Symposium im Jahr 2014: München – Die grüne Isar-Metropole

Der Stellenwert von Grün und Wasser ist ein zentraler Parameter der Wertschätzung einer Stadt. München kann für sich in Anspruch nehmen, ohne sich dem Vorwurf des Lokalpatriotismus auszusetzen, dass es im internationalen Vergleich eine Spitzenstellung einnimmt.

Im Jahr 2014 gilt es mehrere wichtige Jubiläen in der Gesamtschau zu würdigen: 225 Jahre Englischer Garten und 175 Jahre Flaucher- Park. Beide Jubiläen und beide Grünanlagen sind verknüpft durch das Grüne Band der Isar. Der Englische Garten als Park der Wittelsbacher, angelegt im Jahr 1789, der Flaucherpark, als erster kommunaler Park, 50 Jahre später angelegt.
Unter diesem Blickwinkel ist München im Jahr2014 der ideale Standort für ein internationales Symposium. Denn der Umgang von Städten mit ihren Flüssen, der Stellenwert des Naturraums in der Stadt, das Bemühen der Bürgerschaft, den Fluss in ihrer Stadt wieder erlebbar zu machen und die verlorene Sozialfunktion wieder zu beleben, lässt sich an dem „Best-Practice“-Beispiel München hervorragend darstellen. Das bereits vorhandene internationale Interesse am Münchner Modell sollte in Kooperation von Stadt München und Freistaat Bayern umgesetzt werden.

Grüne Isarmetropole kann große Wirkung entfalten

Das Münchner „Leuchtturm-Projekt“ hat in mehrfacher Hinsicht Beispielwirkung:
– Wiedergewinnung der Isar als Erholungsraum zu jeder Jahreszeit mit einem optimalen Kosten- Nutzen-Verhältnis
– Beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Stadt und Freistaat Bayern mit Blick auf den Hochwasserschutz
– Optimierung der Qualität des Isarwassers durch weltweit führendes Format der Abwasserreinigung
– Verbesserte Wasserführung im Stammbett der Isar im Spannungsverhältnis Ökonomie und Ökologie
– Kooperative Beteiligung der Bürgerschaft und der NGOs am Gesamtprozess

Neben der Präsentation des Erfolgsmodells der „Isar- Renaturierung“ ist es unverzichtbar, die historischaktuellen Rahmenbedingungen für das optimale Gelingen des Projekts darzustellen. Im weltweiten Vergleich ist die „Waterfront Isar“ ein einmaliger Glücksfall, das die Isar begleitende „Grüne Band“ („Green-Isar-Belt“) konnte auch im zentralen urbanen Stadtbereich – im Vergleich zu anderen Metropolen – nahezu optimal bewahrt werden. Diese ideale Konstellation ist und war keine Selbstverständlichkeit. Sie musste Schritt für Schritt politisch-administrativ durchgesetzt werden. Die Parameter der historisch-aktuellen Strukturen sind transparent zu machen. Dabei gilt es auch nicht genutzte Chancen kritisch darzustellen und aktuelle Bestrebungen unter dem Aspekt „Work in Progress“ herauszuarbeiten.

Historisch-aktuelle Strukturen sind:
– 225 Jahre Englischer Garten: „Königlicher“ Englischer Garten im Jagdgebiet der Wittelsbacher in den Isarauen am Ende des 18. Jahrhunderts im Anschluss an die Stadt im Norden (Montgelas- Park durch Friedrich Ludwig von Sckell)
– 175 Jahre Flaucher-Park: Städtischer kommunaler Park in den südlichen Isar-Auen, initiiert durch Bürgermeister Jakob von Bauer ab 1839
– Einbeziehung der Isar und des östlichen Hochufers in den zentralen urbanen Raum durch König Max II. (Maximiliansanlagen, Maximilianstraße) unter Einfluss von Peter Joseph Lenné um 1850
– Umgestaltung der Uferquais im Zuge der Uferbebauung um 1900
– Erweiterung des Flaucher-Parks nach Süden bis zur Stadtgrenze im Zusammenhang mit dem technischen Großprojekt der Stadt zur Stromgewinnung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Beispielhafte Sicherung der Erholungsfunktion und des Landschaftschutzes in Kooperation zwischen Stadt und Staat
– Nachhaltige Freihaltung der Isar-Hochufer von Bebauung und Einbeziehung in die Erholungslandschaft des Isar-Raums über die Stadtgrenze hinaus (Einfluss des Schmuck- und Grenzzügeplans von Peter Joseph Lenné von 1854, Theodor Fischer, Gabriel von Seidl und Isartalverein)
– Verhinderung der sog. Isar-Parallele in der Zeit der autogerechten Stadtplanung durch bürgerschaftliches Engagement (Münchner Forum, Karl Klühspies und Freunde)

Aktuelle Beispiele von Work-in-Process and Workin- Progress für 2014 sind:
– Fortsetzung des Isar-Plans von der Cornelius-Brücke nach Norden zur Prinzregentenbrücke (und darüber hinaus!)
– Umsetzung des staatlichen Gewässer-Pflegeplans „Mittlere Isar“ in den Isarauen zw. München und Freising; Umsetzung des FFH-Managementplans
– Umsetzung des Münchner Generalentwässerungsplans (Planung- und Genehmigungsstand) und seine Auswirkung auf die Wasserqualität der Isar
– Aufwertung des Englischen Gartens durch das Projekt „Ein Englischer Garten“
– Wasserrechtliches Verfahren zur Neugenehmigung des Isarwerks III mit Relevanz zur gesamten Ausleitungsstrecke vom Großhesseloher Wehr nach Norden bis zur Braunauer Eisenbahnbrücke. Evaluierung der bürgerschaftlichen Beteiligung am derzeit beim RGU anhängigen Verfahren.
– Parkpflegewerk Flaucher-Park

Leuchtturmprojekt braucht eine breite Unterstützung

Das vorgeschlagene Symposium, das „Grün und Wasser“ in der Stadt verknüpft, kann nur durch eine breite Unterstützerschaft aller primär tangierten Institutionen realisiert werden. Neben Stadt und Freistaat sollten auch Institutionen wie die Bayerische Akademie der Schönen Künste, die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung, Landesgruppe Bayern, aber auch der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten wichtig Positionen bei der Umsetzung einnehmen.

Autor: Klaus Bäumler
Fotos: Michael Nagy

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