SLOW DOWN auf einer Wellenlänge

Zeit. Heute leider ein knappes Gut. Dabei macht Zeit glücklich. Einfach mal inne halten, durchatmen. Darum geht es im schönen SLOW DOWN in Munich-City-Guide, der ab sofort an vielen Orten in der Stadt kostenlos erhältlich ist.

„SLOW DOWN in München: Auf den Spuren des Wesentlichen“ – diesen Blick auf München wollen die Initiatoren Marco Eisenack und Katrin Peters mit dem neuen Stadtführer auch den vielen Besuchern unserer Stadt vermitteln.

Was genau hinter dem Projekt steckt, erzählen sie im Folgenden:

Herausgeber SLOW DOWN photo-1

Was hat euch motiviert, „SLOW DOWN in München“ heraus zu bringen?

Katrin: Ich glaube, dass Freude der beste Motor für Wandel – und Konsumverhalten der wirksamste Schlüssel für Veränderung sind. Denn die Nachfrage der Masse entscheidet über die Strategien der Konzerne. Und was Konzerne bewirken können, ist immer wieder erstaunlich.

Wie so viele habe ich mich oft gefragt, warum die vielen Schreckensbilder und Aufklärungsvideos sich nicht schlagartig auf unser Konsumverhalten auswirken. Ganz einfach: im Nachgang fehlt meistens die Alternative, mit der man es besser machen kann. Ist doch klar – auch in der Natur wird ein Mensch, der von einer Gefahr bedroht wird, in eine Art Schockstarre verfallen, wenn er keinen anderen Ausweg sieht. Hat er eine erfolgsversprechende Perspektive für seine Flucht oder eine Waffe zur Hand, wird er entsprechend handeln. In unserer Gesellschaft werden uns per Werbung jede Menge Verdrängungsmöglichkeiten offeriert, die uns auf allen erdenklichen Kommunikationskanälen erreichen. Nur sind die Absender leider nicht diejenigen, die jeden Cent in die Sozial- und Umweltverträglichkeit ihrer Prozesse stecken.

Insofern erscheint es mir so wichtig, nachhaltige Konsumoptionen besonders attraktiv zu vermitteln, damit sie durch den ganzen Werbe-Dschungel besser zur Geltung kommen! Wir brauchen Erfolgsgeschichten von Menschen, Unternehmen und Projekten, die etwas Gutes bewirken. Die vermitteln, warum es sich lohnt, zu hoffen und sich für etwas zu engagieren. Wieder anfangen, an den Wert des eigenen Beitrags zu glauben, um eine Zivilisation in Einklang miteinander und mit der Natur zu entwickeln.

Wir haben das große Glück, in einem friedlichen und wirtschaftlich stabilen Umfeld zu leben, so dass wir Lösungen entwickeln können, durch die der einzelne Konsument etwas Positives bewirken kann. Leicht verständliche Medien können gute Ideen weit verbreiten.

Warum ausgerechnet ein Stadtführer? 

Die Idee kam eigentlich daher, dass ich nach mehrjähriger Abwesenheit aus München selbst wieder die Stadt neu entdecken wollte, mit neuen Augen sozusagen. Und dabei interessierte ich mich vor allen Dingen für die Menschen und Initiativen, die sich hier für eine zukunftsfähige Gesellschaft engagieren.

Meine erste Anlaufstelle war der Impact HUB, den ich auch schon aus England kannte. Hier treffen sich Start Ups, Selbständige und Vereine, die soziale oder ökologische Ziele unternehmerisch angehen. Hier kam ich auch in Kontakt mit Marco Eisenack, Gründer von Grün & Gloria.

Stimmt es, dass ihr euch auf einem der legendären Grün&Gloria-Thinktanks getroffen habt? 

Marco: Ja, das war so. Und es freut mich ganz besonders, dass die Vernetzungs-Reihe auch weitere bleibende Netzwerke und Medien wie die GreenMap von BenE vorangebracht hat.  Seit meinem damaligen Einsatz in der Gründugnsphase des Münchner Klimaherbstes bin ich davon überzeugt, dass das vielfältige Stadtverbesserer-Engagement in München mehr Aufmerksamkeit verdient. Dadurch, dass wir in München viele geldige Veranstalter und Institutionen mit großen Events und edlen Produkten haben, wurden die kleinen Akteure und handgemachten Dinge oft übersehen. Also überlegten wir uns, wie wir den vielen Nachhaltigkeitsinitiativen, der handgemachten Wertarbeit und der kreativen, ökologischen Gastronomie in München neben der digitalen Plattform Grün&Gloria eine größere Sichtbarkeit verschaffen können, um die neuen Perspektiven und Ideen zu verbreiten. Nachdem es noch kein spezifisches Print-Format gab, das Münchens Reichtum auf diesem Gebiet entsprechend auch über die Grenzen hinaus darstellte, haben wir das Konzept für SLOW DOWN entwickelt.

Gab’s da nicht schon Vieles in der Richtung?

Marco: Natürlich gibt es ein paar Bio-Shopping Guides, aber gar nicht mal so viele wie man meinen könnte – und meistens sind die Publikationen auf ein Thema beschränkt: nur Bio, nur Bildung, nur Radfahren, nur Gastro. Wir wollten raus aus den Schubladen. Wichtig war uns ein wertvoller Begleiter für Menschen, die ein Lebensstil entdecken wollen, wie man ihn in München durch den priviligierten Wohlstand ganz besonders gut pflegen kann: Freude an der Stadt und verantwortungsvoller Konsum.

Katrin: Was uns wunderte war, dass man schon sehr aktiv nach einer solchen Info-Broschüre suchen musste. Das motivierte uns, etwas Neues zu entwickeln, was sich in zweierlei Hinsicht von den bisherigen Formaten abheben sollte. Zum einen war uns hochwertiges Design wichtig, das darauf abzielt, neue Zielgruppen anzusprechen und mit Nachhaltigkeitsthemen zu erreichen. Denn Veränderung braucht die Masse! Zum anderen war es uns wichtig, auch nicht-kommerzielle Initiativen einzubinden, um öko-urbane Ideen wie Gemeinschaftsgärten, essbare Stadtbegrünung, Repair Cafes oder Schnippeldiscos zu verbreiten. Neu ist auch, dass wir uns insbesondere an Touristen und Besucher wenden. Die Hälfte der Auflage in Höhe von 40.000 Exemplaren wurde daher auch in Englisch gedruckt.

Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis?

Katrin: Es ist ein wirklich schönes Ding geworden und macht Lust, München zu besuchen und zu erkunden. Es ist wunderbar zu sehen, dass immer mehr Menschen nach Alternativen suchen. Ein aus künstlichem Geiz motiviertes Denken wie „Hauptsache wieder mal ein Schnäppchen“, nur weil es möglich ist – und was leider von vielen immer noch als „so clever“ benickt wird, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Jeder weiß doch mittlerweile,  dass unsere Schnäppchen auf Kosten aller anderen in der Wertschöpfungskette gehen und dass wir so unseren eigenen Lebensraum langfristig zerstören.

Es tut darum so gut, die vielen, kreativen Lösungen kennen zu lernen, mit denen Menschen lokal auf die globalen sozialen und Umweltprobleme der Welt antworten. Auf dieser Wellenlänge tummeln sich meiner Meinung nach die inspirierendsten Menschen. Es freut mich, im Zuge dieser Arbeit immer mehr von ihnen zu treffen.

Slow Down

Erhältlich ist der  Stadtführer zum Beispiel in der Touristeninformation am Hauptbahnhof und im Rathaus erhältlich. Auch in der neu eröffneten VollCorner-Filiale in der Türkenstraße 27 ist er zu haben.

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