Wir haben Münchens erstes Solarauto Sion getestet

Vor zwei Jahren waren die Stimmen der drei Gründer Laurin Hahn, Jona Christians und Navina Pernsteiner noch ein wenig zittrig, ein bisschen Aufregung lag in der Luft, klar – das Projekt steckte noch in den Kinderschuhen. Sie fragten: Wie veraltet das Konzept eines Verbrenners und ob es nicht umweltschonendere Alternativen gäbe. Auf welchen Anklang das Solarauto Sion von Sono Motors stoßen würde, konnte niemand ahnen. 

Ist ein E-Auto wirklich umweltschonender?

Auf die Frage, ob ein Elektroauto umweltschonender ist als ein Verbrenner, musste Anne-Sophie Scharrer teils verneinen. Laut ihr sind die Akkus immer das schwarze Schaf eines jeden E-Autos. „Wir sind in den Anfangsschuhen der E-Mobilität und es wird sich noch einiges tun. Die Menschen sind bisher immer einen Verbrenner gefahren und wissen eigentlich gar nicht, wie lange die Entwicklung eines Elektroautos gedauert hat, bis es letztendlich auf dem heutigen Stand ist“. Die Produktion eines E-Autos ist umweltschädlicher als die eines Benzin oder Dieselfahrzeuges, auf den gesamten Lebenszyklus gesehen ist das Elektroauto jedoch umweltfreundlicher als ein Verbrenner.  Sono Motors  kompensieren das Ganze zudem. „Wir lassen errechnen , wie viel CO2 bei der Produktion eines Sions entsteht und werden das dann innachhaltige Projekte umwandeln, um den Prozess grüner zu gestalten“..

„Wir finden, der Sion ist ein gelungenes Auto um in der Stadt von A nach B zu kommen. Längere Strecken stellen, wie bei den meisten günstigeren Elektro-Autos, ein Problem da. Ein Wochenendtrip an den Tegernseer mit seinen Liebsten ist aber auf jeden Fall drinnen.“

Unsere Probefahrt

Nach dem die bisherigen Probefahrten-Touren ein großer Erfolg war, folgte 2018 eine vierte. Dieses Mal nicht nur in Deutschland, sondern zusätzlich in Italien, der Schweiz und in Österreich. Auch wir hatten die Möglichkeit im Rahmen der eMove360 Messe den Sion testzufahren.

Bei einem Prototypen denkt man an ein als Muster dienendes, ausbaufähiges Konzept, man sieht an ihm, was besser gemacht werden muss und wo die Stärken des Produktes liegen. Nicht so beim Sion, die zwei existierenden Prototypen sind beide komplett einsatzfähig und haben sogar eine Straßenzulassung.

Die nahtlose Beschleunigung des Klein-Familienwagens ähnelt dem eines Sportwagens. Das liegt mitunter an den fehlenden Gängen, der Sion gibt durchgehend Gas. Dennoch wird die Beschleunigung in den höheren km/h Bereichen geringer als bei einem Verbrenner, da die Übersetzung zu klein ist – die Gänge fehlen.

Das Fahrverhalten ist generell gut, vergleichbar mit einem normalen Kompaktwagen, einem VW Lupo beispielsweise. Die Bremsen griffig und die Lenkung ist direkt, dennoch ein sehr komfortables Auto. An die „Motorbremse“ muss man sich gewöhnen, sobald man vom Gas geht, fällt diese sehr stark aus und wirkt wie ein kleines Abbremsen.

 

Open-Source statt Werksatt

Aus den geplanten 150.000 Euro dank Crowd-Funding wurden sagenhafte 800.000 Euro, unter anderem durch drei große Investoren und Crowd Investing (Geldgeber werden zu „kleinen“ Anteilsinhabern).

Das Projekt basiert zudem auf dem Open-Source Prinzip. Das Werkstatthandbuch liegt offen und einige CAD-Dateien des Models können eingesehen werden, somit kann das Auto theoretisch nachgebaut werden. Geplant ist in Zukunft ein Werkstattpartner, die Verhandlungen hierfür sind noch im Gange.

Hard Facts zum Sion: Die Batterie hält 250 Kilometer, während die Solarzellen am Tag Strom für bis zu 30 Kilometer liefern können. Ein externes Laden ist natürlich auch möglich, entweder durch einen anderen Sion (das Powersharing wird Bisono gennannt) oder einfach durch ein Laden am Stromnetz. Das Auto verfügt über eine CSS, Typ 2 Stecker und eine Haushaltssteckdose (Schuko).

16.000 Euro wird der Sion kosten, der größte Posten hierbei ist der Lithium-Ionen-Akku für 4.000 Euro (zum Vergleich, der eines Tesla Model S kostet 17.000 Euro). Das Interieur ist sehr schlicht gehalten, wobei das Armaturenbrett mit einem kleinen verglasten Biotop aus Moos einen echten Eye-Catcher darstellt. Das Moos versorgt sich selbst, muss aber im besten Fall alle 2 Jahre erneuert werden. (Keines Top-Up, die Luftqualität im Auto wird um bis zu 20 Prozent verbessert.)

 

So läuft die Produktion

2019 wird die Produktion starten, bereits 8.140 Reservierungen gibt es bis Dato für das Solar-Auto. Das Herstellen der Autos übernimmt eine andere Firma.

„Wir Outsourcen die Produktion komplett, wir überlassen das jemandem, der weiß, wie man Autos zusammenbaut. Eins kann ich aber schon mal verraten: Es wird in Europa sein“, so Anne-Sophie Scharrer, Senoir Eventmanagerin der Sono Motors GmbH.

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