Leih mir mal dein Rad!

In München stehen seit dieser Woche 250 neue Fahrräder herum. Und jeder kann sie haben. Nur eine kurze kostenlose Reservierung auf der Seite des Betreibers nextbike im Internet ist nötig. Dann kann man für einen Euro eine Stunde lang von 30 Stationen aus losradeln. Besonders für Pendler ein attraktives Angebot. Das Leipziger Unternehmen ist bereits in vielen deutschen Städten am Start. In München wird das Projekt von Dominic Staat geleitet. Wir haben uns mit dem Rikscha-Pionier über die Konkurrenz zu Call-a-Bike, die rechtliche Situation und seine Erwartungen unterhalten.

Wo sehen Sie die Vorzüge von nextbike gegenüber call a bike?

„nextbike“ ist gegenüber „call a bike“ günstiger und es sind sehr komfortable Fahrräder, die man nutzen kann. Man findet sie an zentralen Stellen am Altstadtring und angrenzend, so dass man auch mit mehreren Personen – also wenn mal Besuch kommt – sich unkompliziert welche leihen kann. Das System ist sehr einfach, man ruft einfach an, und gibt die Bike-Nummer durch. Dann bekommt man einen PIN und kann das Rad öffnen. Später gibt man es dann an einem der 30 Standorte wieder ab. Außerdem ist es sehr günstig, mit einem Euro pro Stunde bzw. ab fünf Stunden schon der Tagesverleih mit acht Euro. Das sind die Vorzüge.

Warum glauben Sie an den Erfolg, wo es doch bei Call-a-Bike auch schon mal eine Pleite gab?

Weil ich schon 1997 gesagt habe, als ich mit meiner Firma „Pedalhelden“ gestartet bin, dass ich das super finde. Und ich hab dem Herren, der das damals konstruiert und auch softwaremäßig durchdacht hat, schon gesagt: Ich glaube an dieses Konzept. Aber ich glaube nur daran, wenn man es auch vermarktet und werblich nutzt. Das Verleihgeschäft ist bei uns über die Vermarktung der nextbike-Werbefläche gepuffert. Letztendlich ist es damals so gekommen, dass denen das Geld ausging, weil der Verleih nicht so hoch war, dass man dadurch die Logistikkosten hätten decken konnte.

Letztendlich ist es dann an die Deutsche Bahn verkauft worden, die das Verleihsystem Imageträger sieht. Dadurch ist auf dem Call-a-Bike ein Deutsches Bahn-Schild drauf. Die vermarkten das auch für sich als Werbung und insofern ist es ein Prestigeobjekt.

Wir schaffen es dadurch, dass wir das Bike vermarkten auch bezüglich der Werbung. Das kennt man auch aus anderen Bereichen, das ist immer wichtig für den Verbraucher auch über Werbung finanziert zu werden, weil dann die Kosten einfach günstiger sind – die Servicekosten. Genau das ist bei nextbike der Fall, es bleibt sehr, sehr günstig für den Logistiker vor Ort. Weil es so ist, dass die Werbefläche dort vermarktet wird. Das gibt es auch in anderen Bereichen, sei es Mobilfunk oder Internet wie auch immer, wir machen das halt mit Bikes.

Hat München den Titel Radlhauptstadt verdient?

München trägt den Namen deswegen zu Recht, weil es von der Lage, der Geografie und der städtebaulichen Anlage eine Radkhaupststadt absolut hergibt. Auch mit der grünen Lunge, dem Englischen Garten, kann München auf jeden Fall zur Radlhauptstadt werden. Es gibt sehr viele Kräfte, unter anderem das Büro Monatzeder, ich nenn ihn Radlbürgermeister, der in die Richtung bürgt, das München Radlhauptstadt wird. Es gibt viele andere Kräfte, unter anderem das KVR, die da teilweise auch blockieren bei sinnvollen Radprojekten.

Bei den Autoverleihsystemen wurde lange mit dem KVR um Genehmigung gerungen. Wie lief das bei Ihrer Genehmigung?

Wir brauchen keine Genehmigung weil laut einem Urteil aus Hamburg, dient der Verleih der nextbike-Räder dem Allgemeingebrauch und deshalb brauchen wir keine Genehmigung für die Standplätze. Die Standplätze sind auch so, dass sie sinnvoll sind, dass sie Allgemeinverträglich sind und auch wirklich dem Allgemeinwohl dienen. Wir brauchen keine Genehmigung vom KVR, im Gegenteil: Die Radlhauptstadt ist begeistert von dem Projekt und will sich involvieren. Wir haben schon nächste Woche ein Treffen mit der Stadt, die das für sich als Imagewerbeträger nutzen will.

Glauben Sie, dass es in zehn Jahren in der Münchner Innenstadt noch Autos geben wird?

In München wird es immer Autos geben: Das ist eine Frage der Motorisierung. Die Autohersteller wechseln aber auf Elektroantrieb. Es werden kleinere Autos sein, nicht mehr die großen Autos, die wir heutzutage haben. Insgesamt wird es also weniger Platzbedarf geben. Insofern wird sich das Stadtbild schon ändern. Ich glaube auch an Projekte, wie Park&Ride, also quasi Auto abstellen und aufs Radl umsteigen, sodass da dann Großparkplätze angelegt werden und die Leute aufs Radl wechseln. Insofern wird sich dann das Stadtbild ändern. Allerdings hat die Stadt auch die Aufgabe, wenn sie die Autos aus der Stadt raus bringen will, gleichzeitig für Alternativen zu sorgen. Zum Beispiel mit mehr Lastenrädertransporten und einfach einer Logistik, die Sinn macht. Das muss nicht destruktiv sein, sondern konstruktiv auch für den Verbraucher. Denn der Verbraucher ist bequem, der fährt eben gerne mit dem Auto rein. Da müssen Alternativen geschaffen werden.

nextbike-Fährräder finden Sie hier.

1 Kommentar zu “Leih mir mal dein Rad!”

  1. fretsch sagt:

    prima – so wird das ja doch noch was mit der radlhauptstadt.

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