„Mehr Power durch Solarenergie“ – Exklusivinterview mit Roland Schuler

Während sich viele Großunternehmen aus der Solar-Branche zurückziehen, hält die BayWa der Sonnenergie die Treue. Wir haben uns mit Roland Schuler, einem Vorstandsmitglied der BayWa, getroffen und uns über das Potential der Solar-Branche unterhalten, die chinesische Konkurrenz und die grüne Zukunft der BayWa.

Herr Schuler, können Sie kurz erklären, in welchen Bereichen sich die BayWa in puncto Solarenergie engagiert?

Als führendes Handels- und Dienstleistungsunternehmen sind wir mit unserem Tochterunternehmen BayWa r.e. renewable energy GmbH in allen Wertschöpfungsstufen – außer der Produktion von Solarzellen und PV-Modulen – tätig. Das heißt, wir handeln zum einen mit allen Komponenten, die für die Anlage eines Solardachs oder eines Solarkraftwerks notwendig sind: sowohl mit Modulen und Wechselrichtern als auch mit Befestigungsteilen. Mit diesem Handelsbereich sind wir in verschiedenen Ländern Europas und insbesondere auch in den USA tätig. Unsere Handelspartner sind zum überwiegenden Teil Handwerker, Installateure, Elektriker und Dachdecker, die sich dem Thema Solarinstallationen verschrieben haben.

Der andere Bereich ist die Projektierung von größeren Solarparks – also die Freilandanlagen, die man sieht, wenn man an der Autobahn entlang fährt. Unsere Projektierungsleistung schließt die Grundstücksuche, die Genehmigungsverfahren, die Installation und letztendlich die technische und kaufmännische Betriebsführung ein. Im Normalfall verkaufen wir die Parks wieder, sobald sie installiert sind. Auch mit diesem Geschäft sind wir in vielen Teilen Europas und den USA tätig.

Das unterscheidet Sie von vielen anderen Unternehmen. Bosch und Siemens ziehen sich ja zum Beispiel eher aus der Solarbranche zurück. Aber BayWa baut aus und hat auch in Würth Solar investiert. Was ist der Grund?

Zunächst muss man unterscheiden: Die Unternehmen, die sich zurückgezogen haben, waren in der Produktion von Solarmodulen oder Zellen tätig. Das sind wir nicht. Wir handeln mit Modulen und sind dabei herstellerungebunden. Deshalb stehen bei uns die Produktionskosten nicht im Vordergrund. Für uns ist ein qualitativ hochwertiges chinesisches Modul genauso interessant wie ein qualitativ hochwertiges aus Deutschland, Japan oder Korea.

Wir glauben auch, dass in der Solartechnik im Bereich der Module noch hohe Reserven liegen – nicht im Preis, sondern insbesondere im Wirkungsgrad. Das heißt, die Leistungsfähigkeit der Solarmodule wird sich in der nächsten Zeit noch mehr steigern. Und bei den dann möglichen Energiespeichern über Batterien oder sonstige Speicher denke ich, dass auch da noch mal eine Reserve drin steckt. Deshalb sind wir in der BayWa davon überzeugt, dass es sich lohnt, in diesen Bereich auch weiter zu investieren.

Wenn Sie sagen, in der Solarenergie steckt noch so viel Potential – warum ziehen sich dann andere große Firmen zurück? Liegt das vor allem daran, dass von der Politik nicht mehr so viel gefördert wird?

Ich glaube, für viele deutsche Modulhersteller ist der Wettbewerb mit chinesischen Herstellern im Moment sehr schwierig. Aufgrund der Preisunterschiede am Markt und der nicht mehr wahrnehmbaren Qualitätsunterschiede zwischen europäischen und chinesischen Modulen hat die Nadel zu Gunsten der chinesischen Module ausgeschlagen. Wegen der damit verbundenen Absatzreduzierungen sind die Firmen einfach nicht mehr bereit, viel zu investieren, nur um letztlich Millionenverluste zu verursachen.

Also ist der Königsweg der, den Sie gehen, indem Sie sagen: Wir kümmern uns gar nicht um die Produktion, sondern wir suchen uns die hochwertigsten Modelle und machen dann den Rest?

Für uns ist das die richtige Strategie. Wir haben ja mit regenerativen Energien bei der BayWa vor etwa fünf Jahren angefangen. Wir haben uns damals schon genau überlegt, was wir tun. Wir sind ein Handels- und Dienstleistungsunternehmen und wollten bei diesem Leistungsspektrum bleiben. Dies bedeutet also: Wir bauen Anlagen und bieten Dienstleistungen an in Form von Wartung und Service sowie Betriebsführung für Investoren. Da wir uns nicht auf ein Land konzentrieren, sondern weltweit tätig sind, können wir Veränderungen in den jeweils gültigen politischen Rahmenbedingungen besser begegnen.

Würden Sie sich denn trotzdem von der deutschen Politik mehr Solarförderung wünschen?

Ich glaube, mehr brauchen wir nicht. Wir brauchen Kontinuität. Was schwierig war in den vergangenen Jahren, war diese Inkonsistenz in der Förderpolitik. Man hatte ein sehr gutes Vehikel mit dem EEG (Anm. d. Red.: Erneuerbare-Energien-Gesetz). Dieses EEG hat man nicht schnell und kontinuierlich genug den Kostenreduzierungen bei den Modulen angepasst. Dann hieß es: Jetzt müssen wir’s stoppen, und danach kamen ganz rigorose Einschnitte, die dazu geführt haben, dass sich jeder noch schnell eine Anlage gebaut hat – das heißt, man hat sich im Endeffekt kontraproduktiv verhalten.

Ich glaube, wir brauchen eine Verstetigung der Förderung. Dass sowohl die Investoren, die Produzenten, die Unternehmen und letztendlich auch die Bürger, die sich für Solartechnik entscheiden, Gewissheit haben, wann sie was bekommen.
Die Bundesregierung hat ja jetzt beschlossen, die Speichertechnologien über Zuschüsse zu fördern. Über diese Eigenverbrauchslösungen wird damit die Autonomie in der Stromversorgung gefördert – was hoffentlich dann irgendwann auch zur Entlastung der Stromnetze führen wird.

Die Tochterfirma Renerco der BayWa ist ja aktiv im regenerativen Bereich – was ist da in Zukunft noch zu erwarten?

Renerco wurde im Zuge einer Umstrukturierung des gesamten Bereichs der erneuerbaren Energien neu organisiert und umbenannt. Alle Tochterunternehmen der erneuerbaren Energien sind nun unter dem Dach der BayWa r.e. renewable energy (BayWa r.e.) vereint. Mit der Neustrukturierung gibt es nun beispielsweise die BayWa r.e. Wind, die BayWa r.e. Solar Projects oder die BayWa r.e. Solarsysteme, welche sich um den Handel kümmert. Die BayWa r.e. Wind ist als sehr namhafter Projektentwickler tätig und deckt die komplette Bandbreite von der Grundstückssuche bis hin zum schlüsselfertigen Bau von Windkraftwerken ab. Einen Teil der Windparks halten wir für eine gewisse Zeit selber und verkaufen sie dann an Investoren.

Ein weiteres Geschäftsfeld ist der Bereich Biogas. Hier decken wir zwei Technologien ab: Einerseits ganz normale Biogasanlagen auf der Basis nachwachsender Rohstoffe. Worauf wir aber besonderen Wert legen, ist Biogas aus organischem Abfall, wie Lebensmittelabfälle aus dem Einzelhandel und Küchenabfälle. Unser Portfolio wird abgerundet mit regenerativen Energiequellen wie der Geothermie. Im Süden von München sind wir mit zwei Dublettenbohrungen fündig geworden, und mit zwei Geothermiekraftwerken sind wir jetzt auch am Netz. Hier werden wir auch weiterhin unser Know-how im Rahmen der technischen Beratung zur Verfügung stellen.

Herr Schuler, vielen Dank für das Interview.

Foto:BayWa

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