Mit wunden Knien bis nach Stockholm

Ein Radl-Clown, Werbetafeln und Aktionen: Die Radl-Kampagne, die München zu einer Radlhauptstadt machen soll, hat jetzt schon Millionen verschlungen. Laut einer Studie des Verkehrsclubs (VCD) schneidet München beim Thema Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer jedoch trotzdem schlecht ab. Bei einem Vergleich von insgesamt 42 Städten wird München in den roten Bereich eingestuft, was heißt, dass die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer in den vergangen fünf Jahren gestiegen ist. Bundesweit hingegen ist der Mittelwert im Schnitt um 2,5 Prozent gesunken. Nicht nur der VCD sondern auch der Radfahrerverband ADFC und Bürger und Bürgerinnen weisen auf die ungenügende Infrastruktur für Radfahrer hin.

Zu diesen Fakten und Vorwürfen nimmt das Kreisverwaltungsreferat in der aktuellen Rathausumschau Stellung.

Das schlechte Abschneiden bei der Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer liegt demnach an der Steigerung des Radverkehrsaufkommens um 40 Prozent in den Jahren von 2002 bis 2008. Die Unfallzahlen haben dabei in der selben Zeit „nur“ um etwa 12 Prozent zugenommen, nach einem Anstieg im Jahr 2009 sind die Unfallzahlen 2010 sogar deutlich gesunken. Vergleichbare Zahlen für das Jahr 2011 liegen derzeit noch nicht vor, aufgrund des besonders schönen Wetters und dem großen Radverkehrsaufkommens liegen die Unfallzahlen im Vergleich zum Frühjahr 2010 aber höher. Im Vergleich zu anderen deutschen Städten liegt München bei der Verkehrssicherheit für Radfahrer im Mittelfeld.

Die Verkehrssicherheitsarbeit steht aber weiterhin, auch aufgrund der kontinuierlichen Zunahme des Radverkehr, als wichtigster Punkt da. Beispielsweise wird an zahlreichen Terminen und auf verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen der kostenlose Fahrrad- Sicherheitscheck angeboten, bei dem bislang etwa 6.000 Räder gecheckt und verkehrssicher gemacht worden sind. Am Stand vom Radl-Sicherheitscheck ist neben anderen Informationsmaterialien zum Radverkehr auch die Broschüre „Radfahren – im Trend und sicher“ mit allen wichtigen Informationen, Vorschriften und Regelungen zum Radverkehr erhältlich, die bisher an über 40.000 Bürgerinnen und Bürger verteilt wurde.

Seit diesem Jahr ist das Radlhauptstadt-Team auch an Schulen unterwegs. Bei der sogenannten „Schultournee – Check Dein Radl“ werden die Schülerinnen und Schüler in Sachen sicheres Fahrradfahren trainiert und motiviert. Außerdem wurde auf der Kampagnen- Webseite eine eigene Rubrik mit dem Titel Radlnetz eingerichtet, in der aktuelle Ausbau- und Verbesserungsmaßnahmen mit Bildern veranschaulicht und schriftlich erläutert werden.

Den Vorwurf, nicht in die Infrastruktur zu investieren, stattdessen aber eine überteuerte „Werbekampagne“ finanziert zu haben, weißt man im Rathaus zurück. Nur etwa 20 Prozent der Gesamtmittel der städtischen Radverkehrspauschale fließen demnach in die Kampagne „Radlhauptstadt München“. Das Radverkehrsnetz wird auch kontinuierlich weiter ausgebaut, da die vorhandene Infrastruktur an einigen Stellen an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Mit einer Gesamtlänge von über 1.200 km besitzt die Stadt München jedoch bereits heute ein gut ausgebautes Radverkehrsnetz, das etwa der Entfernung von München bis Stockholm entspricht.

Der Stadtrat hat außerdem das Kreisverwaltungsreferat bereits beauftragt, die Wirkung der Kampagne wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Ende dieses Jahres werden dem Stadtrat Die Ergebnisse der Evaluation vorgestellt und es wird sich zeigen, ob und wenn ja in welchem Umfang die Kampagne ihre Ziele erreicht hat.

Die Unfallzahlen unterliegen zum Teil aber starken Schwankungen, weil viele nicht beeinflussbare Faktoren, zum Beispiel das außergewöhnlich sonnige Wetter Anfang 2011 und das daraus resultierende überdurchschnittlich hohe Radverkehrsaufkommen für eine gestiegene Unfallhäufigkeit verantwortlich sind.

Notwendig sei jedoch generell eine stets aktuelle, fachliche Analyse des Unfallgeschehens mit besonderer Berücksichtigung langfristiger Trends und von Politik und Verwaltung beeinflussbarer Faktoren. Das KVR plane im kommenden Jahr einen Schwerpunkt in der fachlich-konzeptionellen Auseinandersetzung mit dem Thema Verkehrssicherheit.

Foto: Sommeraktion Bund Naturschutz e.V.

Kommentieren