Selbermacher*innen vereint euch – beim Tauschkomplott München

Tauschkomplott Clarissa Juse

Tauschen statt Kaufen! Macht mehr selbst anstatt einfach nur zu konsumieren und findet dabei auch noch Gleichgesinnte. Beim Tauschkomplott München kommen Nachbarschaften und Generationen zusammen, um sich in gemeinsamen Austausch – egal ob von Essen, Gebasteltem oder Wissen – kennen zu lernen und einfach eine gute Zeit zu haben.

5 MAL Tauschkomplott

1. Worum geht es bei eurem Projekt?

Wir bringen die Selbermacher*innen Münchens zusammen! Egal ob Lebensmittel, Haushalts- oder Kosmetikprodukte, Genähtes, Gebautes, Gebasteltes oder immaterielle Expertise: Wir wollen die Menschen dazu bringen, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen miteinander zu teilen! Und Selbstgemachtes untereinander zu tauschen. Dafür gibt es mehrmals im Jahr unsere Tauschkomplott-Tauschmärkte, die immer sehr bunt und inspirierend und gut besucht sind! Aber auch Workshops und andere Aktionen rund ums Selbermachen stehen auf dem Programm. Bei alldem geht es uns aber nicht nur um den Spaß an der Sache, sondern wir wollen damit auch in Richtung Postwachstumsgesellschaft gehen.

2. Warum tut ihr das?

Im Prinzip sind es drei Themen, die wir mit dem Tauschkomplott ganz besonders im Blick haben: Gemeinschaft, Fähigkeiten und Nachhaltigkeit! Wir wollen Nachbarschaften und Generationen zusammenbringen. Gerade die älteren Generationen haben ja oft Fähigkeiten und Erfahrungen, die sie weitergeben könnten, wenn man eine Plattform schafft! Das Ziel ist es, Menschen zusammenzubringen, die sich gegenseitig unterstützen und inspirieren. Zum Thema Fähigkeiten oder Kompetenz: Wir wollen keine gutgläubigen Konsumenten (mehr) sein, sondern wissen, was hinter Lebensmitteln und Produkten im Allgemeinen steht. Wo sie herkommen, unter welchen Bedingungen sie entstehen, was man wie auch gut selbst machen kann, was man wie reparieren kann… Wer selbst in diesen Dingen kompetent ist oder Menschen kennt, an die man sich wenden kann, konsumiert weniger und bewusster und lokaler! Das sind unserer Meinung nach wichtige Schritte in eine nachhaltige Zukunft.

3. Wie lang war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?

Das ging ziemlich schnell! Ich fermentiere, braue und mache schon immer alles Mögliche selbst – und im Juni 2018 kam mir die Idee, dass es doch genial wäre, all diese Schätze und vor allem Erfahrungen in der Nachbarschaft und anderen passionierten Münchner Selbermacher*innen auszutauschen! Egal woher man kommt, wie alt man ist, ob man arm oder reich ist: mit dem Thema „Essen“ – und anderen die eigenen Leidenschaften vermitteln – damit bringt man alle zusammen. Das sah Irene Nitsch von Green City genauso und bot den Giesinger Grünspitz als „Homebase“ für unsere Tauschmarkt an. Im August 2018 gab es ein Kick-Off-Treffen mit guten Freundinnen und Kolleginnen – und daraufhin beschlossen wir, diese Idee gemeinsam als Team weiterzuentwickeln und das „Tauschkomplott“ als Verein auf die Beine zu stellen. Am 29. September 2018 war die Gründungsversammlung!

4. Woran könnte es jetzt noch scheitern?

Knappe Wo*Man-Power! Viele finden uns und unsere Events cool, aber so ein Verein und die Organisation ist auch eine ganze Menge Arbeit im Hintergrund. Da braucht es viele tatkräftige Kompliz*innen, die sich im Tauschkomplott engagieren wollen! Wir organisieren und machen das ja alle in unserer knappen Freizeit neben Vollzeit-Jobs und können daher leider immer nur eine begrenzte Anzahl an tollen Dingen realisieren. Aber wer Lust hat ins Team zu kommen oder die eigenen Fähigkeiten einzubringen, darf sich sehr gerne jederzeit melden! Es gibt immer viel zu tun, damit der Laden, nein unser Verein, läuft – und noch so viel Tolles auf die Beine zu stellen!

5. Wie kann man mitmachen?

Auf viele Arten! Als Teilnehmer*in bei unseren Tauschmärkten und Workshops. Neuigkeiten dazu gibt es immer im Newsletter und natürlich über Facebook und Instagram oder nebenan.de. Wer unsere Mission unterstützen und öfter mal dabei sein will, wird am besten offizielles Vereins-Mitglied! Außerdem sind wir stets auf der Suche nach Workshop-Themen: wenn Du etwas kannst (oder jemanden kennst, der was tolles kann) und das auch anderen beibringen möchtest, gib uns Bescheid! Und sehr dankbar sind wir auch für Kompliziert*innen, die sagen: Hey, ich find das Tauschkomplott cool, kann ich irgendwie mithelfen? Erreichen kann man uns immer unter hallo@tauschkomplott.de 

5 MAL MÜNCHEN

1. München in drei Worten.

Alles und nichts.

2. Wo ist in München für Dich die Welt immer in Ordnung?

Im Gemeinschaftsgarten vom Giesinger Grünspitz – da habe ich ein Hochbeet und man kann wunderbar verweilen inmitten der üppingen Pflanzen- und Farbenvielfalt. Und zwischendurch kann man ein paar frische Kräuter, Tomaten oder Beeren naschen. Eine echte Oase! Da bemerkt man die zwei stark befahrenen Straßen drumherum fast nicht mehr.

3. Wochenends: Dein Ausflugstipp im Münchner Umland?

Okay, ich ertappe mich schon wieder dabei, dass ich nur an Essen denke… Leider mache ich viel zu wenige Ausflüge, aber was immer geht, ist ein Ausflug in unsere Kartoffelkombinat Gärtnerei im Münchner Westen, nahe Mammendorf! Am Wochenende gibts dort öfter Hofführungen und es echt interessant mal zu sehen, wie so eine genossenschaftliche Gärtnerei funktioniert und über 1.500 Haushalten in München das ganze Jahr über mit unterschiedlichsten Gemüsesorten versorgt. Da kommt man mit der S-Bahn hin. Mein anderer Tipp ist noch ein bisschen weiter weg: in ca. 1 Stunde bringt uns der Regionalzug vom Ostbahnhof ins Chiemgau nach Bergen, wo auf einem Hügel der lauschige vegan-vegetarische Biergarten & Gasthaus von Manja Schellenberg trohnt! Eine Villa Kunterbunt mitten im Chiemgau, ich mag’s dort sehr!

4. Dein vielleicht skurrilster Lieblingsplatz in der Stadt?

Die Küche vom Bioladen „Hollerbusch“ in Sendling! So richtig skurril ist das nicht, aber ich fühle mich in kleinen Bio-Läden einfach wahnsinnig wohl und in der schönen, gemütlichen Küche vom Hollerbusch durfte ich die letzten zwei Jahre über viele inspirierende Kartoffelkombinat-Kochabende leiten! Und weil das so ein cooler Ort ist, werden wir genau dort auch bald Tauschkomplott-Workshops starten.

5. Kultur-Tipp: Was sollte man sich in München zurzeit anschauen?

Im Oktober so viel wie möglich vom Klimaherbst – da wird immer ein wahnsinniges Programm auf die Beine gestellt! Außerdem bin ich großer Fan vom Import Export, da ist kulturell immer ein sehr vielfältiges Programm geboten.

5 MAL CLARISSA JUSE

1. Wie bist du in München am liebsten unterwegs?

Natürlich mit dem Fahrrad! Seit meinem letzten Geburtstag bin ich sogar glückliche Besitzerin eines tollen Fahrradanhängers, mit dem ich endlich ohne Probleme auch mein größeres Gepäck für meine Caterings, Workshops oder Tauschkomplott-Projekte durch die Stadt fahren kann. Eine ganz harte Allwetterradlerin bin ich aber noch nicht – im Winter und bei Regen steige ich sehr gern auf Tram, Bus & Co. um.

2. Welches Buch sollte jeder lesen?

Puh, schwere Frage, denn es gibt so viele! Was mich 2011 in den Bereichen Nachhaltigkeit und Lebensmittel „aufgeweckt“ hat, war „Die Ernährungsdiktatur“ von Tanja Busse. Zum Schmökern in den Lösungsideen bietet „Und jetzt retten wir die Welt!“ von Ilona Koglin und Marek Rohde sehr viel. Und auf persönlichem Level finde ich „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky sehr lesenswert – um sich mal Gedanken zu machen, was man selbst eigentlich gut kann und einem wirklich wichtig ist – das zu wissen, hilft sehr, wenn man die Welt verbessern will! Last but not least: die feministischen Comic-Bücher von Liv Strömqvist sind auch etwas, was wirklich jeder Mensch mal lesen sollte!

3. Welchen Internetlink empfiehlst du?

Ich bin großer Fan von Utopia.de – da findet man wirklich zu jedem Thema gut recherchierte Infos und eine Community rund um Nachhaltigkeit. Und bei allem Nachhaltigen was München betrifft, ist natürlich Grün&Gloria die erste Adresse!

4. Der beste Song zum Weltverbessern?

Eindeutig: Liebe – Moop Mama!

5. Beichte: Welcher Klimasünde verfällst du?

Obwohl ich sehr auf regionale Ernährung achte und nicht nur mein Gemüse, sondern auch sowas wie Nudeln, Haferflocken, Linsen, Sojabohnen, Mehl etc. überwiegend aus dem direkten Umland beziehe: ganz ohne importierte Lebensmittel schaffe ich es bisher nicht. Schokolade, Kaffee, Bananen… all das muss auch mit umweltschädlichen Methoden erstmal nach Deutschland verschifft werden. Aber ich versuche zumindest immer bewusst zu entscheiden, ob es immer das sein muss oder es auch eine regionalere Alternative gibt!

Auch beim Thema Fliegen bin ich noch nicht ganz entschieden – unsere Tauschkomplott Schatzmeisterin Simone arbeitet gerade für ein Jahr in New York und eigentlich wäre das ein toller Zeitpunkt, mal diesen Teil der Welt zu bereisen! Aber einfach mal so irgendwo hin fliegen will ich nicht mehr. Vielleicht tue ich es trotzdem irgendwann – aber primär will ich die Welt auf dem Landweg bereisen – ich bin dieses Jahr schon mit dem Zug bis nach Portugal gekommen und irgendwann würde ich gern auch so bis nach Asien…

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