Olympia 2022: Sechs München-Mythen

Olympiaschanze Gamisch Petra Dirscherl

Ach wie schön, dass Bayern zu den Spitzenreitern bei direkter Demokratie gehört. Mal wieder steht ein Bürgerentscheid an, mal wieder dürfen die Münchner selbst entscheiden: Olymipa-Bewerbung für 2022, ja oder nein? Wer am Sonntag sein Kreuzchen setzt, sollte informiert sein über die negativen Aspekte der Winterspiele in unserer Stadt, findet das Bündnis NOlympia 2022. Die Initiative aus Green City, dem Bund Naturschutz in Bayern, der Aktionsgruppe Untergiesing und vielen mehr deckt deswegen die Lügen und Halbwahrheiten der Olympia-Befürworter auf.

Hier gibt’s die sechs größten Mythen auf einen Blick:

1. „Mit Olympia bekommt München 1.300 bezahlbare Wohnungen“

Klingt, als würden die Winterspiele den Mietwohnungsmarkt entlasten und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Von wegen: Die Stadt München will bis zum Jahr 2030 ohnehin 116.000 Wohnungen errichten, in dieser Planung sind die Olympia-Wohnungen schon enthalten. Dass sie bezahlbar sein sollen, ist kaum zu glauben. Der Bau der 1.300 Wohnungen übersteigt reguläre Kosten – im Olympia-Konzept für 2018 wurde er mit 203 Mio. Euro angesetzt. Die Baukosten muss man natürlich wieder einholen und wer käme dafür besser in Frage als die zukünftigen Mieter?

2. „Der Olympiapark steht bereit für die Winterspiele“

Das heißt, es muss gar nicht mehr gebaut werden? Falsch, sagt die Olympia-Konzeptstudie. Fünf von sieben Veranstaltungsorten müsste man neu errichten (Event-Arena, Olympia-Eissportzentrun, Eisschnelllaufhalle, Pisten für Freestyle und Snowboard) oder umbauen (Olympia-Schwimmhalle). Immerhin, Olympiastadion und Olympiahalle dürfen so stehen bleiben, wie sie sind. Auf ein paar hundert Millionen für die Instandsetzung der Anlagen darf man für die Bauarbeiten also ruhig noch ein paar Milliönchen drauf rechnen.

3. „Die Verträge mit dem IOC sind vom IOC nicht einseitig kündbar oder änderbar und entsprechen internationalen Gepflogenheiten“

„Hinzu kommt, dass die Bewerbungsdokumente (…) jederzeit einseitig vom IOC abgeändert werden können“, steht in der Stadtratsvorlage vom 06.10.2010. Dem ist nichts hinzuzufügen…

4. „84% der Sportanlagen bestehen bereits“

Auch hier muss man nur die Konzeptstudie zur Hand nehmen und ein wenig Prozentrechnen können, um herauszufinden, dass tatsächlich nur 53% der benötigten Anlagen in allen Austragungsorten vorhanden sind.

5. „Viele Sportstätten werden nur temporär errichtet und dann rückstandsfrei wieder abgebaut“

Mit temporär sind mindestens zwei Jahre gemeint, so viel vorneweg. Massive und zeitaufwendige Erdbauarbeiten fallen zum Beispiel für die Langlaufloipen an, für die Waldwege breiter gemacht werden. Leiden müsste für die Winterspiele auch unser schöner Olympiasee – der soll nämlich als Zuschauertribüne herhalten, wenn das Wasser für zwei Jahre abgelassen wird.

6. „Bahnstrecke München – Garmisch-Patenkirchen wird ausgebaut“

Und schon wieder ein Satz, der uns in die Irre führen will. Ausgebaut wird nicht die circa 100 Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Städten, sondern gerade mal ein Zwanzigstel der Schienen, das zweigleisig werden soll. „Vorfahrt für den Öffentlichen Verkehr“ lautet der Slogan der Befürworter. Da ist es irritierend, dass sie 500 Mio. Euro in den Straßenbau und 35 Mio. Euro in die Schienen stecken wollen.

 

Foto: Petra Dirscherl, pixelio

1 Kommentar zu “Olympia 2022: Sechs München-Mythen”

  1. Danke für die sehr gut dargstellte Schilderung der Tatsachen.

    Ich werde das noch grosszügig weitervertelen heute.

    Herzlichen Gruß und danke Grün & Gloria!

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