DeliStar ist Münchens erstes plastikfreies Café

Rucksack schnappen. Jacke an. Schnell, schnell aus dem Haus. Die Tram wartet nicht. Kurzer Stopp am Lieblingscafé und einen kleinen Plastikbehälter aus dem Kühlschrank ziehen: Biomüsli mit frischen Früchten. Den heißen Kaffee im Pappbecher entgegen nehmen und weiter. Dann genüsslich frühstücken, den Müll entsorgen und fertig. Fertig?

Moment, was ist denn eigentlich mit dem ganzen Müll?

Diese Fragen stellte sich auch Andreas Berndl, der Geschäftsführer von DeliStar in München. Zwei Cafés und ein Betriebsrestaurant werden unter diesem Namen geführt. Berndl verzweifelte als überzeugter Bio-Esser irgendwann an der schieren Menge an Plastik, die in den Läden unweigerlich anfiel. Deshalb stellte er die Cafés letztes Jahr im August innerhalb von zwei Monaten auf plastikfrei um. Einfach so. Wir sind beeindruckt und hatten Fragen.

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Grün&Gloria: Wie kam es zu deiner Idee, ein plastikfreies Café zu eröffnen? 

Andreas Berndl: „Also letztlich haben schon vor allem die Medien dazu beigetragen. Gerade im letzten Jahr wurde viel mit Bildern gearbeitet, die Plastikberge darstellten. Unser Konzept ist ja eigentlich auf to go ausgerichtet, da war Plastik einfach eine schnelle und simple Lösung. Dennoch stört mich die enorme Menge Müll schon lang, privat achte ich da auch schon seit einiger Zeit drauf. Durch die Bilder ist mir dann aber bewusst geworden, dass ich jetzt etwas ändern möchte. Und bei einem kleinen Familienbetrieb geht das ja auch schnell.“ Sagt er, schlürft an seinem Espresso. Italienisches Porzellan, denn Andreas ist auch die Öko-Bilanz wichtig. Günstigeres Porzellan aus Saudi-Arabien anschiffen stellt für ihn keine Lösung dar.

Einfach so ein funktionierendes Konzept zu stoppen und alles neu zu machen, das zeugt schon von Mut. Bist du denn auf Schwierigkeiten gestoßen? 

Das war vor allem ein wirtschaftliches Problem. Der Transport gestaltet sich schwieriger, gefühlt alles ist aufwendiger, teurer und umständlicher. Dann haben wir ja auch in den Sommermonaten unser System umgestellt, haben ein Pfand-System entwickelt. Doch genau das sind ja meist die Zeiten, in denen nur mal schnell ein Salat geholt wird, um den an der Isar zu verspeisen. Anfangs sind fast keine Gläser zurückgebracht worden, das war natürlich eine wirtschaftliche und auch organisatorische Katastrophe. Teilweise waren die Gläser aus, wir mussten unser Sortiment kurzfristig anpassen, alles nicht leicht. Inzwischen hat sich das aber eingependelt. Dennoch war für mich immer klar, dass ich das plastikfreie Café durchziehen möchte, dass das alternativlos ist. Denn schließlich bin ich in gewisser Weise auch für meine Kolleg*innen, Kund*innen und Mitarbeiter*innen verantwortlich.  

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Du hast von einem Pfand-System gesprochen. Wie funktioniert das?  

Wir haben Weck-Gläser, gefüllt mit Salaten, Müslis und anderem. Die Kund*innen erhalten noch einen Kautschuk-Deckel von uns, damit nichts ausläuft. Für beides zusammen zahlt man 2 Euro Pfand. Das ist wesentlich weniger, als so ein Glas im Einzelhandel kostet, also nicht allzu wirtschaftlich wahrscheinlich. Dennoch, es hat sich einfach falsch angefühlt, mehr Pfand festzulegen. Dann würde man vielleicht für ein Müsli, welches zwei Euro kostet, sechs bis acht Euro zahlen. Auch wenn man das Geld zurückbekommt, das fühlt sich blöd an. Wir haben noch ein weiteres Feature: wer sowohl Glas als auch Deckel zurückbringt, kann entweder die 2 Euro nehmen oder er bekommt einen Cappuccino im Wert von 3 Euro. Der Gedanke war da, das nicht Müll zurückgebracht wird, sondern das man einen schönen frischen Kaffee bekommt. So wird das gut angenommen und ist nicht so negativ konnotiert.

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Seit September letzten Jahres läuft DeliStar inzwischen plastikfrei. Welche Rückmeldungen hast du denn bekommen?

Es ist vor allem viel positives Feedback zurückgekommen. Tatsächlich sind auch viele ehemalige Gäste zu uns zurückgekommen, seitdem wir das Plastik reduziert haben. Die waren uns schon ein paar Schritte voraus, haben das Plastik reduziert und können nun auch bei uns ihren Lebensstil weiterführen. Ansonsten gibt es durchaus auch noch Menschen, die da gar nicht mitdenken, unbedingt den Kaffee to go im Pappbecher haben möchten. Dafür haben wir dann auch Verständnis, lassen sie gewähren. Denn uns ist wichtig, dass ihnen hier gezeigt wird, wie es besser geht. Viele andere Kund*innen gehen ja mit einem guten Vorbild voraus, hier können erstere lernen, wie es richtig laufen könnte.

Lieber Andreas, vielen Dank für das Gespräch! 

Wenn du das nächste Mal in der Stadt unterwegs bist, schau doch einmal in der Amalienstraße 46 oder Kaulbachstraße 41 oder online vorbei und setze dich gemütlich für einen Kaffee ins DeliStar. Oder nimm dir einen Salat mit. Denn wie schön ist es denn, dass nicht nur ein Konzept umgesetzt wird, sondern dass die Kund*innen mit ins Boot geholt werden. Anstatt den Thunfisch einfach kommentarlos aus dem Programm zu nehmen, wird auf Aushängen erklärt, warum das der Fall ist. So gestaltet man seine Preise und Entscheidungen transparent und klärt seine Gäste zusätzlich über den ökologischen Hintergrund und die Herkunft der Lebensmittel auf.

Übrigens: seit Anfang Januar gibt es einen Verpackungsmüll-Aufschlag, den Bistros oder Restaurants zahlen müssen, das haben wir hier für dich recherchiert.


Photo-Credits Titelbild: Laura Johnston on Unsplash, DeliStar, sonstige Fotos: Johanna Rollenmiller

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