Kein Patent auf Broccoli und Tomaten

Umfrage zeigt große Skepsis der Verbraucher

Zur Frage, ob Pflanzen und Tiere patentierbar sind, gibt es viele Unklarheiten. Mit Spannung wird ein richtungsweisendes Urteil im Herbst erwartet zu Patentansprüchen für Broccoli und Tomaten. In einer Vorentscheidung hat das Patentamt festgestellt, dass Patente „auf im Wesentlichen biologische Züchtungsverfahren“ nicht zulässig sind. Zwar müssen jetzt die Patentansprüche auf Verfahren zur Zucht widerrufen werden. Ungewiss ist aber noch immer, ob nicht doch die Pflanzen, das Saatgut und die essbaren Teile des Broccoli patentiert bleiben. Verbraucherschützer sehen hier die Politik gefordert: „Wir brauchen ein eindeutiges gesetzliches Verbot der Patentierung von Pflanzen und Tieren auf nationaler und auf EU Ebene“, sagt Marion Breithaupt-Endres, Vorstand der Verbraucherzentrale Bayern. In einer stichprobenartigen Umfrage der Verbraucherzentrale lehnen die Verbraucher mit 97 Prozent derartige Patente ab.

Ein Verbot müsse auch Züchtungsverfahren, Züchtungsmaterial und Lebensmittel einschließen, die aus diesen Tieren und Pflanzen gewonnen werden, so Breithaupt-Endres. Werde das Patent erteilt, könne der Patentinhaber über Lizenzgebühren gleich mehrfach abkassieren – vom Landwirt, der auf Samen und Futtermittel angewiesen ist, ebenso wie vom Ver¬braucher an der Ladenkasse. Vor allem Menschen in armen Ländern könnte damit der lebenswichtige Zugang zu Produktionsmitteln und Nahrung weiter erschwert werden. „Die von uns befragten Verbraucher nannten am häufigsten die Befürchtung, dass die Nahrungsmittelsicherheit dann in den Händen einiger weniger Konzerne liegen würde“, sagt Susanne Moritz, die als Agrarexpertin der Verbraucherzentrale Bayern das Thema kritisch verfolgt. Bemerkenswert findet sie, dass in der Umfrage fast 80 Prozent ethische oder religiöse Gründe für ihre Ablehnung angaben. Sie vertraten die Auffassung, dass Tiere und Pflanzen als Teile der Schöpfung zu den Lebensgrundlagen aller Menschen gehören und deshalb nicht patentierbar sein dürfen.

Ein Beitrag unseres Medienpartners Verbraucherzentrale Bayern.
Foto: Helene Timm

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