Öko-Landbau in Bayern: Bundesweiter Vorreiter jedoch noch von der Quote entfernt

Naturbelassene Milch, unbehandeltes Getreide, pestizidfreie Äpfel – Bio liegt im Trend. Von Jahr zu Jahr wachsen die Umsätze von Bio-Produkten. Etliche Supermärkte haben mittlerweile ganze Produktreihen in ihrem Sortiment aufgenommen. Läuft also alles bestens für die bayerischen Biobauern?„Wir sind zufrieden“, sagt Harald Ulmer, Geschäftsführer von der Landvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ), der gemeinsam mit seinen Mitgliedern die noch bis Anfang Oktober stattfindenden bayerischen Öko-Erlebnistage organisiert. Seit Jahren wächst die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe. Dem LVÖ zufolge stieg die Zahl der Betriebe von 800 im Jahr 1989 auf 6.600 im vergangenen Jahr. Etwa sechs Prozent aller Höfe des Freistaats wirtschaften nach den Vorgaben des Öko-Landbaus, sie bewirtschaften sechs Prozent der bayerischen Landwirtschaftsflächen nach nachhaltigen Kriterien.

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Damit liegt Bayern zwar im Bundesvergleich vorn, allerdings ist man von den Vorgaben der Landesregierung noch weit entfernt: Bis 2020 soll sich die Fläche des Öko-Landbaus auf 13 Prozent verdoppeln. LVÖ-Geschäftsführer Ulmer hält das für erreichbar, auch wenn es ambitioniert ist. „Uns ist das Ziel enorm wichtig“, sagt Harald Ulmer. Noch nie habe eine Staatsregierung eine exakte Zahl vorgegeben.

Schon seit Ende der Achtziger Jahre fördert Bayern den Öko-Landbau. Erst im vergangenen Jahr wurde die Förderung angehoben: So erhalten Bauern, die auf nachhaltige Wirtschaftsweise umstellen, statt bisher 285 Euro nun 350 Euro pro Jahr. Zudem wurden Ökomodellregionen und ein Netz aus ökologisch wirtschaftenden Betrieben eingerichtet. Dessen Mitgliedsbetriebe beraten interessierte Landwirte zur Umstellung auf Öko-Bewirtschaftung. Die beratenden Betriebe unterstützt der Freistaat mit einer Aufwandsentschädigung.

Doch Förderung allein wird Ulmer zufolge kaum ausreichen, um Bauern zur Umstellung zu bewegen. „Einen viel stärkeren Anreiz bietet der Markt“, sagt Ulmer und verweist auf die größte Biomolkerei Europas, die der Milchproduktehersteller Andechser in Oberbayern betreibt. Allein im vergangenen Jahr wuchs die produzierte Menge an Biomilch in Bayern um mehr als fünf Prozent auf 418.000 Tonnen.

Die Nachfrage allein kann es aber auch nicht richten. Das ist zumindest die Erfahrung der Traditionsbäckerei Hofpfisterei, die vor zwei Jahren mit einer Kampagne nach Öko-Bauern gesucht hat. Der Münchner Bäcker will für seine Backwaren mindestens 80 Prozent Bio-Getreide aus Bayern verwenden, um die regionale Wertschöpfung zu stärken.

Allerdings kann die Hofpfisterei die eigenen Vorgaben nicht erfüllen. „So erreichten wir 2011 nur eine Quote von 70 Prozent“, sagt der Hofpfisterei-Sprecher Nils Nowak. Im vergangenen Jahr lag der Anteil des Getreides aus Bayern sogar noch unter dem Anteil von 2011. Grund dafür waren Nowak zufolge die ungünstigen Witterungsbedingungen in Bayern. Die klimatischen Bedingungen beeinflussen die Backeigenschaften der Mehle. Deshalb würden unterschiedliche Chargen aus einem Erntejahr von Landwirten aus verschiedenen Regionen gemischt.

Zwar kann gegen natürlichen Schwankungen, die die Produktion beeinflussen, auch staatliche Förderung nichts bewirken. Dennoch ist der LVÖ ist mit der Förderpraxis des Freistaats vollständig zufrieden. Die Landesregierung habe zwar viele Dinge auf den Weg gebracht, aber mit zu kurzer Laufzeit und mit zu wenig Personal. „Wenn man im Detail hinschaut, dann sind die Planungen zu kurzfristig“, sagt LVÖ-Geschäftsführer Ulmer. So beschäftigten sich von den rund 3.000 Beschäftigten in der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung nur 30 bis 50 Leute mit dem Öko-Landbau. Will man aber mehr als zehn Prozent Öko-Landbau müssten sich auch zehn Prozent der Angestellten mit dem Thema befassen.

Auch in der landwirtschaftlichen Ausbildung ist Öko-Landbau laut Ulmer noch immer ein Fremdwort. In zwei Jahren gehen die Auszubildenden gerade mal einen Tag in einen Ökobetrieb. Aber immerhin gebe es mit der Fachschule in Weilheim eine Meisterausbildung, die ausschließlich auf Ökolandbau ausgerichtet sei.

 

 

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