Utopia Space: Little ART landet im Künstlerhaus

Maja Grassinger, Elena Janker mit ihren Künstlern

Künstlerhaus München: Zwölf kleine Astronauten – von oben bis unten mit Neon-Farbspritzern übersäht – wuseln in ihren Raumfahrtanzügen aufgeregt um eine Frau mit blondem Lockenkopf. Elena Janker ist Gründerin und Leiterin von little ART, einem gemeinnützigen Verein zur Förderung der Kreativität von Kindern und Jugendlichen. Gemeinsam mit 8-bis 9-jährigen Künstlern aus dem Sonderpädagogischen Förderzentrum München Nord-Ost eröffnet sie die Ausstellung  „Auf zu den Sternen“.  Die Gemälde, Fantasiefiguren, Skulpturen und Rauminstallationen entstanden während der dreijährigen Zusammenarbeit mit zwei Schulklassen und sind von nun an in der Galerie im zweiten Stock des Künstlerhauses zu bestaunen.

Ein Raum für kreative Kinder und Jugendliche

Das Raumschiff ist gelandet und verlässt seine neue Basis so schnell nicht wieder. Die spacige Kindergalerie im Künstlerhaus ist gleichzeitig neues little ART Zuhause, in dem regelmäßig kostenfreie Workshops stattfinden. Mithilfe von einem Team aus Kulturmanagern, Künstlern, Kunstpädagogen und Designern um Elena Janker dürfen sich Kinder und Jugendliche hier jeden Dienstag- und Freitagnachmittag im offenen Atelier austoben. Schulklassen, Kindergarten- und Hortgruppen können individuelle Termine und Themen mit little ART ausmachen.

„Da ist doch ein Schloss. Wo sind dann die Prinzessinnen?“ haben die ersten Schüler gefragt, die das neue Domizil in Augenschein nehmen durften. In wechselhaften Ausstellungen werden die entstehenden Werke präsentiert. Die Welt mal aus Kinderaugen sehen, die Perspektive wechseln und grenzenlose Phantasie erleben, das kann auch für die erwachsenen Besucher interessant sein.

Maja Grassinger, die Präsidentin des Künstlerhauses, freut sich über frischen Wind: „So schöne Wände hatten wir hier in diesem Raum noch nie.“ Der Raum, von dem sie spricht, von nun an Galerie und Atelier der Kinder und Jugendlichen, hat eine lange Geschichte hinter sich. Düster ist er nach dem Krieg gewesen. Für eine Weile verwandelten ihn Studenten rund um Grassingers Mann nach den Restaurationsarbeiten in ein Marionettentheater, dann wollte ihn lange niemand nutzen. Nach zweijährigen Bauarbeiten hat ihn little ART Utopia Space getauft. Tatsächlich wirkt der Raum mit den Bullaugen in der Tür und den rauchblauen Wänden ein bisschen wie ein Raumschiff, nur heller und freundlicher.

Maya Franco_little ART_Utopia Space

Positive Erfahrungen am Sonderpädagogischen Zentrum

„In der Erde sind Herzen. Aus den Herzen wachsen Blumen“ und „Die Fantasie ist bunt und der Frieden blau“:  Schon die Titel der Bilder zeigen, wie viel Kreativität in den Kinderköpfen steckt. Sie klingen tiefsinnig, manchmal fast ein bisschen philosophisch. Anfangs fiel es einigen Schülern schwer, sich zu öffnen. Ben ist 9 Jahre alt und spricht wie die meisten seiner Mitschüler mehrere Sprachen, deutsch und brasilianisch. Mitmachen wollte er zuerst gar nicht, bis er eines Tages zu seinem Freund Ali sagte: „Komm, wir malen uns ein Paradies.“

Wie viele seiner Mitschüler hat Ben gemerkt, dass Malen gut tut. In einem freien, kreativen Raum lernen Kinder zu gestalten und aus sich zu schöpfen. Sie merken, was sie alles können. Janker hat diese Erfahrungen schon in vielen Projekten gemacht: Kinder toben sich in der Kunst aus und hinterher können sie besser Mathe, haben weniger Schwierigkeiten sich zu konzentrieren und das Lernen fällt ihnen leichter. „Wenn sie das Paradies malen, leben sie es“, sagt sie.

Internationale Zusammenarbeit in vielen Projekten

Kunstprojekte und Aktionen realisiert little ART als gemeinnütziger Verein seit fast zehn Jahren nicht nur in München, sondern auf der ganzen Welt. Auf die Internationalität ist Janker stolz, bei der Eröffnung von „Auf zu den Sternen“ erzählt sie von der Mehrsprachigkeit ihrer Schüler. Gemeinsam mit 250 Partnern  in 108 Ländern will sie Kindern und Jugendlichen den Zugang zur eigenen Kreativität öffnen. Plastik, Holz, Metall, Drähte, Gipsbinden, Papier und Farbe: Beim Gestalten in einem freien Raum ist alles erlaubt – solange man sich an einige Rahmenregeln hält.

Das kleine Chaos bei der Einweihung nimmt Janker gelassen: „Tja, so geht das mit Kindern, wenn man sich fallen lässt und das ist wunderbar – solange keine Gäste da sind“, begrüßt sie die Besucher lachend. Gemeinsam mit den Schülern des Sonderpädagogischen Förderzentrums Nord-Ost hat sie eine lange Reise hinter sich. Nun, wo das Raumschiff im Künstlerhaus gelandet ist, öffnet es seine Türen für alle Kinder und Jugendliche, die kreativ werden wollen, in einem Raum, in dem die strengen Regeln der Erwachsenen außer Kraft gesetzt sind.

Maya Franco_little ART_Ich male eine große Welt

 

Jeden Dienstag- und Freitagnachmittag von 14 bis 17 Uhr bietet little ART Freiraum und Material für kreative Entfaltung. Um Anmeldung wird gebeten. Alle Infos gibt es hier.

 

Fotos: Wolfgang Roucka (Bild 1), Maya Franco (Bild 2+3)

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