Freitag, der 13. November 2015, wird leider zu einem Tag der Erinnerung an ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden. Es war nicht nur ein Angriff gegen Menschen, sondern auch gegen die Gesellschaft, in der sie leben, und die Werte, die diese vertritt. Es war der Versuch, uns zu spalten – zwischen den Menschen, die hier leben, zu unterscheiden. Zwar nicht im Kontext des vergangenen Freitags entstanden, aber dadurch bedauerlicherweise aktueller denn je sind die Tolerance Shirts von Astrid und Marc Reimann, die das Büro für Gestaltung ARTATTACK-Design führen. Denn die intoleranten Stimmen wurden lauter, die Angst vor dem Fremden sichtbarer, der Wunsch nach Abschottung größer. Wer sich mit den mitschwingenden Forderungen nicht gemeinmachen kann, sollte ihnen entgegentreten. Ob mit Worten, Taten oder Zeichen, Hauptsache die Menschen äußern ihre Meinung: für eine offene Gesellschaft, die zumindest ich nicht aufgeben möchte.
5 MAL Tolerance Shirts
1. Worum geht es bei eurem Projekt?
Mit unserem Tolerance Shirt möchten wir jedem die Möglichkeit geben, Stellung zu beziehen und ein deutliches Statement abzugeben. Es geht um die erschreckende Zunahme von Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Durch das Tragen des Shirts kann jeder, der von der Notwendigkeit von Toleranz in einer demokratischen Gesellschaft überzeugt ist, ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für die Liebe, für die Freiheit, für die Einigkeit, für ein friedliches Mit- und Nebeneinander aller Menschen, aller Geschlechter, aller Hautfarben und aller Religionen, ein Zeichen für die Menschlichkeit!
2. Warum tut ihr das?
Die sehr gut besuchten montaglichen Pegida-Demonstrationen Anfang des Jahres auch hier in München haben uns richtig Angst gemacht. Wir konnten nicht glauben, dass das tatsächlich passiert, dass in dieser Größenordnung Menschen gegen ausländische Mitbürger demonstrieren. Und das in unserer weltoffenen Stadt. Nur am Strassenrand als Gegendemonstrant zu stehen, war uns zu wenig. Wir haben nach einer Art Ersatz für ein Transparent gesucht, auf dem eine eindeutige Message vertreten wird. Um es den Pegida-Anhängern entgegen zu halten und eindeutig Stellung beziehen zu können. Da wir aus der Modebranche kommen, war es für uns naheliegend, das Transparent in Form eines T-Shirts umzusetzen.
3. Wie lang war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?
Nicht sehr lange, nach ca. 3 Wochen intensiver Auseinandersetzung lagen die ersten gedruckten T-Shirts auf dem Tisch. Wenn wir etwas wollen, dann immer mit Vollgas!
4. Woran könnte es scheitern?
Dass zu wenig Menschen von unserem Shirt wissen.
5. Warum sollte man sich bei eurem Projekt beteiligen?
Eine klare Positionierung ist im Moment sehr wichtig in Deutschland. Die Lautstärke und die Kraft von fremdenfeindlichen Parolen ist beängstigend. Möchte man sich davon distanzieren, hat man mit dem Tolerance-Shirt ein sehr konkretes und sogar modisches Werkzeug am Leib.
Das Shirt ist nämlich über seine Message und das modische Statement hinaus auch noch in anderer Hinsicht ein Wohltäter: Die Shirts werden unter fairwear zertifizierten Bedingungen hergestellt, sind aus Biobaumwolle bzw. Bambus (schnell nachwachsender Rohstoff) gefertigt. Bedruckt werden sie direkt in Kooperation mit „Junge Arbeit“, einer Einrichtung der Diakonie Hasenbergl in München, die Jugendlichen mit schwierigem Hintergrund eine Ausbildung ermöglicht. Zudem werden 2€ vom Kaufpreis an ProAsyl gespendet.
Man kann hier mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen…
5 mal MÜNCHEN
1. München in drei Worten
August, Tina, Prost!
2. Wo ist in München für Dich die Welt immer in Ordnung?
In unserem umgebauten Bauwagen am Lerchenauer See – Idylle pur!
3. Wochenends: Dein Ausflugstipp im Münchner Umland?
Osterseen – traumhaft romantisch.
4. Wochentags: Deine drei wichtigsten Nahversorger?
Burak Supermarket, Asia Markt, Wochenmarkt im Münchner Norden.
5. Kultur-Tipp: Was sollte man sich in München zur Zeit anschauen?
Nicht nur zur Zeit: ein Bummel in der Innenstadt und die Menschen beobachten. Wenn man ausdauernd lächelt, kommt auch ein Lächeln zurück. Das tut gut.
5 mal DU
1. Was darf in Deinem Kühlschrank nicht fehlen?
Koriander.
2. Welches Buch sollte jeder lesen?
What to Say When You Talk to Yourself von Shad Helmstetter.
3. Welchen Internetlink empfiehlst Du?
4. Der beste Song zum Weltverbessern?
„We Are the World“ ist und bleibt der Klassiker, der immer wieder berührt. Damit man den Blick über unser schönes, angenehmes Leben in München hinaus nicht verliert.
5. Beichte: Welcher Klimasünde verfällst Du gerne?
Wir essen sehr gerne argentinisches Entrecote – aber nicht zu oft!
Fotocredit: Tolerance Shirts
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