraum “Philine” im Münchner Gasteig. Neben dem schönen Filmbeitrag von münchen tv, ist dabei der schöne Artikel “Auf zu neuen Ufern” in der Süddeutschen Zeitung vom 16.11.2013 entstanden und ein umfassender Bericht im Grün und Gloria Blog am 18.11.2013. […]