Knete fürs Klima

Die Stadt München teilt es ganz groß mit: 2013 und 2014 werden insgesamt 63 Millionen in Energiesparmaßnahmen investiert. Dies geschieht im Rahmen des „Integrierten Handlungsprogramm für Klimaschutz München“ (IHKM): Am vergangenen 12. Dezember wurde dieses durch „Klimaschutzprogramm 2013“ um rund 60 Einzelmaßnahmen aus acht verschiedenen Handlungsfeldern erweitert. 40 dieser Maßnahmen sind fortlaufende Projekte aus den vorigen Jahren.

Von 2010 bis zum letzten Jahr hat es die Stadt München schon geschafft, jährlich 454.000 Tonnen CO2 einzusparen – mit dem IHKM 2013/2014 sollen es nun weitere 600.000 Tonnen werden. Der langfristige Plan ist es, bis 2030 die Emissionen (im Vergleich zu 1990) zu halbieren.

Wir haben zum Thema ein paar Fragen an den 3. Bürgermeister Hep Monatzeder.

Herr Monatzeder,

mit dem Klimaschutzprogramm 2010 werden (nach voller Umsetzung der Maßnahmen) in München jedes Jahr 454.000 Tonnen CO2 eingespart. Mit dem IHKM 2013/2014 sollen die CO2-Emissionen jährlich um weitere rund 600.000 Tonnen heruntergeschraubt werden – das sind also nochmal 146.000 Tonnen mehr als die vergangenen Jahre. Haben Sie sich da nicht ein sehr hohes Ziel gesetzt?

Ja und nein. Zum einen ist unser Oberziel sehr anspruchsvoll, bis 2030 50 % der CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 einzusparen. Deshalb müssen wir auch mit dem IHKM zusätzlich zu den bisherigen zwei Klimaschutzprogrammen 2010 und 2013 noch weitere Programme auf den Weg bringen. Doch ein Großteil der heute schon umgesetzten Maßnahmen wirkt zum anderen weit in die nächsten Jahre hinein und bringt kontinuierlich Einsparungen. Deshalb ist es so wichtig, Emissionen möglichst rasch zu senken und möglichst lange von den Maßnahmen profitieren zu können.

Am 12. Dezember 2012 wurde das schon bestehende „Integrierte Handlungsprogramms Klimaschutz in München“ durch das „Klimaschutzprogramm 2013“ um rund 60 Einzelmaßnahmen aus acht verschiedenen Handlungsfeldern erweitert. Welche Felder sind das?

Die acht Handlungsfelder zum Klimaschutz im Rahmen des Integrierten Handlungsprogramms Klimaschutz in München sind:

1. Wohnungsbau – energieeffizientes Bauen im Bestand und Neubau

2. Stadtentwicklung, Bauleitplanung, Landschaftsplanung

3. Mobilität und Verkehr

4. Energieeffizienz im Gewerbe

5. Energiebereitstellung und -verteilung

6. Energiemanagement bei stadteigenen Gebäuden und der elektrischen Verkehrsinfrastruktur

7. Beschaffung, Dienstreisen, Dienstfahrzeuge

8. Bewusstseinsbildung

Das achte Handlungsfeld“ Bewusstseinsbildung“ ist im „Klimaschutzprogramm 2013“ neu hinzugekommen.

Wo ist es am Schwierigsten, diese Maßnahmen in Kraft zu setzen? Woran muss die Stadt am Meisten noch arbeiten?

Am schwierigsten zu erschließen sind die CO2-Einsparpotentiale, auf die der Einfluss der Stadtverwaltung nur gering ist. Dies ist z.B. der Fall bei der Energieeinsparung in privaten Haushalten bzw. beim Gewerbe und in der Industrie. Eines ist aber klar: das Ziel, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 zu halbieren, können wir nur mit allen gemeinsam erreichen. Der Fokus muss deshalb in den nächsten Jahren verstärkt darauf liegen, geeignete Anreize und Maßnahmen zu entwickeln, die die ganze Stadtgesellschaft ansprechen und erreichen.

Ein großer Teil der Investitionen ist für die energetische Sanierung städtischer Gebäude gedacht, zum Beispiel Schulen, Bibliotheken oder Verwaltungsgebäude. Ist so eine Gebäudesanierung teuer?

Um die Bevölkerung bei unserer großen Aufgabe Klimaschutz mitzunehmen, muss die Stadt München natürlich erst einmal selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Darum ist es von großer Bedeutung, eigene Gebäude und Infrastruktur, wie z.B. die Straßenbeleuchtung, auf den heute technisch möglichen Stand zu bringen. Wir achten aber auch darauf, dass sich die Investitionen lohnen und sie  sich über die eingesparten Energiekosten wieder amortisieren. Abgesehen davon erhöht eine Gebäudesanierung auch die Behaglichkeit und somit den Nutzwert. Außerdem machen wir uns unabhängiger von weiteren Energiepreissteigerungen in den nächsten Jahren und können künftige Ausgaben besser kalkulieren.

Kann sich das ein einzelner Bürger auch leisten?

Natürlich sind solche Sanierungsmaßnahmen schon eine Investition. Sie lohnen sich aber mittelfristig genauso für den Einzelnen. Zudem gibt es sowohl vom Bund über die KfW-Programme als auch über unser städtisches „Förderprogramm Energieeinsparung (FES)“ eine ordentliche Förderung. Das FES besteht in München bereits seit 1989 und ist gegenwärtig mit 14 Mio € jährlich ausgestattet.

Grundsätzlich zahlt es sich besonders aus, energetische Sanierung an ohnehin erforderliche Instandhaltungsmaßnahmen zu koppeln. Am besten geschieht dies in einem ganzheitlichen Ansatz, der die ganze Gebäudehülle im Zusammenspiel mit der Anlagentechnik betrachtet. Einzelmaßnahmen machen aber durchaus auch Sinn, wenn sie konzeptionell und aufeinander aufbauend umgesetzt werden. Wertvolle Tipps und Beratung erhalten Bürgerinnen und Bürger dazu bei unserem Bauzentrum.

Ein Sonderfall sind Mietwohnungen, bei denen hauptsächlich der Mieter von Energieeinsparungen profitiert. Um dieses „Nutzer-Investor-Dilemma“ aufzulösen, hat die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Mieterverein München und dem Haus- und Grundbesitzerverein München die „Münchner Modernisier­ungs­vereinbarung“ entwickelt.

Auch ist beschlossen worden, die stadteigenen Gebäude nur noch mit Ökostrom der Stadtwerke München zu versorgen. Wo kommt dieser Ökostrom her, was macht ihn „besser“ als der normale Strom?

Das von der Stadtverwaltung bezogene Stromprodukt „M-Ökostrom“ wird zu 100% aus erneuerbaren Energien mit Schwerpunkt Wasserkraft erzeugt. Dies wird durch den TÜV SÜD jährlich zertifiziert. Mit dem Bezug von M-Ökostrom wird ein Aufschlag gezahlt, der zu 100% in den weiteren Ausbau von regenerativen Energien geht.

Um dauerhafte Veränderungen zu erzielen, muss man auch in der Denkweise der einzelnen Bürger etwas bewegen. Was tut die Stadt in diesem Sinne?

Das ist uns bewusst. Hier hat die Stadt in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit vielen weiteren engagierten Akteuren bereits einiges geleistet, beispielsweise sind hier die „Klimawerkstätten“ oder der „Klimaherbst“ der VHS München zu nennen. Auch die Entwicklung eines „Klimasparbuchs“ oder die Kampagne „Radlhauptstadt München“ sind weitere gelungene Beispiele. In der Zukunft müssen jedoch wie bereits ausgeführt noch weitere Maßnahmen entwickelt werden, um noch mehr „private Mitstreiter“ im Klimaschutz zu erreichen.

Gibt es da auch was für Kinder?

Ja, selbstverständlich.  Wir haben z.B. das Projekt „Bio für Kinder“ zur Umstellung der Verpflegung in der Kinderbetreuung oder auch das Energiesparmodell „50/50“, bei dem an Schulen Energieeinsparmaßnahmen durchgeführt werden. 50% der eingesparten Kosten dürfen diese dann für eigene Projekte behalten. Begleitet werden die Programme durch Lehrveranstaltungen, bei denen die Inhalte kindgerecht veranschaulicht werden. Die Erfahrung zeigt wie wichtig es ist, die Kinder aktiv einzubinden und sie selbst das Wissen innerhalb der Schule weitergeben zu lassen. Hier setzt z.B. die Maßnahme „Klimaschutznetzwerk Münchner Schulen“ aus dem Klimaschutzprogramm 2013 an.

Oft hört man Sätze wie „nur weil ich jetzt keine Plastiktüte mehr benutze, wird das ja wohl nicht die Welt retten!“ Was würden sie dazu antworten?

Gerade die vielen kleinen Dinge summieren sich in ihrer Wirkung gewaltig. Der persönliche Beitrag jedes Einzelnen ist enorm wichtig. Unsere Ziele im Klimaschutz können wir nur in einer anhaltenden gemeinsamen Anstrengung aller Bürgerinnen und Bürger erreichen. Es kommt entscheidend darauf an, dass wir unsere alltäglichen Verhaltensweisen hinterfragen und ändern. Dazu gehört der Verzicht auf Plastiktüten genauso wie z.B. richtiges Heizen und Lüften, sparsame Elektrogeräte im Haushalt oder  regionales und saisonales Einkaufen. Letzteres mache ich besonders gerne auf dem Biomarkt am Mariahilfplatz.

Wir finden es ja super, dass Sie auf dem Markt ihr saisonales Obst und Gemüse einkaufen! Fahren sie dann auch mit den Öffentlichen hin?

Nein, ich gehe dort am liebsten zu Fuß hin, wie überall in unserer schönen Stadt. Für größere Entfernungen steige ich auf das Radl, nutze aber natürlich auch Bus, Tram, U- und S-Bahn.

 

Fotos:

Glühbirne: Johannes Ammon / Jugendfotos.de

Hep Monatzeder: Pressefoto 

 

1 Kommentar zu “Knete fürs Klima”

  1. I was reading the news and I saw this really cool info… silvercoins.ag20-cent-piece“ 1875 20 cent

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