Klimalüge der SWM? ÖDP protestiert gegen Münchner Steinkohle-Energie

1958447_601460629939342_801065026_n

Ein großer, schwarzer Haufen dampft auf dem Marienplatz, direkt neben dem Münchner Rathaus. Ein schwarzer Haufen bestehend aus 2,5 Tonnen Steinkohle. Zahlreiche Menschen bleiben stehen, staunen und machen Fotos. Ein älterer Mann in einem Rollstuhl hält an, begutachtet die Brocken interessiert. Auch Tobias Ruff schaut sich den dampfenden Haufen genau an. Er ist allerdings kein Schaulustiger. Er ist OB-Kandidat der Ökologisch- Demokratischen Partei (ÖDP), die die Steinkohle in den frühen Morgenstunden in Säcken angeschleppt und auf den Marienplatz gekippt haben. „Als Zeichen unseres Protests“, sagt er, „um auf einen großen Klimaschutzskandal in München aufmerksam zu machen.“

Klimaschutzskandal? In München? „Ja“, sagt Ruff und betont: „Die Stadtwerke München geben viel Geld für ihr sauberes Image aus, aber hinter den Kulissen ist es ziemlich düster.“ So stehen die 2,5 Tonnen Steinkohle für die Menge, die im Münchner Heizkraftwerk Nord durchschnittlich für eine vierköpfige Familie verfeuert werden. Insgesamt werden übers Jahr 800.000 Tonnen der schwarzen Brocken zur Energiegewinnung verbraucht. „Allein das belastet die Münchner Luft mit rund zwei Millionen Tonnen CO2“, sagt Ruff, „und dass diese Steinkohle dann auch noch aus Australien kommt, ist klimapolitisch ein großer Skandal. Das kann und darf nicht so weiter gehen. Wir fordern die Stadt und Stadtwerke auf, endlich auf erneuerbare Energien zu setzen.“

Erneuerbare Energien spielen in Münchens Energie-Haushalt kaum eine Rolle. Gerade ein Prozent der Kraftwerkskapazitäten sind durch Solarenergie und Wasserkraft betrieben. Dabei gebe es gute Alternativen zur Steinkohle, die zu den schlimmsten Klimakillern zählt – besonders dann, wenn sie mit Schiffen aus Australien importiert wird. „Der Transport wiegt umweltpolitisch schon schwer“, sagt Trudel Meier-Staude vom Projekt21plus, die die Protestaktion der ÖDP vor dem Rathaus zusammen mit Green City unterstützt haben. „Aber auch die daraus resultierende Umweltzerstörung durch den Tagebau, der die Böden versauern lässt und die Aborigines vertreibt, ist nicht vertretbar.“ Zumal die australische Regierung sehr niedrige Umweltstandards habe.

Doch was hält die Stadtwerke München davon ab, auf erneuerbare Energien zu setzen? „Die Stadtwerke haben ein Monopol in München, versorgen auch die neuen Wohnparks und Wohnviertel mit Fernwärme, die zum Großteil aus Steinkohle erzeugt wird. Das bringt viel Geld. Und warum sollten sie daran etwas ändern“, meint Ruff, der mit seiner Partei bereits im Januar erste Anträge an den Stadtrat gestellt hat, sich um dieses Problem zu kümmern. Doch darauf folgten keine Reaktionen. Am 16. März läuft die Wahl zum Oberbürgermeister in München. Da passt das Thema offensichtlich nicht in den Wahlkampf. Auf direkte Anfragen an die SWM, kam nur die Antwort: „Das ist ein Betriebsgeheimnis“, sagt Thomas Prudlo, der ebenfalls für die ÖDP kandidiert. Er betont: „Die CO2 Bilanz von Rot-Grün ist eine Katastrophe. In den vergangenen zehn Jahren wurde fast nichts eingespart.“ Die bundesweite Einsparung liege immerhin bei 10 Prozent.

„Die Werbung von den Stadtwerken sieht gut aus, da planen sie alle Kunden mit regenerativem Strom zu versorgen“, sagt Trudel Meier-Staude. „Die Realität sieht jedoch anders aus. Von den Beteiligungen an Solarenergie und Windkraft in Spanien, England oder der Nordsee kommt in München nichts an. Für die SWM sind erneuerbare Energien nur rentable Invest-Objekte.“

Und so macht die ÖDP während der Protestaktion auch noch einmal deutlich, wie wichtig und relativ einfach es ist, den Schritt von fossilen Brennstoffen auf regenerative Energieformen anzugehen. „Warmpumpen, Blockheizkraftwerke und Solarzellen schonen die Umwelt und würden das Stromnetz dezentralisieren“, sagt Prudlo, „damit kann der Bürger sich direkt einbringen und der Umwelt helfen.“ Das sei moderne Energiepolitik, die nichts mit schwarzen, dampfenden Haufen aus Steinkohle zutun hat.

Sebastian Schulke

IMG_5852[1]

 

IMG_5861[1]

 

IMG_5870[1]

 

IMG_5875[1]

 

IMG_5876[1]

Kommentieren