Mach’s mal selber – mach‘ mal ein!

Es gibt Zutaten im Leben eines jeden Kochbegeisterten, die flößen einem eine ganze Weile lang Respekt ein. Hefe, Sauerteig, Gelatine und Karamell waren alles Herausforderungen, von denen ich wusste, dass nur deren Überwältigung zur Vervollkommnung meines kulinarischen Werdegangs führen konnte.

Mit Gelierzucker etwa erging es mir so: Jahrelang habe ich Tanten und Omas beim Einkochen zugesehen, die orangefarbene Packung des Wunderpulvers in meinen Händen abgewogen und innerlich gerätselt. Wie lange wird es dieses Zeugs wohl noch geben? Lohnt es sich noch, mich damit anzufreunden? Ist das altmodische Einkochen nicht schon längst vom Aussterben bedroht?

Dann kam die Weihnachstgeschenkenot, dieser riesige Kürbis der mich aus den Tiefen meines Küchenschranks anglupschte, dieses Rezept in der Fressbox und mir wurde schlagartig klar, dass der Moment gekommen war – ich würde Marmelade machen.

Nun weiss ich: einkochen ist so wahnsinnig vintage. Weiblich. Fast mütterlich – und wenn ich ein Modewort benutzen darf, es ist entschleunigend.

Und auch diesmal sage ich nur: wenn ich es konnte, dann könnt ihr das auch!

Kürbismarmelade mit Kokosmilch:

Das braucht man dazu:

-500 g Kürbis (Hokkaido oder Muskat sind hierfür gute Sorten)

– 100-200 ml Wasser

– 1 Packung Vanillezucker bzw. (noch besser!) das Mark von zwei Vanilleschoten

– 250 g Gelierzucker 2:1

– 100 g Kokosmilch

– Saft von einer Zitrone

– vier saubere Schraubgläser à 250 ml. Es wird normalerweise empfohlen, Neue zu benutzen, aber wenn man drauf achtet, dass der Verschluss noch gut schraubt und sie nicht nach Gewürzgürkchen stinken, dann geht es auch mit alten Gläsern, z.B. von Marmelade.

So geht’s: 

Die Gläser sterilisieren, indem man sie (mitsamt abgeschraubten Deckeln) in kochendes Wasser legt und 5-10 Minuten auskochen lässt.

Die Gläser und Deckel aus dem Wasser holen und auf ein sauberes Küchentuch mit der Öffnung nach unten aufstellen, damit sie trocknen können. Den Kürbis waschen, schälen, entkernen und in Stücke schneiden .

Das Fruchtfleisch mit dem Wasser und der Vanille in einem Topf gute zehn Minuten lang köcheln lassen, dabei den Topfdeckel nur halb aufsetzen.

Nun kommt die Kokosmilch dazu.

Diese in den Topf geben und weitere 15 Minuten lang köcheln lassen. Inzwischen kann man schonmal einen kleinen leeren Teller für die Gelierprobe in den Kühlschrank stellen. Ab und zu in der Marmelade rühren und – falls die Zutaten anfangen, am Topfboden zu haften, Wasser hinzufügen.

Wenn der Kürbis weich ist, den Topf vom Herd nehmen und mit dem Pürierstab alles fein pürieren. Gelierzucker und Zitronensaft hinein, nochmal unter rühren drei Minuten weiterkochen, dann geht’s an die Gelierprobe: den Teller aus dem Kühlschrank nehmen, einen halben Teelöffel Marmelade drauftröpfeln, nachprüfen, ob diese innerhalb von einigen Sekunden eine gelatineartige Konsistenz erreicht. Wenn nicht, noch etwas weiterkochen lassen und immer wieder probieren.

Wenn die Marmelade gelliert ist kann man sie in die Gläser füllen. Das muss passieren, während sie noch heiss ist (also aufpassen!): einfüllen, Deckel drauf, zuschrauben, die Gläser kopfüber stellen. So bildet sich das Vakuum, dass man benötigt, damit die Marmelade steril und haltbar bleibt.

Jetzt nur noch warten bis die Gläser abkühlen, nochmal abwischen, schön etikettieren  und freuen!

Die Marmelade kann man vor dem Öffnen etwa 6 Monate ausserhalb des Kühlschranks aufheben. Geöffnet sollte man sie im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von zwei Wochen aufbrauchen.

Fotos: Viviana D’Angelo

4 Kommentare zu “Mach’s mal selber – mach‘ mal ein!”

  1. Marlene sagt:

    Ja die Quitte, da hab ich im Urlaub in Franken Nähe Volkach den „Quitten-Lehrpfad“ besucht.
    Frankens Rekultivierungsprojekt alter Quittensorten. http://www.mustea.de.
    Unglaublich, was man aus Quitte alles machen kann.

    Ich habe dann im Winter in Schmogerichte – wir essen sehr selten Fleisch und dann vom Bauern direkt – eine zerkleinerte Quitte mitgekocht, auch mal ins Blaukraut, statt Apfel.

    Hab das Glück, dass es bei mir Glocckenbachviertel noch eine richtige Gemüsefrau gibt, die die Quitte auch führt. Quittenprodukte von Mustea.de gibts übrigens im Slow Shop am Viktualienmarkt in der Heiliggeiststrasse 6. Wäre auch mal einen Besuch wert von eurer Redaktion. Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende.
    Marlene

  2. Viviana DAngelo sagt:

    Liebe Marlene, schön, wieder von Dir zu lesen! Deine Kombination mit Rum klingt ja absolut lecker, muss ich unbedingt auch ausprobieren – und Quitte ist ja auch so ein „vergessenes Obst“, mit dem heutzutage nicht mehr Viele was anzufangen wissen! Mal sehen, ob ich dazu auch mal einen schönen Selbermacher vorbereite 🙂
    Lieber Michael, Du kochst auch ein? Das finde ich ja ganz cool!
    Vielen Dank für Deinen Tipp – Ich war mir ehrlich gesagt nicht mehr ganz sicher, was das „Verfallsdatum“ angeht, vor Allem bei der enthaltenen Kokosmilch, darum habe ich lieber auf 6 Monate runtergekürzt.
    Ein hoch auf die Einkocherei und liebe Grüsse aus der Grün&Gloria Redaktion!

  3. Michael sagt:

    „kann man vor dem Öffnen 6 Monate aufbewahren“ <– Doppelt so lange, mindestens.
    Sagt meine Erfahrung. Ich koche noch nicht lange selbst ein, aber Oma und Mama tun es eben schon lange und wir essen das ganze Jahr die Marmelade der letzten Saison, bis zur nächsten Saison und manchmal darüber hinaus (weil die ernte so ergiebig war…). [Gelagert werden die Gläser bei uns im Keller]

  4. Marlene sagt:

    Super, schmeckt sicher himmlisch. Ich hab Hokaido mit Boskopapfel und Quitte, alles einheimische Sorten gemacht und mit Zimt und einem klitzekleinen Schuss Rum für den Winter gemacht, Rum muss aber nicht sein, schmeckt auch ohne. In guten Gemüseläden oder auch bei türkischen Läden gibt es jetzt auch noch Quitte, und dieses tolle Obst gibts bei uns in Bayern auch in Franken.

    ich find es sehr sehr schön, dass ihr sowas auf euren Seiten bringt und hoffe, dass Viele das nachmachen, es ist wirklich so schön, sowas als Geschenk bei Einladungen mitzubringen, anstatt der Tulpen, die noch nicht dran sind…

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