Was machen eigentlich Menschen, die in der Gastro arbeiten, gerade? Dieser Frage sind wir nachgegangen und auf Sebi gestoßen. Sebastian Mayer ist seit langem Koch in München. Jetzt, da die Restaurants geschlossen sind, hat er mehr Zeit als sonst. Diese wollte er nutzen, um die Leute zu motivieren, sich selbst an den Herd zu stellen und um zusammen etwas zu kreieren, trotz – oder gerade wegen – social distancing.
Kochsebinar
Kurzerhand erschuf Sebi seine online Koch-Seminare: Kochsebinare. Anmelden können sich alle, die Lust haben „gemeinsam“ zu kochen. Entweder über Telegram, Instagram @seblechef oder via Mail: sebi-mayer@gmx.de . Das ganze findet über Zoom statt und kostet 10 € (je nach Einkommen und Möglichkeit). Einkaufszettel sowie das Menue kommen nach der Anmeldung auch direkt zu dir, dass es direkt losgehen kann.
Wir haben uns mit Sebi über seine Idee unterhalten:
Wie bist du darauf gekommen online Kochkurse zu geben?
Ich koche normalerweise regelmäßig mit Freunden (mindestens jeden Sonntag zum gemeinsamen Tatort), was ja zur Zeit nicht geht. Die Idee, das jetzt online zu machen, kam eigentlich von mehreren Freund*innen und Bekannten. Ich hab es erstmal im kleinen Kreis ausprobiert und dann einfach weitergemacht. Ich liebe es, gemeinsam zu kochen und eben diese kleinen Tipps und Tricks weiterzugeben, die bei so vielen Gerichten den Unterschied machen. Außerdem kann man über das Thema Ernährung, Nachhaltigkeit in der Ernährung und Lagerhaltung von Lebensmitteln einfach nicht genug wissen und das Wissen zu teilen macht einfach riesigen Spaß.
Warum machst du das?
Die online Seminare mache ich zunächst einmal aus einem ganz banalen Grund: auf Einmal gibt es gerade meine anderen Jobs nicht mehr wirklich, alle Aufträge wurden in kurzer Zeit storniert. Und dann ist das einfach eine der Sachen die ich am liebsten mache: kochen und währenddessen Sachen darüber zu erklären!
Der zweite Grund ist mein Verständnis von Nachhaltigkeit:
Alle reden über Nachhaltigkeit. Und jeder muss eben essen. Die beiden Sachen muss man nur noch kombinieren: unserem Körper etwas Gutes zu tun, zu wissen was wir essen, wie wir es zubereiten, was wir überhaupt alles essen können, trägt ganz viel zu einer nachhaltigeren Lebensweise bei! Es ist immer wieder interessant wie viele Leute einfach nie gelernt haben, wie Lebensmittel richtig gelagert werden und was man alles, von dem was wir kaufen, essen kann (Stichwörter: Kohlrabistängel, Radieschengrün, Karottenschalen). Ich bin selbst begeistert von solchen Dingen, backe selbst Brot, fermentiere Gemüse, setze Essige an und teile meine Begeisterung dafür liebend gerne.
Außerdem ist Kochen eine der einfachsten Möglichkeiten andere Menschen (und sich selbst) richtig glücklich zu machen!
Wie bist du zum Kochen gekommen?
Ich hab mich schon immer für gutes Essen begeistern können. Eigentlich hab ich bei den Pfadfindern „richtig“ angefangen zu kochen, erst für kleine Gruppen, dann für immer größere, über immer längere Zeiträume und unter immer abenteuerlicheren Umständen (Hühnerfrikassee am Sandstrand in Griechenland, Kochen über dem offenen Feuer, drei Wochen Fleischwurstvariationen in Schweden…). Und während dem Zivildienst fiel die Entscheidung contra Studium und für eine Kochausbildung (bei Feinkost Käfer). Später habe ich noch Betriebswirtschaft studiert und eine Coachingausbildung gemacht, das Kochen ist mir währenddessen aber immer geblieben: in Restaurants, im Privaten, bei Kochkursen und als selbständiger Trainer für Teambildende Maßnahmen in der Küche (www.sebastianmayer.net). Zwei Jahre habe ich die Gastronomie in der Kunstaktademie geleitet und auch da versucht das Angebot so saisonal und regional wie möglich zu gestalten.
Dein Lieblingsplatz in München?
Die Hackerbrücke. Auf der einen Seite die „Heimat“ mit dem Panorama von München, auf der anderen Seite die „Ferne“, symbolisiert durch die Gleise die überall hin führen.
Titelbild: Nadine Primeau
FACEBOOK
TWITTER