Wer hat die Sigi-Sommer-Statue versteckt?

Wer diese Woche Einkäufe in der Innenstadt erledigt oder nur herum spaziert, der sollte unbedingt einen kleinen Abstecher zum Roseneck machen. Nicht etwa, um sich die Nase an den Schaufenstern platt zu drücken oder beim Vinzenzmurr eine köstliche Leberkässemmel zu verspeisen. Viel eher, weil seit gestern das Sigi Sommer-Denkmal verhüllt wurde und das Ganze einen besonders spannenden Effekt hat. Julia Fröbel vom Green City e.V. hat mit uns ein bisschen über die Aktion geredet und uns im Interview verraten, ob sie mit Leib und Seele Fußgänger ist.

Der berühmteste Spaziergänger Münchens, Sigi Sommer, verweilt in Bronze gegossen in der Fußgängerzone. Als Blasius der Spaziergänger philosophierte und kommentierte er in seinen Kolumnen den Münchner Alltag – und das über fast vier Jahrzehnte lang. Da hat der Blasius einiges an Entwicklung und wilden Geschichten miterlebt. Läuft man dem Standbild entgegen oder dran vorbei, kann man nicht anders, als an die Bedeutung des – umweltfreundlichen – Fußverkehrs zu denken. Anlässlich des 99. Geburtstags von Sigi Sommer wurde er nun verhüllt. (Mehr Infos dazu findet ihr hier) Man erkennt das Denkmal nur, bei entschleunigter Betrachtung.

Julia Fröbel von Green City hat uns die brandheißen News geliefert, was beim Sigi so alles los ist und was hinter der Aktion steht!

Grün&Gloria: Wie ist der Stand der Dinge beim verhüllten Sigi Sommer im Moment? Man sieht ihn ja nur, wenn man langsam an ihm vorbeischlendert, richtig?
Julia Fröbe: Ganz genau. Also er ist verhüllt mit Bannern, auf denen Informationen zu Sigi Sommer, zur Kunstaktion diese Woche und zum Spaziergang am 11.September draufstehen. Mann kann auch ganz nah ran gehen und auf gutes Licht hoffen. Es ist etwas abhängig vom Lichteinfall und dem Stand der Sonne, wie gut man ihn sehen kann. Ein bisschen tricky ist es schon, ihn zu sehen!

Sind denn viele neugierige Leute da?
Es zieht auf jeden Fall Aufmerksamkeit auf sich! Es laufen relativ viele Leute über den Tag verteilt vorbei und bleiben auch stehen. Sie gucken sich das an und sind eben neugierig: Was steht da drauf? Was geht hier vor sich? Wenn man nicht weiß, dass da normalerweise das Sigi Sommer-Denkmal steht, ist man vielleicht etwas irritiert, was dort passiert. Es erregt eben Aufmerksamkeit. Außerdem steckt doch in jedem eine Grundneugier. Passanten und Beobachter haben definitiv Interesse an Sigi Sommer und der Aktion.

Kennt die Generation, die mit Autos und einer schnellen Mobilität aufgewachsen ist, denn Sigi Sommer noch?
Leider nicht, Außer man kennt das Denkmal. Unglücklicherweise ist er nicht mehr so bekannt. Aber das soll die Aktion natürlich auch ändern! Wir richten unsere Botschaft sehr an das etwas jüngere Publikum – zwar nicht ausschließlich, aber wir möchten ihnen diese Art von Mobilität wieder nahe bringen. Generell haben wir bemerkt, dass wir mit mit dem, was wir tun, querbeet alle Altersgruppen ansprechen. Man darf aber bei dem ganzen Verhüllungsprojekt nicht vergessen: Das Denkmal und die Aktion stehen für sich. Jeder der interessiert ist, ist herzlich eingeladen um zu gucken oder um sich zu informieren. 

Die Art von Mobilität, der Ihr wieder eine Stimme gebt, hat Sigi Sommer vorgelebt. Ist es wirklich so in Vergessenheit geraten, zu Fuß zu gehen?
Ich glaube, dass man zumindest nicht mehr bewusst zu Fuß geht. Man legt viele Wege zu Fuß zurück, aber man ist sich dessen leider nicht mehr bewusst, dass es eine Mobilitätsform ist. Als Mobilitätsform werden meistens das Auto, das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel angesehen. Zu Fuß gehen – das macht man man schnell. Aber man entscheidet sich nicht bewusst dazu, zum Beispiel den Weg in die Arbeit zu Fuß zurück zu legen. Das kommt eher selten vor. Es ist eben nicht so schnell wie das Fahrrad oder das Auto. Zudem geht ja in gewisser Weise auch um die Entschleunigung der Mobilität, das heißt: weniger Hektik im Alltag und sich für die Dinge Zeit nehmen.

Warum soll es entschleunigt werden?
Man muss einfach mal raus aus der Hektik. Eine Nachhaltige Mobilität braucht Entschleunigung und ist fest mit dieser verbunden. Das fängt bei einfachen Überlegungen an: Ich kann zum Beispiel den Zug nehmen, der eventuell eine Stunde länger braucht, aber viele kleine Dörfer passiert. Oder man verzichtet bewusst auf das Flugzeug und legt die Strecken anders zurück – sofern das möglich ist natürlich. 

Hand auf’s Herz, Julia. Gehst Du zu Fuß?
Ja, sehr gerne sogar. Auch in die Arbeit, aber ich wohne sehr geschickt daüfr. Ich brauche nur zwanizig Minuten zu Fuß. Manchmal nehme ich auch das Fahrrad, logisch. Aber ist ja beides super für die Umwelt.

Vielen Dank für das nette Gespräch, Julia!!

Am 23. August enthüllt Hep Monatzeder, dritter Bürgermeister, zusammen mit Ute Leucht vom Netzwerk Slowmotion dann das Standbild. Die Enthüllung findet im feierlichen Rahmen und im Beisein von Zeitzeugen Sigi Sommers statt. Alle Infos findet ihr gesammelt unter folgender Veranstaltung: Sigi Sommer-Aktion

Mehr Informationen zum Netzwerk Slowmotion unter www.greencity.de oder und zur Walk21 unter www.walk21munich.com.

Termin: Freitag, 23.August 2013, 11:30 – 12:00 Uhr
Veranstalter: Netzwerk Slowmotion bei Green City e.V.
Ort: Sigi Sommer-Denkmal, Roseneck, 80331 München

Fotos:
Rainer Sturm / pixelio.de
Wolfgang Dirscherl / pixelio.de

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