Längere Laufzeiten bringen Kohle

kernkraftwerk_emsland_christian_24-07-2007

An – Aus – An? Die Bundesregierung legt vermutlich den Schalter wieder um. Angela Merkel hat schon im Wahlkampf angekündigt: Atomstrom soll weiter fließen.


In Deutschland laufen momentan noch 17 Atomkraftwerke, 19 wurden in den vergangenen Jahren schon abgeschaltet. Eigentlich hätte der letzte Reaktor bis 2022 stillgelegt werden sollen, jetzt denkt die Regierung immer lauter über eine Laufzeitverlängerung zwischen vier und 28 Jahren nach. Insgesamt bis zu 60 Jahre blieben die Atommeiler dann am Netz.

Opposition und Umweltschützer warnen bei einer Verlängerung vor enormen Sicherheitsrisiken. Außerdem werde der Ausbau erneuerbarer Energien blockiert. Das Gefeilsche um Fristen, Sicherheit und Gewinne der Atomkraftwerke hält also an. Mitten in der Diskussion forderten CDU-Spitzenpolitiker, die Energieriesen zu schröpfen: Ab 2011 sollen EO.N, RWE, EnBW und Vattenfall mindestens 50 Prozent ihrer Gewinne aus den Atomkraftwerken als Steuern abgeben.

Mit den zweistelligen Milliardenbeträgen will die Bundesregierung ihren Haushalt sanieren. Und gleichzeitig erneuerbare Energien fördern: Die Stromproduktion durch Wind, Sonne und Wasser soll damit angekurbelt werden. Geschickt, denn so versucht die Bundesregierung, den unbeliebten „Ausstieg aus dem Ausstieg“ der Bevölkerung als Investition in die Zukunft zu verkaufen. Einige Umweltschützer begrüßen die neue Steuer – so lange die Milliarden dazu dienen, das Problem der Lagerung des Atommülls anzupacken.

Greenpeace droht dagegen mit breiten Protesten, wenn der ökonomische Aspekt dazu führt, Kraftwerke länger laufen zu lassen. Eine Studie zeigt, dass 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs bis zum Jahr 2050 mit erneuerbaren Energien gedeckt werden könnten. Alle Kernkraftwerke könnten abgeschaltet, die Treibhausgase um ein Achtel gesenkt, jedes zweite Auto könnte elektrisch betrieben werden. Die überraschenden Zahlen kommen vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt. Die Kosten für Öl, Kohle und Gas könnten demnach bis 2030 um fast fünf Billionen Euro sinken. Treffen die Zahlen zu, dann gibt es nur eine Möglichkeit: Aus.

Text: Monika Hippold (Der Beitrag erschien in der Abschlusszeitung an der Deutschen Journalistenschule.)
Foto von: christian, jugendfotos.de

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