Münchens nachhaltiger Verlag oekom wird 30 Jahre alt

30Jahre_Team_oekom

Dass Bücher auf recyceltem Papier gedruckt werden, ist auch heute noch nicht Gang und Gäbe. Um so schöner, dass ein Münchner Verlag seit 30 Jahren genau das durchsetzt und Nachhaltigkeit und Ökologie nicht nur in den publizierten Büchern und Magazinen zum Thema macht, sondern tatsächlich danach arbeitet.

Doch bis dahin war es ein langer Weg. In unserem Interviewbogen stellen wir den oekom Verlag vor. 

5 MAL oekom Verlag

  1. Worum geht es im Verlag?

Unser Name ist unser Programm: oekom steht für »ökologische Kommunikation«. Wir sind einer der führenden Verlage für Ökologie und Nachhaltigkeit im deutschsprachigen Raum. Seit mittlerweile 30 Jahren eröffnen wir neue Denkräume in diesem Themenfeld und tragen diese mit unseren Zeitschriften, Büchern, Ratgebern, Broschüren und Online-Medien in die Öffentlichkeit. Über 2.500 Autor(inn)en und Kooperationspartner(innen) sind unser Netzwerk. Zusammen mit ihnen suchen, finden und beschreiten wir neue Wege für eine zukunftsfähige Gesellschaft.

  1. Warum tut ihr das?

Ganz zu Beginn ging es uns vor allem darum, die Umweltkrise überhaupt ins Bewusstsein zu heben. Wir wollten zeigen, warum wir nicht so weiter leben und wirtschaften können wie bisher – und dass der Klimawandel oder die Folgen von Technologien wie Atom- und Gentechnik uns alle angehen. Heute tragen wir wichtige Themen wie Klimaschutz und Artenvielfalt in die Öffentlichkeit.

Unser Anspruch ist es, zukunftsfähigen Lesestoff zu schaffen und zu neuem Handeln zu inspirieren. Unser Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Dafür übernehmen wir auch selbst Verantwortung – etwa, indem wir uns in sozialen Initiativen und umweltpolitischen Bündnissen engagieren oder unsere Unternehmenskultur besonders mitarbeiterfreundlich gestalten.

  1. Wie lang war der Weg von der Idee bis zur Umsetzung?

Ihren Anfang nahm die Geschichte von oekom 1987. Damals überzeugte unser Verleger Jacob Radloff die Ernst-Friedrich-Schumacher-Gesellschaft für politische Ökologie davon, ihren Mitgliederrundbrief in eine Fachzeitschrift umzuwandeln. Diese erschien von da an unter dem Namen »politische ökologie«. 1989 gründete Jacob Radloff dann das »Kommunikationsbüro für Ökologie und Kommunikation (ökom)«. Vom querdenkenden Ein-Mann-Unternehmen hat sich dieses Büro mittlerweile zu einem gestandenen Kleinverlag entwickelt, der heute rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, elf Zeitschriften publiziert, pro Jahr über 60 Bücher herausbringt und 2019 sein 30jähriges Bestehen feiert.

  1. Wie kann man mitmachen?

Bei sich selbst anfangen und der Nachhaltigkeit im eigenen Alltag (mehr) Aufmerksamkeit widmen. Zum Mitdiskutieren und Netzwerken empfehlen wir auch die Veranstaltungen des oekom e.V., die regelmäßig in unserem Verlagsgebäude im »münchner zukunftssalon« stattfinden (Infos unter www.oekom-verein.de). Oder ganz direkt: Einfach unsere Stellenausschreibungen auf oekom.de beobachten!

  1. 3 wichtige Meilensteine, die in den letzten 30 Jahren erreicht wurden:

Da gibt es einige! Zum Beispiel haben wir schon relativ früh die Postwachstums-Idee zum Thema gemacht und konnten dazu sehr prominente Namen wie Tim Jackson und Niko Paech als Autoren gewinnen. Oder ganz aktuell unsere Ratgeber, die wir seit 2016 verlegen. Hier haben wir mit »Besser leben ohne Plastik« von Nadine Schubert und Anneliese Bunk voll den Nerv der Zeit getroffen – und Plastikvermeidung als einer der Ersten auf die Agenda gebracht.

Besonders stolz sind wir auch auf unsere neue Crowdfunding-Plattform oekom crowd, ein für die Buchbranche bislang einzigartiges Projekt. Hier werden LeserInnen zu Verlagsmenschen und entscheiden mit darüber, welche innovativen Projekte zu ökologischer und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit so relevant sind, dass sie publiziert werden und möglichst große Resonanz erfahren sollen.

4 MAL MÜNCHEN

  1. München in drei Worten:

Zu viele Autos!

  1. Wo ist in München für Dich/Euch die Welt immer in Ordnung?

Wir würden sagen das hängt ziemlich stark von der jeweiligen Stimmung ab. Ein Abstecher an die Isar lohnt sich aber grundsätzlich IMMER, egal ob man mal Zeit für sich braucht oder Freunde treffen möchte. Ansonsten natürlich auch in den zahlreichen Biergärten der Stadt mit gutem Essen, netten Leuten und im besten Fall viel Sonnenschein.

  1. Wochenends: Dein/Euer Ausflugstipp(s?) im Münchner Umland?

Bei den vielen wunderbaren Seen hier im Umland tun wir uns tatsächlich schwer einen Lieblings-Ausflugsort zu küren. Alle, die sich den Tegernsee einmal genauer anschauen möchten, sollten unbedingt dem Boarhof einen Besuch abstatten. In einem Hofladen und einem kleinen Hofcafé verwöhnen Maria und Markus Bogner ihre Gäste mit Produkten vom eigenen Biohof. Unbedingt dort frühstücken!

Ein klasse Ausflugstipp, für den man weder Auto noch Bahnticket braucht, ist unserer Meinung nach eine Radltour entlang der Isar: frische Luft, Bewegung und Wasser direkt vor der Haustüre. Für ein kleines Päuschen zwischendurch lohnt sich ein Besuch im Café Isarlust im Alpinen Museum.

  1. Kultur-Tipp: Was sollte man sich in München zurzeit anschauen?

Ein paar eingefleischte 60er Fans unter uns sind sich sicher: ein Spiel von 1860 München. Für alle Theatergänger empfehlen wir das neu eröffnete Gärtnerplatztheater und die Oper „Karl V“ in der Bayerischen Staatsoper. Aktuell sind die Temperaturen dafür leider noch zu niedrig, im Sommer öffnet aber wieder das Freilichtkino „Kino, Mond & Sterne“ auf der Seebühne im Westpark. Mit Isomatte und Picknickkorb kann man unter dem Sternenhimmel tolle Filme gucken.

3 MAL Team-oekom

  1. Wie seid ihr/bist du in München am liebsten unterwegs?

Ganz klar: per Muskelkraft, auf zwei Beinen oder mit dem Fahrrad.

  1. Welches Buch sollte jeder lesen?

Aus aktuellem Anlass (Stichwort „Volksbegehren Artenvielfalt“) und da es gerade auf den Frühling und Sommer zugeht: unser neues Buch „Das große Insektensterben“ von Andreas Segerer und Eva Rosenkranz. Spannend wie ein Krimi liest sich Alexander Schiebels Buch „Das Wunder von Mals“.

Doch lesen wir natürlich nicht nur Bücher aus dem oekom verlag, sondern verschlingen auch ganz viele andere Bücher. Für alle Romanleser empfehlen wir „Schwere Knochen“ von David Schalko und die Familiensaga „Das achte Leben“ von Nino Haratischwili.

  1. Der beste Song zum Weltverbessern?

Wir haben da eine ganze Playlist auf Lager – immer nur ein Song wird ja schnell langweilig. Darum hier unsere Songauswahl, in der natürlich – wie soll es anders sein – der ein oder andere Klassiker zu finden ist: „I’ve been looking for freedom“, „We are the world“, „Imagine“ und passend zur anhaltenden Achtsamkeitswelle „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“.

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