Spezial: 3. Startbahn – „Klimabündnis ist nur noch eine Farce“

„Nur noch eine Farce“ sei das Klimabündnis der Stadt München. Damit begründete Johann Englmüller, Vorstand des StadtTeilAuto Freising e.V., den Austritt seines Vereins aus dem Bündnis München für Klimaschutz, den er nun auch schriftlich vollzogen hat.

„Solange sich Herr Oberbürgermeister Ude offiziell für den Ausbau der 3. Startbahn ausspricht, verlässt damit die Stadt München die Ziele des Klimabündnisses“, kritisiert der Vereinsvorstand und lehnt die Bitte Monatzeders ab, auf den Austritt zu verzichten.
Englmüller schließt eine Rückkehr aus, „solange sich das oberste Haupt der Stadt München für den Ausbau des Flughafens ausspricht und die Startbahn gebaut wird“.

Die Stadt könne niemandem logisch erklären, dass sie hier vor Ort Kohlendioxid einsparen will und dies plötzlich bei der 3. Startbahn nicht mehr gelten soll, meint Englmüller. Doch der erhöhte CO2-Ausstoß wäre nicht die einzige Folge. „Durch den Ausbau der 3. Startbahn wird großflächig Einfluss genommen auf die Überhitzung des gesamten Großraums Münchens“, weist der StadtTeilAuto-Vorstand auch auf die lokale Klimaveränderung hin.

Nach Meinung Englmüllers aber bestreitet OB Ude diese Zusammenhänge zwischen Startbahnbau und dem Klimawandel. Udes Argument, wonach ohne die 3. Startbahn in München einfach in den anderen Städten mehr geflogen werd, will er nicht gelten lassen. „Ja, wieso sparen wir hier vor Ort überhaupt ein“, fragt sich Englmüller, „wenn alle sowieso wissen, dass an anderen Orten das Vielfache von den hiesigen Einsparungen vermehrt in die Luft geblasen wird“.

In Anspielung auf die Veranstaltung „München – ohne Grün kaputt“nennt Englmüller die Münchner Grünzonenpolitik reine „Augenwischerei“, wenn die Stadt weiterhin auf den Flughafenausbau setze. Mehr Bäume und Grün in der Innenstadt werde die Schäden, die das Umland von München davonträgt, nicht wiedergutmachen. Denn im Norden Münchens werde man auf jeden Fall daran leiden, dass es mit der für die weitere Startbahn erforderlichen Infrastruktur „vollgepflastert“ wird. Dazu gehören nach Meinung Englmüllers zusätzliche Wohnungen und Versorgung für ca. 50.000 Menschen. „Die Stadt beweist damit kein nachhaltiges Handeln“, so Englmüller.

Der Carsahring-Experte erwartet von den Bündnisteilnehmern mehr Engagement gegen den Ausbau des Airports. Eine offensive Außeinandersetzung mit der Problematik wäre für Englmüller demnach auch Grund genug, in der Bündnis zurückzukehren. „Ich habe heute das Klimabündnis dazu aufgerufen, selber zu dem Thema eine Podiumdiskussion anzuregen. Nur dann kehren wir wieder zurück!“, berichtet Englmüller.

Von den Münchenr Umweltgruppen erwartet der Freisinger mehr Solidarität. Das Klimabündnis dürfe nicht an der Stadtgrenze enden.

Enttäuscht ist Englmüller vom derzeitigen Zustand des Bündnisses München für Klimaschutz: „Ich habe manchmal den Eindruck, dass es nur eine Alibifunktion ist bzw. ein Spielzeug von Herrn Monatzeder“, so Englmüller auf die Frage von klimaherbst.de wie man mit der Arbeit des Klima-Clubs zufrieden sei.

Das Münchner Bündnis für Klimaschutz war auf Anfrage von klimaherbst.de bisher zu keiner Stellungnahme bereit.

Foto: Erich Westendarp / pixelio.de

3 Kommentare zu “Spezial: 3. Startbahn – „Klimabündnis ist nur noch eine Farce“”

  1. So leid es mir tut, aber man muss auch daran erinnern, dass Frau Ude bei einem Besuch in Shanghai rückwärts in einen Brunnen fiel und sich ein Bein brach. Das hätte man schon damals als böses Omen sehen können. Aber tatsächlich wird von der Stadt „Umwelt“ als minderwertige Pflicht wie Kindergärten oder Schulen angesehen und behandelt. Beim Forschungsauftrag „Stadtklima“ von 1979, den die LMU, LHS München und Bayerisches Umweltministerium durchführten, schaute der Rest der Republik neidvoll auf diese Umweltaktivitäten. Seit damals hat sich dann leider nicht mehr viel getan und nur mit dem Sperren der Innenstadt ist auch die Umweltbelastung durch den Verkehr nicht geringer geworden. Seit vielen Jahren ist München z.B. „Europameister“ mit der höchsten Feinstaubkonzentration in Neuhausen, den Bürgern mit Kindern kann man nur raten, dort wegzuziehen. Da müssen im Rathaus schon neue Köpfe mit etwas mehr Weitblick einziehen, damit sich etwas zum Besseren ändert.

  2. Bernd Louisoder sagt:

    München und Klimaschutz sind so lange eine Farce als die Stadtspitze nicht wirklich Klimaschutz im Großen angeht. Bisher sind nur kleine Alibiaktionen zu erkennen, trtrotz Bündnis für Ökologie vor ca.10 Jahren oder dem jetzigen Klimaherbst, der zig mutige und aufgeschlossene Menschen beschäftigt. Das Problem der 3. Startbahn zeigt das Dilemma: München will ein bayrisches Shanghai werden, ein Globaldorf, als wäre dies das höchste aller Ziele. Aber Shanghai hat auch nur 2 Bahnen für den Flugverkehr. Man erinnere sich, daß OB Ude auch von einer Fahrt im Transrapid in Shanghai begeistert war, der war so leise.. Aber Der OB saß auch im Tranrapid und hörte damit nicht den geschoßmäßigen Lärm, den ein Zug verursacht. Auch in München kann er den Lärm der startenden und landenden Flugzeuge nicht hören und nicht spüren.
    wer an die Spitze der sozialdemokratischen Partei in Bayern gelangen will, sollte doch wenigstens sozial und demokratisch denken und handeln. Eine Zerstörung gewachsener Sozialstruturen wie in Attaching und anderen Orten ist alles andere als sozial, es ist zynisch und chinamäßig menschenverachtend. Dies alles, um München noch voller zu machen, noch mehr Verkehrsprobleme, Umweltprobleme und unsoziale Mietsteigerungen zu erzeugen.
    Startbahnwahnsinn, nein danke.
    Bernd Louisoder

  3. Manchmal ist es wohl notwendig, dass jemand von ausserhalb auf die große Sonntagsreden-Stadt blickt und es dann auch ausspricht: München ist nackt!
    Da wird immerzu hinausposaunt, wie toll München dasteht. Als Landeshauptstadt oder, wenn es denn notwendig ist, auch als Metropolregion München. Aber bei Terminen des Regionalen Planungsverbandes schickt die große Stadt dann meist nur Beamte aus dem Mittelbau der Stadtverwaltungs-Hierarchie. Was sollen sich da die Bürgermeister/innen des Umlandes wohl denken, welchen Stellenwert sie in den Augen der Münchner Stadtspitze haben?
    Nun ist natürlich der Münchner Großflughafen vor allem eine bayerisch-globale Wirtschafts-Kiste, an der die Stadt München nur mit 23 % GmbH-Anteil „beteiligt“ ist. Für die Münchner Stadtpolitik ist das eigentlich auch sehr praktisch, denn das bedeutet dann ja auch nur 23 % „Verantwortung“.
    „Verantwortung“ für die bisher schon verbrauchte Landschaft im Erdinger Moos, für die Billiglohn-Arbeitsplätze im Flughafen, für die Infrastruktur-Probleme der Gemeinden rund um den Flughafen, für den Klimaschmutz der 389.939 Flugzeuge im Jahr 2010, . . .
    Das „Münchner Bündnis für Klimaschutz“ schreibt ganz viele grundsätzlich richtige Dinge auf ganz viel Papier und dann hält sich die große Stadt München selber nicht daran, was sie richtigerweise eigentlich wissen müsste, das zu tun wäre.
    Die ganzen bunten Münchner Klimaschutz-Broschüren sind schon mit der Auslage in der Rathaus-Information tatsächlich gleich neuer Rohstoff für das Recycling-Toilettenpapier im Münchner Flughafen. Das ist kein schöner Gedanke, aber für das nackte München passt er leider.

Kommentieren