Solarzellen auf Wiesnzelten?

Hep Monatzeder und Umweltreferent Joachim Lorenz kämpfen für die Ökowiesn. Ein Energiefresser macht sich nicht gut in einer Metropole, die sich gerne mit ökologischen Superlativen schmückt. Die „klimafreundliche Wiesn“ soll her.

„Ziel ist es, die Wiesn irgendwann klimaneutral zu veranstalten“, so Monatzeder im Merkur. Das klingt nach nervigen Verzichtsdiktat für ein Fest der Völlerei. Damit macht man sich keine Freunde. Da hilft auch die Einschränkung nicht: Alles geschehe nur „auf freiwilliger Basis.“ Während die Münchner über die Absurdität großflächiger Photovoltaikanlagen auf Bierzeltdächern diskutieren, ist das Einsparpotenzial der CO2-Schleuder ziemlich real. Und wohl auch ziemlich nötig.

2,7 Millionen kWh verbraucht das Volksfest in den knapp zwei Wochen – so viel wie 1.100 Haushalten im ganzen Jahr. Bisher nutzen nur rund die Hälfte der Schausteller und Wirte Ökostrom. 200.000 Kubikmeter Erdgas verfeuern die Wirte. Damit könnten 85 Familien ihre Häuser ein Jahr lang mollig warm halten. Und auch wenn die Wiesnbesucher am liebsten Bier trinken. Beachtlich ist vor allem der Wasserbedarf. Hundert Millionen Liter H2O verschluckt die Wiesn.

Am 28. Juni liegen die Vorschläge zur Ökowiesen im Umweltausschuss des Stadtrates. Die Initiative kam übrigens bereits Mitte Februar aus der SPD-Fraktion. Und es geht wiedermal um Standortmarketing. Man solle die Wiesn „nachhaltig und klimafreundlich“ weiterentwickeln, hieß es in dem Antrag. Dieser trug die Überschrift: „Ökologisches Stadtmarketing: München als Stadt des Klimaschutzes“.

Vielleicht ein guter Zeitpunkt. Schließlich hat München soeben den Rang als „lebenswerteste Stadt der Welt“ im Sinne des „Quality of Life“-Indexes verloren. Der Trost: Wir landeten wohl nur auf dem undankbaren vierten Platz hinter Helsinki, Zürich und Kopenhagen, weil die Zeitschrift Monocle, die Kriterien ihres Wohlfühl-Indexes überarbeitet hat. Da geht es nun leider mehr auch um zukunftsweisende Stadtplanung. Hier möchten wir wieder den Merkur zitieren: „Mit dem Arnulfpark und Freiham kommt man schwer an die Weltspitze.“

Foto: Landeshauptstadt München/ Alfred Müller

1 Kommentar zu “Solarzellen auf Wiesnzelten?”

  1. Thilo Ruf sagt:

    Ich werde das wohl nicht mehr erleben, aber lautes Nachdenken darf ja noch erlaubt sein:

    Die klimafreundlichste Wies’n wäre wohl eine, die erst gar nicht mehr stattfindet. Wenn ich da allein an den CO2-Ausstoß der anreisenden Besucher denke, von anderen „Emissionen“ in jeder Form ganz zu schweigen. Sie willen aber, was ich meine…

    Das dürfte München dann auch auf der Skala der liebenswertesten Wohlfühlstädte der Welt wieder steil nach oben katapultieren.

    Beste Grüße
    Thilo Ruf

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