München gefährdet Ihre Gesundheit

München ist weiterhin bundesweit an der Spitze, leider auch wenn es um die Luftverschmutzung geht. Die Umweltverbände schlagen jetzt Alarm. „München und die zuständige Regierung von Oberbayern müssen ihre Bemühungen zur Luftverbesserung intensivieren, um nicht weiterhin die Gesundheit der Münchner Bürger unnötig aufs Spiel zu setzen“, heißt es in der Pressemitteilung von Bund Naturschutz in Bayern (BN) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sollten Politik und Verwaltung bei der Umweltzone nicht deutlich nachbessern, wollen die Verbände rechtliche Schritte einleiten.

Eine frühere Ausperrung gelber Plaketten und eine Ausweitung der Umweltzone sollen helfen, die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxid einhalten zu können. 35-mal im Jahr darf der Feinstaub-Tagesmittelwert von 50 µg/m³ an PM10 überschritten werden. Für das gesamte Jahr 2011 ist die Feinstaub-Höchstgrenze bereits im Juli übertroffen worden. So sind an der Messstelle ‚Landshuter Allee‘ bereits 44 Überschreitungen registriert worden. Darüber hinaus wurde an derselben Messstelle im Jahr 2010 auch der für Stickstoffdioxid (NO2) vorgegebene Jahresmittelwert von 40 µg/m³ deutlich überschritten, der Wert lag mit 99 µg/m³ fast zweieinhalbmal so hoch wie erlaubt.

Damit ist München hinter Stuttgart die Stadt mit den höchsten Werten.

Die Umweltverbände mahnen, möglichst rasch die dritte Stufe der Umweltzone einzuleiten. Der Plan, die dritte Stufe frühestens zum 01.10.2012 beginnen zu lassen, sei vor dem Hintergrund der massiven Überschreitungen nicht ausreichend.

Über eine schnellere Verschärfung und eine Ausweitung der Umweltzone müsse sich die zuständige Regierung von Oberbayern dringend Gedanken machen, heißt es. Auch die Ausweitung der Umweltzone deutlich über den Mittleren Ring hinaus dürfe kein Tabu bleiben. So berichten die Umweltschützer, Untersuchungen aus anderen Städten hätten gezeigt, dass eine große Umweltzone mit grüner Plakette deutliche Effekte auf die Luftqualität habe.

Vorreiter Berlin

Dr. Axel Friedrich, internationaler Verkehrsberater, präsentierte eindrucksvolle Zahlen aus einer Berliner Untersuchungen. Dort seien seit der Einführung der zweiten Stufe der Umweltzone (mit Zufahrt nur für grüne Plaketten zum 01.01.2010) bereits 58 Prozent weniger Dieselrußpartikel gegenüber dem Trend ohne Umweltzone gemessen worden – und 40 Prozent weniger gegenüber der 1.Stufe, als gelbe und rote Plaketten noch eine Fahrerlaubnis hatten.

„Eine möglichst große Umweltzone hat einen doppelten Effekt“, weiß Friedrich. „Durch die Verminderung von Dieselrußemissionen hilft sie, die Gesundheit der Menschen zu verbessern und das Klima zu schonen.“ Er forderte deshalb die Münchner Umweltzone deutlich zu vergrößern und in München, wie in Berlin, Leipzig und Hannover, die Anforderung für die Umweltzonen bereits zum nächsten Jahreswechsel auf die grüne Plakette umzustellen.

Auch Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutz in Bayern, forderte eine Verbesserung der Alternativen zum Autoverkehr. Für ihn erscheint es unerklärlich, dass die Stadt noch immer keine Lösung gefunden hat, die Zahl der Pendler deutlich zu reduzieren. Das noch immer so viele Pendler jeden Tag mit dem Auto nach München fahren, denen durch die mangelhafte Parkraumbewirtschaftung noch immer preiswerte Parkplätze zur Verfügung ständen, sei nicht zu verstehen.

„Soll in München die Luft für die Bürger wirklich besser werden, müssen die Anstrengungen in Sachen Mobilitätsmanagement im Verkehrsverbund intensiviert werden. Wenn die Bewohner des Umlandes anstatt des Autos künftig Bahn und Rad nutzten, wird eine Hauptursache für den intensiven Pkw-Stadtverkehr vermieden“, so Mergner.

S-Bahn im Umland ausbauen

Der Bund Naturschutz-Beauftragte sprach sich in diesem Zusammenhang gegen die Milliardeninvestition Tieftunnel aus und forderte einen Ausbau des gesamten Bahnknotens München. Vor allem für die leidgeprüften Pendler der stark belasteten Strecken der S4 West nach Geltendorf und der S2 Ost nach Markt Schwaben müssen Verbesserungen schnell realisiert werden.

Rußfilter für Baumaschinen

Auf einen weiteren Emittenten von Dieselruß in München ging Barbara Göppel, Projektmanagerin der Deutschen Umwelthilfe, ein. Auch Baumaschinen seien ein nicht zu unterschätzendes Problem. „München braucht eine verbindliche Filterpflicht zum Einsatz von Baumaschinen und -fahrzeugen, wie sie andere Städte bereits beschlossen haben.

Denn Baumaschinen sind für 30 Prozent der innerstädtischen Feinstaubemissionen verantwortlich.“ Durch eine Filterpflicht könne die Luft in der Innenstadt deutlich verbessert werden, da Baumaschinen oft unter hoher Belastung und den ganzen Tag genutzt würden.

Die Umweltverbände schließen juristische Maßnahmen gegen Stadt und Freistaat nicht aus: Sollte München in nächster Zeit keine Maßnahmen zu Luftverbesserung ergreifen, seien auch rechtliche Schritte möglich. „Wir unterstützen alle betroffenen Bürger, die mit juristischen Schritten ihr Recht auf saubere Luft durchsetzen wollen“, so Göppel abschließend.

Foto: Kurt / pixelio.de

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