Im grauen Mief der Stadt schaffen Urban Gardening Projekte einen grünen Lichtblick. Doch obwohl München sonst bekannt für seine ausladenden Grün- und Erholungsflächen ist, gibt es in keiner anderen Großstadt, außer Stuttgart, weniger Kleingartenanlagen als in der bayerischen Landeshauptstadt. Kein Wunder, dass sich in München neue Formen urbaner Landwirtschaft entwickeln:
Community Gardens, City Farms, Nachbarschaftsgärten oder auch Guerilla Gardening.
Urban Gardening Projekte setzten im sozialen Sinne neue Impulse, verflüssigen Grenzen und inspirieren einen neuen gesellschaftlichen Umgang mit der Natur, Lebensmitteln und im weitesten Sinne auch der Massentierhaltung.
Wir stellen euch fünf Projekte vor, die München etwas grüner machen und damit ein neues Bewusstsein für die Natur in die Stadt bringen.
1. Interkultureller Gemeinschaftsgarten Grünstreifen
Auf knapp 100m² Anbaufläche hat der interkulturelle Gemeinschaftsgarten „Grünstreifen“ eine grüne Oase in München geschaffen. Von bis zu 50 Menschen wird der Garten zum Anbau von Gemüse und Kräutern genutzt und gepflegt. Ein besonderer Fokus des Gartens liegt auf der interkulturellen Freundschaft, die durch die Wertschätzung in der Präsenz der Natur gelebt wird. So werden Geflüchteten Beetflächen frei zur Verfügung gestellt, die sie bepflanzen können.
Gleichzeitig bietet der Gemeinschaftsgarten verschiedene Workshops, Vorträge und Veranstaltungsreihen zu Themen wie Kräuterheilkunde und Esskultur an, die den bewussten Umgang mit der Natur und landwirtschaftlichen Erzeugnissen in den Fokus nehmen. Auch spezielle Kinder-und Jugendangbote finden regelmäßig statt.
Seit Herbst 2016 entwickelt der Garten, in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München, einen interkulturellen Gemeinschaftsgarten im Bürgerpark Oberföhring. Dabei soll Kunst, soziales & ökologisches Engagement, sowie die zivile Bevölkerung vereint werden.
2. WERKs und Köşk-Garten
Dass Urban Gardening nicht zwingendermaßen eine Gartenfläche voraussetzt, zeigen aufkeimende kleiner Projekte, bei denen zum Beispiel Salat an Säulen wächst.
Im Werksvirtel, um das Container Collektivs stehen zur Zeit zehn bewirtschaftete Hochbeete. Die „temporäre Stadt in der Stadt“ versorgt sich dank des WERKSgarten mit frischem Gemüse und Kräutern. Das Urban Gardening Projekt lebt von der Kreativität und der Zusammenarbeit innerhalb des Kollektivs und kann jederzeit durch weitere Hochbeete erweitert werden.
Auch im Garten des Köşk, das Zwischennutzungsprojekt der alten Stadtbibliothek, eine Einrichtung des Kreisjugendring München-Stadt, wird fleißig gegärtnert. Das Gärtnerkollektiv des Köşk ist eine Gruppe aus Gartenbegeisterten unterschiedlichen Alters. Ein festes Kernteam von sieben Personen trifft sich regelmäßig, meistens donnerstags ab 18 Uhr im Köşk. Besonders das Selbermachen, das gemeinschaftliche Arbeiten und der Prozess des Gedeihens von der Aussaat bis zur Frucht sind hier der Fokus des Projekts.
3. Essbare Stadt
Für alle die gerne ihre eigenen Kräuter oder ihr eigenes Gemüse anbauen möchten, stellt die Stadt unter dem Motto „Essbare Stadt“ Fläche zur Verfügung. Auf ca. zwei Quadratmetern Beet kann jeder Gärtner werden, indem er eine Saison lang eine feste „Beetpatenschaft“ übernimmt. Ziel des Projekts, dessen Träger greencity e.V. ist, ist es, neue Möglichkeiten des Gärtnerns in der Stadt auszuloten und den Austausch zwischen Stadt-Gärtnern zu ermöglichen. Die Beete der Beetpaten sind deshalb auch in einen Schau- und Lehrgarten integriert in der eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzpflanzen angebaut werden.
Alle Infos zur „Beetpatenschaft“ findest du hier.
4. Sonnengarten Solln
Der Sonnengarten entstand 2014, nachdem der Pachtvertrag des Vereins ergon e.V. und damit der Haderner Kulturgarten und Bienengarten nicht verlängert wurde. Die Gartenfreunde des Münchner Süden suchten bald darauf ein neues Stückchen Land für die gemeinschaftliche Benutzung und wurden in Solln fündig. Die Bienen zogen damals in den Schlagweg 12, wo sie ebenfalls unter Trägerschaft des Vereins nun im Bienengarten Pasing ein neues Zuhause gefunden haben.
Im Sonnengarten Solln liegt das Augenmerk der gemeinsamen Gartenkultur auf dem ökologischen Anbau. Unter dem Motto „Gemeinsam.ökologisch.Gärtnern.Neues erproben.“ wird auf 1400 Quadratmetern die ehemals brachliegende Ackerfläche in der Littmannstrasse 25 als Gemeinschaftsfläche auf 25 Parzellen bewirtschaftet. Es entstand durch eine gemeinsame Gartenkultur ein Paradies für Blumen, ökologisches Obst und Gemüse. Auch neue Ideen zur Gestaltung der Gemeinschaft und zum ökologischen Gärtnern finden im Sonnengarten Solln Platz. So wird beispielsweise das Anlegen von Hochbeeten und Hügelbeeten, das Pflanzen in Mischkultur, das intensive Mulchen von Beeten und Wegen und andere Methoden der Permakultur erprobt.
Foto ©: Beitragsbild : Grünstreifen, Grünstreifen, o´pflanzt is, http://urbane-gaerten-muenchen.de/2017/05/der-werksgarten-entsteht/olympus-digital-camera-187/, Greencity e.V., Stephan Kistler
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