Rettet die Wirtschaft die Welt?

Es ist jetzt Mittag in Durban, an der Ostküste Südafrikas. Vom 28. November bis 9.Dezember findet hier die 17. Klimakonferenz der Vereinten Nationen statt. Laut Tagesordnung wurde inzwischen der Präsident der diesjährigen Konferenz gewählt, die Verfahrensordnung und die Agenda wurden angenommen und weitere formelle Schritte eingeleitet. In diesem Moment sollte der frischgewählte Präsident zu ersten Pressekonferenz antreten.

In den folgenden Tagen stehen unüberschaubar viele weitere Pressekonferenzen, Verhandlungen, Treffen an. Es sind die Instrumente, mit denen die UN den menschgemachten Klimawandel bekämpfen will. Das Ziel der Konferenz ist klar: Das Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1997 läuft aus, jetzt wollen die Vertreter der UN-Staaten ein neues Klimaabkommen geschmieden.

Die aktuelle Berichterstattung der Medien tropft vor Resignation, hinsichtlich allem, was den Kampf gegen den Klimawandel betrifft. Egal, ob Wissenschaftler, Politiker oder Vertreter von Non-Governmental Organizations (NGOs) sprechen: Der Grundton ist der gleiche.

Die NGOs stammen dabei aus den unterschiedlichsten Ecken. In Durban arbeiten Vertreter des BUND und von Germanwatch. Zur Klimaproblematik äußert sich aber beispielsweise auch die Münchener Rückversicherungs Gesellschaft, Munich Re.
Die Munich Re fordert, dass eine Kerngruppe von Ländern vorangehen und alle Anstrengungen auf die Förderung der erneuerbaren Energien richten solle. Denn man glaubt nicht daran, dass die Politik den Wandel bringt. Man setzt auf die Kräfte der Marktwirtschaft. „Der Umbau der Energieversorgung von den fossilen zu erneuerbaren Trägern ist die zentrale Aufgabe dieses Jahrhunderts. Damit verbunden sind erhebliche ökonomische Chancen“, sagt Torsten Jeworrek, der für Rückversicherung zuständige Vorstand bei Munich Re.

Was die Klimakonferenz in Durban angeht, ist man bei der Munich Re pessimistisch. Lediglich bei den Anpassungshilfen für vom Klimawandel besonders betroffene Länder könne man mit einem Vorankommen rechnen. Dabei geht es um die Errichtung eines Klimafonds für arme Länder. „Doch das Menschheitsproblem „Erderwärmung“ scheint im Rahmen des von den Vereinten Nationen organisierten Prozesses nicht lösbar“, so heißt es bei der Munich Re. Diese Prognose stützt sich bei der Munich Re auf fast vierzig Jahre Klimaforschung und der weltgrößten Datenbank mit über 30.000 datierten Naturkatastrophen. Aus der gehe hervor, dass dass sich die Zahl der registrierten Schadenereignisse aus Extremwetter weltweit seit 1980 nahezu verdreifacht habe. Eine Verdreifachung in 20 Jahren. Das ist selbst für einen Menschen ein überschaubarer Zeitraum. Für die Erde aber ist das nichtmal der vielzitierte Wimpernschlag.

Die Munich Re begegnet den Klimaverhandlungen pessimistisch, gleichzeitig weist man auf positive Trends hin: „Immer mehr Länder und Unternehmen halten den Energieumbau weg von den fossilen hin zu erneuerbaren Trägern für die herausragende Aufgabe dieses Jahrhunderts und erkennen trotz der gewaltigen Anstrengungen, die dafür erforderlich sind, die damit verbundenen ökonomischen Chancen.“

Das ist eine deutliche Ansage: Nicht der Politik traut die Rück-Versicherung den Wandel zu, sondern der Wirtschaft. Es ist das Feld, auf dem die Aktiengesellschaft handelt, indem sie Risiken übernimmt, direkt investiert und neuen Technologien den Markteintritt erleichtert.

Ähnlich wie in der derzeitigen Schuldenmisere der EU-Länder scheint die Politik zunehmend an Boden zu verlieren. Die Ökonomie tritt hingegen selbstbewusst auf und reisst Kompetenzen an sich. Die spannendsten Fragen unserer Zeit sind also: Setzt sich dieser Trend fort? Wenn ja: Wird das unsere Erde retten oder gänzlich zerstören?

Foto: Rainer Sturm

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