München soll besser essen

Aus der Stadtratsfraktion der Münchner Grünen kam heute ein dickes Paket aus Anträgen. Darin macht sich Sabine Krieger für vegetarische Ernährung und Bio-Food stark. Die städtischen Güter sollen Biohöfe werden, in den Kantinen der Stadt mehr ökologisches Gemüse auf dem Teller landen und an Schulen soll eine Kampagne über Massentierhaltung aufklären.

Sabine Krieger (Grüne) fordert, dass die Kantinen der Stadt, in den städtischen Gesellschaften, den Krankenhäuser und Schulen ihre vegetarische Angebote künftig deutlich erhöhen. Ein Etappenziel auf dem Weg zu einer besseren Ernährung heißt für Krieger: „Veggie-Day“. Ein Tag in der Woche, an dem die Kantine nur vegetarische Gerichte anbietet.

Auch im Sinne des Klimaschutzes erscheint es Krieger unvermeidbar, die Speisekarten grüner zu färben: „Aus Gründen der globalen Nahrungsmittelgerechtigkeit, des Klimaschutzes, Tierschutzes und Gesundheitsschutzes ist es notwendig, in den industrialisierten Gesellschaften den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren.“

Den erhobenen Zeigefinger möchte die Stadträtin vermeiden: Krieger setzt lieber auf Überzeugungsarbeit. Sie vertraut auf den Geschmackssinn der Bürger: „Es geht nicht darum, die Bürgerinnen und Bürger zu bekehren und sie zu Vegetariern zu machen, sondern ihnen schmackhafte Alternativen zu Fleisch und Fisch anzubieten.“

In einem weiteren Antrag fordert Krieger die Umstellung aller städtischen Güter auf zertifizierte ökologische Landwirtschaft. Was man in einer rot-grün regierten Stadt nicht erwarten würde: Auf den städtischen Gütern Dietersheim, Großlappen und Karlsfeld wird noch immer konventionell gewirtschaftet. Offenbar wird auf den Gütern Großlappen und Dietersheim als Gegenargument genannt, dass dort bis 1980 Klärschlamm ausgebracht wurde und die Flächen durch die erhöhte Schwermetallbelastung nicht für biologische Landwirtschaft geeignet seien. Krieger sieht das anders: „Man könnte die Böden mittelfristig von den Schwermetallen befreien und damit eine ökologische Bewirtschaftung ermöglichen.“

Auf Gut Karlshof wird laut Krieger als Grund gegen die Umstellung auf Öko eine große Biogasanlage genannt, deren Biomasse ökologisch zu erzeugen zu aufwändig wäre. Für die Grünen ein Argument zum Haareraufen: „Dies widerspricht völlig den Zielen des Stadtrates zur Nachhaltigkeit“, so Krieger.

Diese Maßnahmen auf der Tischdecke und dem Ackerboden möchten die Grünen mit Bio-Bildung an Schulen und in Kindergärten begleiten. Ziel der Kampagne soll die Aufklärung über die Massentierhaltung und ihre grausamen Lebensbedingungen für die Tiere, die Auswirkungen des Fleischkonsums auf das Klima und Alternativen für die Ernährung sein.

Sabine Krieger: „Es ist allgemein bekannt, dass der hohe Konsum von billigem Fleisch nur durch quälende Haltungspraktiken ermöglicht wird und eine der bedeutendsten Ursachen der weltweiten Klimaerwärmung ist. Auch die Gesundheit, der hohe Verbrauch von Wasser für die Tierhaltung und der Hunger in der Welt sind Argumente, um über den Fleischkonsum nachzudenken. Aufklärung und Information sollte schon bei den Jüngsten anfangen, um hier ein Grundempfinden für richtige Ernährung zu entwickeln.“

Und dann schlachtet Krieger auch noch eine heilige Kuh: Sie kritisiert den Hendl-, Schweine- und Ochsenkonsum auf dem Oktoberfest. In einer Anfrage an die Verwaltung sucht Krieger Antworten auf ihre fleischkritischen Frage: Wie viele vegetarische Gerichte werden in den Festzelten angeboten? Sind die Wirte bereit, zumindest ein vegetarisches Hauptgericht auf der Speisekarte anzubieten? Dürfen „Hendlmarken“ auch für andere Gerichte verwendet werden?

Sabine Krieger: „Immer mehr Menschen suchen eine Alternative zu Fleischprodukten weil sie das Klima schützen, keine Massentierhaltung unterstützen oder etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Dies gilt natürlich auch für öffentliche Feste und Märkte, wo es – wie beim Oktoberfest – erfahrungsgemäß am schwierigsten ist, fleischlose Speisen zu finden.“

Foto: Günter Havlena/ pixelio.de

1 Kommentar zu “München soll besser essen”

  1. „Es ist allgemein bekannt, . . . “
    Ja freilich ist es das. Eigentlich gibt es jedes Jahr mindestens einmal eine unappetitliche Nachricht über Tierquälerei in der Mast-Industrie („Landwirtschaft“ ist so etwas schon lange nicht mehr), Antibiotika als Futter-Zusatzstoff, Gammelfleisch-Recycling, . . .
    Alles ausgesprochen gute Gründe, um solches Fleisch und die Wurst daraus nicht mehr zu kaufen und zu essen. Aber was passiert gerade? Der allgemeine Fleischkonsum nimmt derzeit wieder zu und vor allem die konventionelle Fleisch-Wirtschaft/-Industrie freut sich über solche Verbrauchs-Entwicklungen der irrationalen Art.

    Als ich nach einem abgebrochenen Lebensmitteltechnologie-Studium (Lebensmittel + Technologie = ?) im August 1984 eine Lehre beim „Metzger Huber“, dem damals einzigen Münchner Biometzger in der Herzogspitalstraße und am Walchenseeplatz anfing und dann als Lehrling zum ersten Mal in meinem Leben eine Jersey-Kuh (ein Opfertier der damals eingeführten Milchquote) zum Münchner Schlachthof begleitete – weil bei allen Landmetzgern draußen in der Region die Kühlhäuser knallevoll waren (das große Milchquoten-Schlachten), da verstand ich meinen Lehrmeister nur zu gut, warum er ansonsten den Münchner Schlachthof lieber mied: Die Industrie-ähnliche Schlachtung im Akkord macht die zu schlachtenden Tiere und die sie schlachtenden Menschen zu seelenlosen Elementen einer großen Verwertungs-Maschine.

    Natürlich verstehe ich die Verbraucher/innen, die sagen „Ist mir doch wurscht, was da so abläuft; Hauptsache es schmeckt.“ – aber gut finde ich diese Verantwortungs-Verweigerung nicht. Daher in Abwandlung des alten CMA-Spruchs „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“:
    Das Stück Fleisch auf euren Tellern und die Wurst in der Semmel waren einmal lebendige Tiere – denkt daran, wenn Ihr es kaut und abschluckt.

    Wer bei diesem Gedanken ein unangenehmes Würgen spürt, der ist auf einem guten Weg zum Vegetarismus. Respekt.
    Alle anderen Fleisch-Esser/innen kommen bitte an einem Frühlings- oder Sommerabend mit der Wurstsemmel in der Hand an die Ecke Tumblingerstraße / Zenettistraße, wenn die holländischen Schweine-LKWs zum Münchner Schlachthof fahren. Dann tief einatmen und dabei die Wurstsemmel anschauen. Reinbeißen?

    Sich dann vielleicht an diese Hinweise erinnern, um mit der entsprechenden Achtung vor dem Leben eines Schlachttieres dessen Fleisch zu essen:

    Der Metzger Huber
    (immer noch ohne Homepage)
    Gleissentalstrasse 2
    82064 Strasslach-Dingharting
    Tel. 08170 / 7593

    Der Kratzer-Hof
    http://www.jkratzer.de/index.html

    Alle weiteren Markt-Kontakte über TAGWERK eG
    http://www.tagwerk.net/

    Herrmanssdorfer Landwerkstätten
    http://www.herrmannsdorfer.de/content.php?mid=00

    BIO? WO? HER DAMIT!
    http://www.oekologisch-essen.de/content/05_einkauf_gastronomie/pdf/oekologisch_essen_muenchen.pdf

    Heute mal als Metzgermeister (in der Auszeit) grüßend:
    Mahlzeit!

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