Weingenuss und Nachhaltigkeit: Ein Interview mit Sommelière Susanne

Susanne Platzer
Susanne Platzer ist eigentlich ausgebildete Journalistin und das merkt man auch. Wortgewandt erzählt sie von dem kleinen Weingut, dessen Tropfen ich gerade im Glas schwenke. Sie berichtet von den Ideen junger österreichischer Winzer, der Qualität des Weins und dem Etikett. Wobei, das Etikett, das ist so eine Sache. „Da brauchen die ganz eindeutig Hilfe.“ Und genau dafür ist Susanne Platzer da. Als strategische Beraterin hilft sie bei der richtigen Vermarktung von Weinanbaugebieten.

Wir sprachen mit der ausgebildeten Sommelière über Nachhaltigkeit im Weingeschäft und wieviel die MünchnerInnen bereit sind für Wein auszugeben.
1. Susanne, du bist ausgebildete Sommelière und Journalistin. Warum ausgerechnet Wein bzw. wie kam es dazu?

Ich habe als Jugendliche ganz viel Zeit in Südtirol verbracht, wo Wein Teil der Landschaft und der Essenskultur ist. Und ich habe eine Familie, in der Wein immer zum Essen mit auf dem Tisch stand. Ich wollte mehr darüber wissen. Nachdem ich dann nach meiner Journalistenausbildung vom Münchner Merkur in die Gastronomie wechselte, der Liebe wegen, hab ich, konsequnterweise, eine Ausbildung zur Sommeliere gemacht. Damit war mein Weg zum Wein festgelegt und ich konnte zu meinem großen Glück mein Hobby, meine Leidenschaft und mein Interesse zu meinem Beruf machen.

2. Wein wird oft mit Schweingelantine gereinigt. Was genau hat es damit auf sich?

Wein will schön klar sein, da gibts mehrere Möglichkeiten. Nach der Gärung abwarten, dann klärt er sich von ganz alleine oder ein Bindemittel in den Wein geben, um die Schwebteilchen zu binden. Das ist der gleiche Vorgang, wie in der Küche beim Consomme  kochen: du rührst ein Eiweiß in die Suppe, um sie klar zu bekommen. Beim Wein gilt aber: es muß nicht mehr Gelatine sein! Viele Winzer verzichten ganz bewußt auf diesen Zusatz.

3. Die Deutschen geben im Schnitt 2,92 Euro aus. Worauf sollten die Deutschen beim Weinkauf mehr achten?

Vorsicht die Zahl stimmt nicht. 3,61 Euro sind es und Deutschland ist damit auch kein Billigmarkt beim Wein. In München (Premiummarkt) werden übrigends laut Statistik mehr Flaschen über 10 Euro als unter 5 Euro gekauft.

Aber der deutsche Wein-Markt ist gespalten: Billige Industrieware im Harddiscounter, handwerkliche Premiumware beim Händler und Winzer, zwischen diesen beiden Extremen liegt der Wein. Weinkauf ist immer Vertrauenssache. Also, am besten zu allen Verkostungen gehen, die es gibt und mit den Winzern persönlich reden, um sich ein Bild zu machen, wer hinter der Flasche steht.

4. Wein aus dem Supermarkt, noch schlimmer vom Diskounter. Was sagt die Wein-Expertin dazu? 

Interessanterweise sind die Sortimente der Supermärkte (Edeka, REWE, usw.) gar nicht schlecht. Hier sind die Chargen nicht so groß, wie man vermuten würde und hier finden auch ordentliche Weine aus dem Mittel- und Premiumbereich ihren Platz. Bei Harddiscountern dagegen ist es einfach schwierig, weil viele Weine als Handelsmarken angeboten werden. Bei denen wird es schwierig nachzuvollziehen, woher sie kommen.

Ich plädiere allerdings klar für den Fachhandel oder für den Kauf beim Weingut direkt: der Absender ist erkennbar, die Nachhaltigkeit ist überprüfbar und in beiden Fällen kann man erst probieren und sich davon überzeugen, daß der Wein auch schmeckt. Das ist neben der Herkunft und der nachhaltigen, respektvollen Produktion das aller Wichtigste!

Danke an Susanne von Culinarium Bavaricum

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