Wenn im Herbst die Kastanien blühen … Im Hirschgarten spielt die Natur verrückt

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Wer in diesen Tagen durch den Hirschgarten geht, wird isch vielleicht erstmal freuen, über die schönen Frühlingsboten an den Kastanien. Aber die weißen Blüten sind alles andere als Vorzeichen einer schönen Zeit. Der Bund Naturschutz deutet die zweite Blüte als Hilferuf der Bäume, die durch Trockenheit und Ungeziefer geschwächt sind.

So schön die Blüten auch zum blauen Himmel passen mögen. Der Monat Oktober und treibenden Knospen in Münchner Biergärten passen nicht zusammen. Der Bund Naturschutz erklärt das Phänomen, das unter anderem im Hirschgarten zu beobachten ist, mit den Folgen der Trockenheit. Durch die Blüte versuchen die Bäume, sich mit Nährstoffen zu versorgen. Das Problem: Da sich die offenen Knospen vor dem Frost nicht rechtzeitig verschließen können, droht eine beträchtliche Schädigung des Baumes.

„Die Natur spielt hier allerdings nicht, wie mancher vermutet, verrückt. Vielmehr handelt es sich um einen Hilferuf der Bäume“, schreibt der Bund Naturschutz am Freitag in einer Pressemitteilung.

„Die Blüte der Kastanien macht ihr Leid für jedermann offensichtlich. Ihnen geht der Saft aus. Mit dem herbstlichen Blattaustrieb und der Blüte versuchen sie, ein Defizit in der Stoffproduktion aus dem Frühjahr und Sommer auszugleichen. Knospen, die eigentlich erst im nächsten Frühjahr austreiben sollten, werden nun aktiviert. Für die Bäume bringt diese Reaktion allerdings kaum Besserung: Die austreibenden Knospen fehlen im kommenden Frühjahr. Die jetzt gebildeten Triebe können in der Regel nicht mehr verholzen und sterben bei Frost ab“ erklärt Martin Hänsel, Diplom-Forstwirt und stellvertretender Geschäftsführer des BUND Naturschutz in München.

Kastanien2_BundNaturschutz_Pressebild_590Für diese Baumreaktion sieht der Bund Naturschutz zwei mögliche Ursachen:

Einerseits könnte es sein,  dass die Bäume durch den Fraß der Kastanienminiermotte in den Blättern nicht genug Photosynthese zur Stoffproduktion betreiben konnte. Die Raupen des ursprünglich aus Südost-Europa stammenden Kleinschmetterlings fressen die Blätter von innen heraus auf, so dass diese oft schon im späten Frühjahr trocken und braun am Baum hängen.

Vermutet wird aber auch, dass die Trockenheit des vergangenen Sommers Ursache für die momentane Blüte sein kann. Bedingt durch den Wassermangel stockte bei vielen Baumarten die Photosynthese. Auch massive Schäden im Bereich des für die Wasser- und Nährstoffversorgung wichtigen Feinwurzelsystems können die die Folge sein. Dies kann noch Jahre später zum Absterben der Bäume führen.

Der Bund Naturschutz mahnt angesichts der Entwicklung zu konsequentem Baumschutz in München. „Kastanienminiermotte und trockene Sommer sind nur zwei von vielen Stressfaktoren, unter denen unsere Bäume leiden. Damit wir uns auch in Zukunft noch an großen gesunden Bäumen freuen können, müssen wir unsere Bäume schon heute bestmöglich schützen und erhalten. Speziell in der Stadt sollte kein alter Baum leichtfertig gefällt werden. Noch nie waren hier die Wuchsbedingungen für Bäume so schwierig wie heute“ so Hänsel.

Klimaexperten gehen davon aus, dass Hitzeperioden, wie wir sie im vergangenen Sommer erlebt haben, in Zukunft eher die Regel denn die Ausnahme sind. Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist hier der Auslöser. Wissenschaftler konnten zeigen, dass sich die Austriebs- und Blühzeitpunkte unserer Pflanzenarten infolge des Klimawandels verschieben. Dabei wird die allgemeine Temperaturerhöhung im Bereich der Städte noch verstärkt. Städte wirken als Hitzeinseln, wo die Durchschnittstemperatur gegenüber dem Umland nochmals merklich höher liegt.

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