Polizei wirkt auf ADFC recht Rad los

Radl

Gestern erst hatte die Münchner Polizei stolz ihr neues Konzept für den Umgang mit dem Radverkehr in München vorgestellt. Mehr Kontrollen, mehr zivile Radlstreifen, 30 Mann mehr bei der Bereitschaftspolizei, notfalls Helmpflicht – so wollen die Beamten die Zahl der Radl-Unfälle verringern. Heute kritisierte der ADFC das Konzept scharf. „Wir sind ziemlich enttäuscht,“ so der Vorsitzende der Radler-Vertretung, Christoph Zindel-Kostelecky. Was die Münchner Polizei da vorgestellt habe, sei weder neu, noch sonderlich fundiert.

„Weiter so“, sei kein Konzept, „vor allem, wenn es bisher auch nicht funktioniert hat“, mahnt der Rad-Lobbyist mit Blick auf die hohe Zahl der Verkehrsunfälle. Kritisiert wird dabei vor allem die Pflicht der Radler, den Radweg zu benutzen. Dabei ist bei hoher Geschwindigkeit das Fahren auf der Straße nach Meinung von Experten sicherer. Auf Radwegen sei die Gefahr höher, von abbiegenden Autos übersehen zu werden.

Der ADFC kritisiert, dass es in München bisher keine speziellen Kontrollen für fahrradgefährdendes Verhalten der Autofahrer gebe. Neben dem rücksichtslosen Rechtsabbiegen gehören dazu auch ein zu geringer Überholabstand sowie das Zuparken von Radwegen.

Die Radl-Lobby erinnert, dass der Bund nicht ohne Grund die allgemeine Radwegebenutzungspflicht abgeschafft hat. Schließlich bringe das Radfahren im Sichtbereich der Autofahrer mehr Sicherheit. Fahrräder seien ein vollwertiges und gleichberechtigtes Fahrzeug, das als solches grundsätzlich auf die Fahrbahn gehört. „Der Radweg als Sonderfläche für den Radverkehr ist die Ausnahme, die Fahrbahn die Regel“, meint der ADFC. So sehe es die Straßenverkehrsordnung (StVO) seit mehr als zehn Jahren vor.

Statt Radfahrer vermehrt mit Bußgeldern zu bestrafen, schlägt der AFDC vor, dass die Münchner Polizei regelmäßig kontrolliert, ob sich die Kraftfahrer beim Rechtsabbiegen nach Radfahrern umsehen. Darauf achten etwa die Kollegen aus Münster vermehrt.

Für die Reduzierung von Verkehrsunfällen ist nach Meinung von Zindel-Kostelecky auch die Verstärkung der Fahrradstreifen sehr wichtig. „Eine regelmäßige Präsenz radfahrender Polizisten würde allen Verkehrsteilnehmern zeigen, dass auch die Polizei das Fahrrad als vollwertiges Verkehrsmittel anerkennt,“ erklärte der Vorsitzende der Radler-Vertretung in einer Pressemitteilung.

Eine große Zahl der Münchner Bürger können die ADFC-Vertreter mit ihren Forderungen hinter sich wissen. Bei der gestrigen Debatte über Nahmobilität auf klimaherbst.de am Jüdischen Museum waren die Forderungen nach Fahrradstraßen, mehr Radlständern in der Stadt und sicheren Rad-Trassen durch die City nicht zu überhören.

foto: „Deni Simic“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)

2 Kommentare zu “Polizei wirkt auf ADFC recht Rad los”

  1. marco sagt:

    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Wie Sie richtig schreiben, handelte es sich bei unserer Einschätzung nur um eine Vermutung. Wenn wir da falsch lagen, tut es mir leid. Aber ihr Satz, „Natürlich wissen wir, dass München noch nicht Radlhauptstadt ist“, lässt uns wiederum glauben, dass wir mit unserer Mutmaßung vielleicht doch nicht so falsch lagen.

  2. Christoph Zindel-Kostelecky sagt:

    Liebe Klimaherbstler,

    was bringt Sie eigentlich dazu zu glauben, der ADFC würde die „Wir sind Hauptstadt“-Sache nicht ernst nehmen? Wir haben die Kampagne von Anfang an vorbehaltlos und mit all unseren Kräften unterstützt (u.a. http://www.adfc-muenchen.de/verein/akt/2010/wille-radlhauptstadt.html), auch wenn ich persönlich mir nach der Vorstellung des Konzepts noch etwas mehr erhofft hatte. Natürlich wissen wir, dass München noch nicht Radlhauptstadt ist, aber die Stadt lässt immer deutlicher erahnen, dass sie das Zeug dazu hat, es zu werden. Wenn jetzt alle zusammenhalten, denen Klimaschutz ein echtes Anliegen ist, und kräftig mit anschieben, kann das auch gelingen.
    Viele Grüße,

    Christoph Zindel-Kostelecky
    ADFC München
    Vorsitzender

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